Möchtest du die Milchbildung anregen, damit dein Baby nach der Geburt genug Muttermilch bekommt? Dann bist du hier richtig. Wir versprechen keine Wunder, sondern geben echte Tipps, welche Verhaltensweisen den Milchfluss in Gang bringen und welche eher hinderlich sind.
Trick 1: Geduld, Geduld und eine Prise Zuversicht
Wir starten mit einer Entspannungsübung: Du darfst dich zurücklehnen und zuversichtlich lächeln, denn der Milcheinschuss kommt!
Wusstest du, dass Babys in den ersten Tagen nach der Geburt ohne gesundheitliche Probleme bis zu 10 Prozent ihres Körpergewichts verlieren dürfen? Das hat die Natur extra so eingerichtet. Denn wie lange es bis es zum Einschießen der Übergangsmilch dauert, ist unterschiedlich. In der Regel sind es 2 bis 3 Tage. Nach einem Kaiserschnitt dauert es tendenziell etwas länger, also 3 bis 4 Tage (Baby trotzdem anlegen!).
Keine Sorge, dein Baby leidet in der Zwischenzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Mini-Portionen Kolostrum (Vormilch) reichen ihm zu Anfang völlig. Du musst und solltest also nur dann zufüttern, wenn es zu viel Gewicht verliert. Die Milchproduktion anregen darfst du natürlich trotzdem!
Nicht die Art Tipp, mit der du gerechnet hattest? Dann probiere es damit:
Trick 2: In der Ruhe liegt die Kraft!
Innere Anspannung und Stress beeinflussen die mütterlichen Hormone – so sehr, dass auch der Milchfluss langsamer in Gang kommt. Du willst mit aller Kraft deine Milchproduktion anregen? Versuche einmal, anders an die Sache heranzugehen.
Denn um die Milchbildung anzuregen braucht es also vor allem Entspannung und süßes Nichtstun. Lass andere die Arbeit machen, während du dich nur um dein Baby und dich selbst kümmerst. Ein Grund mehr, das Wochenbett auch wirklich ernst zu nehmen, oder?
Mitunter ist das Leben hektischer ist, als uns lieb ist. Wenn du Geschwisterkinder zu versorgen hast oder Hilfe fehlt, kannst du ganz unkompliziert und kostenlos eine Familienhebamme zusätzlich zur Nachsorge-Hebamme bekommen. Durch ihre Unterstützung bleibt mehr Zeit für dich und dein Baby. So kommst du besser zur Ruhe.
Trick 3: Baby öfter anlegen, und zwar richtig
Ist dein Baby schon auf der Welt? Dann darfst du es sooft anlegen wie du willst. Eine Obergrenze gibt es nicht, alte 4-Stunden-Regeln gelten nicht mehr. Du meinst, es kommt nichts? Mach dir keine Sorgen. Die kleinen Tropfen Vormilch siehst du wahrscheinlich gar nicht. In den ersten Tagen geht es – neben dem Immunboost durch das „Kolostrum“ – beim Anlegen vor allem um die Neuordnung der Hormone und um den Saugreiz als solchen:
Hautkontakt und das Saugen des Babys an den Brustwarzen helfen bei der Ausschüttung der Stillhormone, die die Milchbildung anregen. Schwangerschaftshormone nehmen ab. Wichtig: Nicht benutzte Brüste stellen die Milchbildung (unabhängig von der anderen Brust) ziemlich schnell ein, oder beginnen erst gar nicht damit.
Lass dir am besten von einer stillerfahrenen Hebamme oder einer Stillberaterin frühzeitig zeigen, wie und in welcher Stillposition du dein Baby richtig anlegst. Denn nur eine korrekte Saugtechnik sorgt für die komplette Entleerung der Brust und verhindert Schmerzen. So kannst du späteren Stillproblemen vorbeugen und etwaigen Trinkschwierigkeiten deines Babys früh entgegenwirken.
Hat dein Baby Probleme beim Trinken? Lass nachschauen, ob sein Zungenbändchen verkürzt ist. In der Regel lässt sich das schnell beheben. Gib ihm besser in den ersten Wochen keinen Schnuller, sonst kann es zur Saugverwirrung kommen.
Trick 4: Viel kuscheln
Anlegen erhöht also die Menge der für die Milchproduktion nötigen Stillhormone im Blut … Kuscheln aber auch. Am besten Haut auf Haut! Du darfst ab jetzt alles knuddeln und küssen, das dir in die Finger kommt: dein Baby natürlich, deinen Partner (oder Partnerin), deine Kinder und sogar Hund oder Katze. Das daraufhin ausgeschüttete Oxytocin – auch Bindungshormon genannt – fördert den Milchspendereflex.
Und noch ein Geheimtipp von Hebamme Jana Friedrich, unserer Lieblingsbloggerin: Mit einer bestimmten Massagetechnik – der Oxytocin-Massage – lassen sich Milchproduktion und Milchfluss schon ganz früh im Wochenbett anregen. Im Video zeigt sie, wie es geht. Finden wir großartig!
Auch einfache Brustmassagen, die du selbst durchführen kannst, helfen, den Milchfluss in Gang zu bringen. Lass dir zeigen, wie es geht!
Trick 5: Genug und nährstoffreich essen
Wer keine Reserven hat, kann nicht viel Milch produzieren. Wenn du in der Schwangerschaft zugenommen hast, bist du wahrscheinlich gut versorgt. Dennoch entstehen bei der heutigen Ernährung schnell Mängel, die sich zum Glück ausgleichen lassen.
Beliebte Snacks wie Müsliriegel oder „Stillkugeln“ können bei der Milchbildung helfen. Wichtiger ist eine gesunde, ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung. Hast du nach dem Essen noch Hunger? Wahrscheinlich braucht dein Körper jetzt größere Portionen von den guten Sachen. Iss bunt, frisch, abwechslungsreich und trinke nach Durstgefühl, dann machst du nichts falsch.
Von altbackenen Tipps wie Bier raten wir jedoch ab. Es enthält zwar Hefe und Gerstenmalz, die reich an milchbildungsfördernden B-Vitaminen und hilfreichen Proteinen sind, der Alkohol hemmt jedoch die Oxytocin-Produktion. Besser sind ein Vollkorn-Brot und ein paar Nüsse sowie ab und an ein Glas alkoholfreien „Malztrunk“ (nicht Malzbier, das enthält bis zu 1,5 Prozent Alkohol!). Erwarte davon aber keine Wunder, denn wissenschaftlich belegt ist die Wirkung von Malz nicht.
Trick 6: Brüste komplett entleeren – mit Milchpumpe und per Hand
Kann dein Baby nach der Geburt (noch) nicht richtig trinken oder muss es medizinisch getrennt von dir versorgt werden, stockt die Milchproduktion, bevor sie richtig begonnen hat. Hier kannst du mit Abpumpen gegensteuern. Solange du in der Klinik bist, darfst du dort um eine Milchpumpe bitten und dir zeigen lassen, wie es geht. Achte darauf, immer beide Brüste vollständig zu entleeren.
Bist du schon zuhause? Dann gibt es eine Milchpumpe auf Rezept in der Apotheke (zum Ausleihen). Deine Hebamme oder eine Stilberaterin wissen, wie du die Pumpe richtig benutzt und wie oft. Wenn dein Baby noch nicht saugt, sind es zu Anfang mindestens 8 bis 12 Mal in 24 Stunden. Trinkt es ab und zu, entsprechend weniger.
Eine erfolgversprechende Methode ist das Power Pumping. Hier wird eine „normale“ Pumpsitzung von 15 – 20 Minuten ähnlich wie beim Clusterfeeding durch kurze Pumpintervalle ersetzt oder ergänzt:
5 Min. Pumpen, 5 Min. Pause – immer im Wechsel. Wie es genau geht, steht in diesem Handout (PDF – deutsch) der European Lactation Consultant Alliance.
Keine Panik, wenn beim Pumpen nicht viel kommt. Dein Baby kann das viel effektiver als jede Maschine. Es geht lediglich darum, die Milchbildung anzuregen und aufrechtzuerhalten, solange das natürliche Saugen eingeschränkt ist.
Es gibt Hinweise, dass das Ausstreichen mit der Hand der Milchpumpe sogar noch überlegen ist und mit dem Abpumpen kombiniert werden sollte. Hier findest du eine hilfreiche Anleitungen zum Brust ausstreichen.
Bei einigen wenigen Frauen reicht die Muttermilch tatsächlich nicht aus, weil ihre Milchbildung aus anderen als den hier genannten Gründen gehemmt ist. In diesem Fall können Medikamente – sogenannte Galaktogoga – die Milchproduktion anregen. Sie erhöhen den Prolaktin-Spiegel und werden von Arzt oder Ärztin verschrieben.
Trick 7: Stilltee mit Vorsicht genießen
Stilltee ist umstritten. Dabei geht es zum einen um überteuerte Kräutermischungen aus Drogerien oder Apotheken und zum anderen um solche, die durch Unkräuter auf den Feldern giftige Pyrrolizidinalkaloide enthalten. Welche das 2017 waren, kannst du hier nachlesen.
Auch andere künstliche oder natürliche Toxine können enthalten sein, die möglicherweise schädlich sind. So rät die Europäische Arzneimittelagentur EMA Schwangeren seit 2023 dazu, auf Produkte mit Fenchel, Anis und Zitronengras ganz zu verzichten, weil sie Estragol enthalten – ein natürlicher Stoff, der in Tierversuchen krebserregend war und mit der Muttermilch auf das Baby übergehen kann.
Stilltees enthalten Fenchel und Anis. Was also tun? Die einzelnen Bestandteile von Milchbildungs-Tees haben eine günstige Eigenschaft gemeinsam. Sie wirken entspannend und entkrampfend. Ist Stress der Grund für holprig startende Milchproduktion, kann eine Tasse leichter Melissentee am Tag also auch helfen. Kommt die Milchproduktion nach ein paar Tagen nicht in Gang, liegt es an etwas anderem.
Übrigens: Viel hilft nicht viel, im Gegenteil! Trinkst du zu viel Tee, kann sich die Wirkung ins Gegenteil umkehren.
Manche Stilltee-Mischungen enthalten Bockshornkleesamen. Ihnen wird aufgrund ihrer hormonähnlichen Inhaltsstoffe eine Milchbildung-fördernde Wirkung nachgesagt. Eindeutig bewiesen ist sie jedoch nicht. Zudem müssen Allergikerinnen aufpassen, weil Bockshornklee bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen oder verschlimmern können. Möchtest du Bockshornkleesamen ausprobieren, lass dich am besten medizinisch begleiten. Dasselbe gilt für Mariendistel.
Haben dir unsere Tipps zum Milchproduktion anregen geholfen? War etwas Neues für dich dabei? Wir freuen uns immer über einen Kommentar von dir!
Quellen
- Still-Lexikon: Die Milchmenge steigern: Wie man mehr Milch bilden kann: https://www.still-lexikon.de/steigerung-der-milchbildung-der-theoretische-hintergrund/ (abgerufen am 08.02.2023)
- Still-Lexikon: Abpumpen oder per Hand gewinnen? https://www.still-lexikon.de/abpumpen-und-aufbewahren-von-muttermilch/#abpumpen-oder-per-hand (abgerufen am 08.02.2023)
- ZDF: Krebserregende Stoffe in Schwangerschafts- und Stilltees: https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/krebserregende-stoffe-in-schwangerschafts-und-stilltees-100.html (abgerufen am 08.02.2023)
- Elacta – European Lactation Consultants Alliance: https://www.elacta.eu/