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Wenn es innerhalb des Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreises zu einem Trauerfall kommt, stellen sich Eltern zügig die Frage: Ist es angemessen, mein Kind mit zur Beerdigung zu nehmen? Wir klären in diesem Artikel alle Dinge, die bei kleinen Herzen und großer Trauer zu beachten sind.
Nur eine Frage des Alters?
So viel vorab: Es gibt keine klar festgelegte Altersgrenze, ab wann ein Kind an einer Beerdigung teilnehmen kann.
Wichtig zu wissen ist, dass ein Kleinkind (1 bis 3 Jahre) sowohl sprachlich als auch emotional nicht oder nur in Ansätzen versteht, was bei einer Beerdigung passiert. Häufig finden gerade Kleinstkinder zwischen 1 und 2 Jahren eine solche Zeremonie hauptsächlich spannend oder suchen währenddessen verstärkt die Nähe ihrer Eltern, weil die Situation zunächst neu und unbekannt ist.
Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass ein Kind nur mit zu einer Beerdigung gehen kann, wenn es mindestens 3 Jahre alt ist.
Bedeutender ist bei dieser Entscheidung eher:
- Die Nähe des Kindes zur verstorbenen Person
- Die Näher der Eltern zur verstorbenen Person
- Die emotionale Reaktion des Kindes
- Was möchte das Kind?
Beispiele:
- Charlie ist 2, als ihre geliebte Oma, die mit im selben Haus gewohnt hat, verstirbt. Seitdem sucht Charlie Oma noch regelmäßig im Haus und ruft nach ihr. Auch wenn Charlie noch jung ist, ist es hier empfehlenswert, sie mit zur Beerdigung zu nehmen. Die Zeremonie und eine gute Vorbereitung vorab können Charlie dabei helfen, zusammen mit den übrigen Familienmitgliedern Abschied von Oma zu nehmen und zu verstehen, dass sie nun nicht mehr im Haus ist.
- Robin ist 4, als Nachbar Hubert nach langer Krankheit verstirbt. Er hatte mit ihm kaum Kontakt. Er fragt seine Mama, ob er mit zur Beerdigung gehen darf. Hier ist es empfehlenswert, Robins klarem Bedürfnis nach Abschied nachzukommen und es ihm nicht zu verwehren. Dadurch setzen die Eltern den Grundstein für Robins kommende Erfahrungen mit den Themen Tod, Trauer und Abschied.
- Lou ist 8, als die beste Freundin ihrer Mutter stirbt. Da ihre Mutter trauert, kann sie aktuell nicht mit Lou über den Tod ihrer Freundin sprechen oder die Emotionen von anderen Menschen aushalten. Hier ist es empfehlenswert, mit Lou ein Gespräch zu führen, warum es ihrer Mama gerade so geht, wie es ihr geht und dass das nichts mit ihr zu tun hat. Dann könnten die Eltern vorschlagen, dass Lou während der Beerdigung etwa mit ihrer Tante zu Hause bleibt. So könnte die Mutter sich von ihrer Freundin verabschieden, ohne bei der Beerdigung ein Verantwortungsgefühl gegenüber Lou zu haben.
Falls der Umstand des Todes unglaublich dramatisch war und dein Kind vielleicht sogar dabei war, als es passierte (Verkehrsunfall o.Ä.), ist es gut möglich, dass es ein Trauma davon entwickelt. In diesem Fall – wenn nicht schon geschehen – wende dich zeitnah an eine Praxis für Kinder- und Jugendpsychotherapie, alternativ an Familienberatungsstellen oder eure Kinderarztpraxis. Das psychotherapeutische Fachpersonal wird dir dabei helfen, zu entscheiden, was dein Kind jetzt braucht, wie es emotional sicher begleitet werden und ob es an der Beerdigung teilnehmen kann. Denn in erster Linie benötigt es jetzt Halt, Geborgenheit und Schutz.
Die Beerdigung: Das Kind mitnehmen, oder nicht?
Du siehst bereits …
Ob du dein Kind mit zur Beerdigung nehmen solltest oder nicht, ist eine unglaublich individuelle Entscheidung, die von sehr vielen Faktoren abhängt.
Um eine Entscheidung treffen zu können, die sich für dich und dein Kind gut anfühlt, empfehlen wir, dir einmal Zeit zu nehmen und dich zu fragen:
- Wie ist der aktuelle emotionale Zustand deines Kindes – würde es die Trauer (von sich und anderen) auf einer Beerdigung aushalten können? Bedenke, dass alle Gefühle, die dein Kind gerade zeigt, völlig legitim sind. Es geht hier eher um deine Einschätzung als Elternteil, ob dein Kind von der Situation stark belastet ist oder nicht und ob sich das durch die Beerdigung eher verstärken oder verringern würde.
- Kannst du dein Kind angemessen auf die Beerdigung vorbereiten? Oder seid ihr aktuell so mit Organisatorischem rund um die Beerdigung beschäftigt, dass dafür kein Raum ist? Wie sieht es mit deiner eigenen Trauer aus? Ist der Tod des geliebten Menschen für dich aktuell noch so belastend, dass du das Kind gar nicht auffangen kannst? Wenn ja, welche anderen Bezugspersonen könnten dich und das Kind jetzt unterstützen?
- Was sagen die anderen Bezugspersonen? Wie sieht es der andere Elternteil des Kindes und die übrigen Bezugspersonen aus seinem Umfeld? Frage auch (wenn du dich damit gut fühlst) das Kita- oder Schul-Personal nach ihrer Einschätzung.
- Was sagt dir dein Bauchgefühl? Ist es eher ein Ja oder ein Nein? Du bist als Elternteil Experte deines Kindes. Deine Intuition wird dir – nachdem du alles gut abgewägt hast – zeigen, welche Entscheidung du für dein Kind treffen darfst.
Wenn das Kind mitkommt
So bereitest du dein Kind achtsam und liebevoll auf die Beerdigung vor:
Liebe, Geborgenheit & Sicherheit
Frage das Kind vorab, ob es einen Kuscheltierbegleiter, ein Buch oder etwas anderes mitnehmen möchte, was ihm besonders viel Halt und Kraft schenkt. Erkläre deinem Kind, dass du oder andere Bezugspersonen immer da sind, wenn es während der Beerdigung getröstet, in den Arm genommen oder gehalten werden möchte.
Die Gefühle
Lade dein Kind über ein vorbereitendes Gespräch dazu ein, dass es alle Gefühle, die es im Körper spürt, während der Beerdigung zeigen und herauslassen darf. Bereite es darauf vor, dass auch du bei der Zeremonie deine Trauer zeigen wirst. Wichtig ist, dass du dem Kind klarmachst, dass es sich dann keine Sorgen um dich machen muss. Intensive Gefühle gehören in dieser Zeit des Abschieds dazu. Nur wenn wir sie zulassen, können wir sie eines Tages auch wieder ziehen lassen.
Das Kind sollte jederzeit herausgehen dürfen
Besprecht vorab als Erwachsene untereinander, wer mit dem Kind hinausgeht, falls es die Trauerfeier nicht aushalten kann.
Dasselbe gilt insbesondere auch für das Baby und Kleinstkind. Denn gerade bei sehr jungen Kindern kann es natürlich eher vorkommen, dass sie bei der Zeremonie laut werden, weinen oder quengeln. Das ist in dieser Altersstufe die Art und Weise, sich selbst mitzuteilen. Falls du davon verunsichert bist oder falls sich andere Trauergäste davon gestört fühlen, empfehlen wir ebenfalls, für eine kurze Zeit mit dem Baby herauszugehen.
Tipps zur Trauerbewältigung mit Kindern
Für eine bewusste Trauerbewältigung mit deinem Kind empfehlen wir dir:
- Lies dir gerne die Broschüre der Diakonie Deutschland zum Thema durch. Sie berät dich umfassend zum Thema “Wie Kinder trauern. Kinder in ihrer Trauer begleiten” und spricht auch fachkundige Empfehlungen für jede Altersgruppe aus.
- Frage dich vorab: Wie denkst oder sprichst du selbst über den Tod? So wie du über den Tod, den Abschied und die Trauer denkst und sprichst, so wird es auch dein Kind letztlich tun.
- Sprechen, sprechen, sprechen: Gib dir und deinem Kind jetzt ganz viel Zeit, über den Tod und die Trauer zu sprechen und um mögliche Fragen zu klären. Sprechen ist und bleibt die beste Medizin, um Erfahrungen im Leben anzunehmen und eines Tages wieder loslassen zu können. Frage dein Kind auch von dir aus, ob es mit dir darüber sprechen möchte und akzeptiere, wenn es das verneint.
- Gefühle sind zum Fühlen da! Alle Gefühle sind wichtig und richtig. Sowohl bei dir, als auch bei deinem Kind. Selbst die absurdesten Reaktionen und Emotionen können euch dabei helfen, eure Trauer wahrzunehmen und den geliebten Menschen gehen zu lassen. Falls du spürst, dass dich deine Gefühle überfordern und du keinen Raum dafür hast, um die deines Kindes zusätzlich auszuhalten, ziehe weitere Bezugspersonen hinzu, die dich unterstützen. Du darfst immer um Hilfe fragen und musst Herausforderungen im Leben niemals alleine meistern.
- Bücher, Bücher, Bücher! Um Kindern den Tod zu erklären und ihre Trauer altersgerecht zu begleiten, gibt es achtsame und liebevolle Kinderbücher für jede Altersstufe, die wir dir sehr ans Herz legen können.
Diese Bücher sind übrigens auch eine gute Beschäftigung für dein Kind, wenn es nicht mit auf die Beerdigung gehen sollte und mit einer Bezugsperson zu Hause bleibt.
Für Kleinst- und Kleinkinder
Für Klein- und Kitakinder
Für Kita- und Vorschulkinder
Für Kleinst- und Kleinkinder
Für Klein- und Kitakinder
Für Kita- und Vorschulkinder
Wir senden dir und euch von Herzen ganz viel Kraft für diese Zeit des Abschiednehmens. Sei dir sicher, dass sie dir zeigen wird, was gerade das Richtige für dich und dein Kind ist. Denn es sind gerade die Herausforderungen im Leben, die uns zeigen, was wirklich zählt.
Quellen
- Bürgin, Dieter (1993). Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag.
- Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
- Deutsche Traumastiftung e.V. (2023): Was ist ein Trauma? https://www.deutsche-traumastiftung.de/trauma/ (abgerufen am 14.04.2024).
- Diakonie Deutschland (2023): Wie Kinder trauern. https://www.diakonie.de/fileadmin/user_upload/Diakonie/PDFs/Broschuere_PDF/Wie_Kinder_trauern_2023.pdf (abgerufen am 13.10.2023).