Kindbettfieber ist eine seltene, aber ernsthafte Erkrankung von Müttern im Wochenbett. Sie beginnt als Entzündung einer Geburtswunde und kann sich rasch auf den gesamten Körper ausbreiten. Erfahre mehr dazu hier.
Das Wichtigste in Kürze
- Kindbettfieber beginnt mit einer bakteriellen Infektion, die kurz nach der Geburt auftritt. Gefährlich wird es dann, wenn sich die Keime über das Blutgefäßsystem im ganzen Körper ausbreiten.
- Hauptursache ist mangelnde Hygiene während der Geburt oder im Wochenbett.
- Die Behandlung erfordert schnelles ärztliches Eingreifen und in der Regel Antibiotika.
- Beim Hauptsymptom Fieber im Wochenbett solltest du nicht lange zögern und Rat bei deinem Arzt oder deiner Hebamme suchen.
Was ist Kindbettfieber?
Kindbettfieber ist eine bakterielle Infektion, die bei Frauen im Wochenbett auftreten kann und sich rasch im Körper ausbreitet. In Deutschland erkranken etwa 5 Prozent der Frauen am Kindbettfieber.
Beginn der Erkrankung ist immer eine entzündete Verletzung bzw. Wunde, die durch die Geburt entstanden ist. Das kann eine Kaiserschnittnarbe sein, ein Riss im Zervixkanal oder in der Scheide oder aber auch eine unvollständige Plazentaablösung bzw. Entzündung der Plazentahaftstelle, also an der Gebärmutterschleimhaut. Auch ein Wochenflussstau kann Ursache sein. Gefährlich wird es immer dann, wenn sich die Keime über das Blutgefäßsystem im ganzen Körper und damit auf verschiedene Organe ausbreiten. Mediziner nennen das Kindbettfieber deshalb auch Wochenbett- oder Puerperalsepsis.
Das Kindbettfieber kann sich als schwerwiegender gesundheitlicher Zustand entwickeln, der sofortige ärztliche Aufmerksamkeit erfordert. Die Symptome können von Fieber und Schüttelfrost bis hin zu Bauchschmerzen und einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands reichen.
Was sind die Ursachen?
Häufigste Ursache des Kindbettfiebers ist die Infektion der Gebärmutter (Endometritis puerperalis), die durch mehrere Keime ausgelöst wird und mit Fieber, Empfindlichkeit im Uterusbereich und unangenehm riechendem Ausfluss einhergeht. Die Keime können bereits während der Entbindung in die Gebärmutter gelangen. Aber auch mangelnde Hygiene während der Geburt oder im Wochenbett kann eine Infektion begünstigen.
Bakterien wie Streptokokken, Escherichia coli (E.coli) oder Staphylokokken gelangen so von außen durch den noch weit offenen Muttermund an die Wunde im Unterleib und können sich dort rasant verbreiten, wenn sie nicht behandelt werden. Das Risiko einer Infektion liegt dabei nach einem Kaiserschnitt mit 27 Prozent deutlich höher als nach einer vaginalen Geburt (ein bis drei Prozent).
Auch wenn der Wochenfluss ins Stocken gerät oder die Nachwehen zu schwach sind, kann es im Wochenbett zu einer Infektion kommen. Wenn du diesen sogenannten Lochialstau früh bemerkst, helfen oft schon kleine Maßnahmen wie Ruhe, Massage, Wärme oder Bauchlage. Melde dich deshalb möglichst schnell bei deiner Hebamme. Dasselbe gilt für eine Harnwegsinfektion und eine Brustentzündung (Mastitis).
Wie erkenne ich Kindbettfieber?
Es gibt mehrere Symptome, die auf das Kindbettfieber hinweisen können:
- erhöhte Temperatur, die sich zu Fieber (> 38 Grad an 2 Tagen während der ersten 10 Tage nach der Geburt) ausweitet
- Stirnkopfschmerz
- Druckschmerzen im Unterleib
- weicher Uterus und verzögerte Uterusrückbildung
- Übelkeit und Erbrechen
- Wochenfluss mit unangenehmem Geruch
- vaginale Blutungen
Bemerkst du eines oder mehrere dieser Symptome bei dir, solltest du schnell einen Arzt aufsuchen. Aber auch wenn dein Wochenfluss ins Stocken gerät, solltest du nicht lange zögern, dir medizinischen Rat zu holen. Denn das Kindbettfieber schreitet rasch voran und kann – wie jede unbehandelte Blutvergiftung (Sepsis) – sogar lebensbedrohlich für dich werden. Doch gut vorbereitet wird es bei dir gar nicht so weit kommen: Hol dir unsere kostenlose babelli-Schwangerschafts-App. Darin erhältst du wertvolle Informationen wie diese und lernst noch viel mehr über die schönen Seiten deiner Schwangerschaft. Erfahre zum Beispiel, wie sich dein Baby von Woche zu Woche entwickelt.
Zu den Anzeichen einer Sepsis zählen eine erhöhte Temperatur über 39 Grad oder unter 36 Grad mit Schüttelfrost, schneller Puls, innere Unruhe, Herzrasen, eine erhöhte Atmung, Gliederschmerzen, starkes Grippegefühl sowie Erbrechen, Durchfall und Bewusstseinseintrübungen.
Wie wird Kindbettfieber behandelt?
Sobald bei dir ein Kindbettfieber diagnostiziert wurde, wirst du in der Regel schnell behandelt: Du wirst wahrscheinlich ein Antibiotikum bekommen und womöglich Medikamente, die die Gebärmutterkontraktion fördern. In schweren Fällen können auch chirurgische Eingriffe notwendig sein, um etwa Gewebereste aus der Plazenta zu entfernen. Um mögliche Komplikationen zu minimieren, ist es wichtig, dass die Erkrankung rechtzeitig erkannt und behandelt wird.
Wenn du stillst, musst du keine Angst vor einem Antibiotikum haben: Es gibt heute Wirkstoffe, die sich gut mit dem Stillen vereinbaren lassen und deinem Baby nicht schaden. Dein Arzt wird die entsprechend beraten.
Wie kann man Kindbettfieber verhindern?
Um das Risiko einer Infektion zu minimieren, solltest du auf sorgfältige Hygiene während der Geburt und im Wochenbett Wert legen. Auch das medizinische Fachpersonal achtet heute selbstverständlich auf strenge Hygienemaßnahmen. Überdies ist es wichtig, mögliche Symptome von Kindbettfieber zu kennen und bei Verdacht sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Zu den Hygienemaßnahmen zählen auch sorgfältiges Händewaschen vor und nach jedem Gang zur Toilette sowie die Reinigung der Scheide mit warmem klarem Wasser. Um Infektionen zu vermeiden, solltest du Binden häufig wechseln, keine Tampons benutzen sowie ungeschützten Geschlechtsverkehr während des Wochenbetts vermeiden.
Auch Streptokokkeninfektionen wie eine Mandelentzündung oder Scharlach im familiären Umfeld können die Infektionsgefahr erhöhen. Achtet deshalb wirklich gut auf eine korrekte Hygiene.
Fazit
Kindbettfieber ist zwar eine seltene, aber ernsthafte Erkrankung, die nach der Geburt auftreten kann. Wir wollen, dass du diese potenziell gefährliche Infektion kennst und daher besonders auf eine gute Hygiene im Wochenbett achtest. So kannst du dein Infektionsrisiko verringern. Wenn du verdächtige Symptome bemerkst, solltest dich sofort in ärztliche Behandlung begeben.
Hast du weitere Fragen oder benötigst weitere Informationen zum Thema Kindbettfieber nach der Geburt? Schreibe uns gerne einen Kommentar.
Quellen
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