Close Babelli.deBabelli.de

Empfängnis: 12 Mythen auf dem Prüfstand

Empfängnis: 12 Mythen auf dem Prüfstand

Zur Empfängnis halten sich hartnäckig viele Mythen. Einige davon werden immer wieder als gut gemeinte Ratschläge an ungewollt kinderlose Paare weitergegeben. Wir räumen auf mit den Ammenmärchen rund ums Thema Schwangerwerden und klären: Was ist Fakt, was ist Unsinn?

1: Der Eisprung findet immer genau in der Mitte des Zyklus statt.

Falsch. Der Eisprung richtet sich nicht etwa nach dem Zeitpunkt der „Mitte des Zyklus“. Er markiert den Übergang von der Follikelphase zur Lutealsphase. Als Follikelphase bezeichnet man die erste Zyklusphase, in der die Eizelle heranreift. Sie kann in ihrer Länge von Frau zu Frau und von Monat zu Monat variieren. Die Lutealphase, also die Phase nach dem Eisprung, dauert jedoch immer zwischen 12 und 16 Tagen, bevor die Periode einsetzt. 

Den Zeitpunkt des Eisprungs kann man nachträglich relativ sicher bestimmen, indem man vom 1. Tag der Periode 12 bis 16 Tage zurückrechnet. Bei einem regelmäßigen Monatszyklus von 28 Tagen (den übrigens die wenigsten Frauen haben), fiele der Eisprung tatsächlich in etwa auf die Zyklusmitte. Bei einem längeren oder kürzeren Zyklus kann er jedoch schon in der ersten Hälfte oder erst in der zweiten Hälfte stattfinden. Wer es genau wissen will, nutzt unseren Eisprungrechner oder berechnet die eigenen fruchtbaren Tage ganz individuell mit den Methoden der Natürlichen Familienplanung (NFP).

Mehr zum Thema

2: Während der Periode kann man nicht schwanger werden.

Falsch, Geschlechtsverkehr während der Periode kann unter Umständen zu einer Schwangerschaft führen. Und zwar dann, wenn du einen verkürzten Zyklus hast. Denn: Der 1. Tag der Periode markiert den Beginn eines neuen Zyklus. Dauert er beispielsweise nur 24 Tage, kannst du davon ausgehen, dass der Eisprung schon in der ersten Zyklushälfte (Tag 8-12) stattfindet. Je nachdem wie lange deine Periode dauert, kann es also schon kurz danach so weit sein. Dazu kommt, dass Spermien bis zu 5 Tage in der Scheide überleben und dort auf eine Eizelle warten können. Hast du also ungeschützten Geschlechtsverkehr während deiner Tage, kannst du trotzdem schwanger werden.

3: Nach dem Sex sollte man liegen bleiben oder Kopfstand machen.

Falsch. Das Liegenbleiben soll offenbar verhindern, dass die Spermien aus der Scheide herauslaufen und so die Chancen einer Empfängnis erhöhen. Doch das ist ein Ammenmärchen. Das Ejakulat des Mannes besteht nur aus einem winzigen Teil aus Spermien, die sich nach dem Austritt in der Scheide verteilen und sich kurze Zeit später schon auf den Weg zu den Eileitern machen. Unterstützt werden sie dabei von einer Sogwirkung deiner Gebärmutter. Selbst wenn du wolltest, könntest du die Spermien also nicht einfach herausspülen, übrigens auch nicht durch einen Toilettengang oder eine Dusche unmittelbar nach dem Sex. 

Möchtest du ein Kind, musst du nach dem Sex also nicht liegen bleiben, das Becken hochlagern oder Kopfstand machen. Die Samenzellen deines Partners finden trotzdem ihren Weg. Dagegen bringt es allerdings auch nichts, das Sperma aus der Scheide zu spülen, wenn du eine Schwangerschaft verhindern willst. In dem Fall solltest du über die „Pille danach“ als Notfallverhütung nachdenken.

4: Rauchen schadet der Fruchtbarkeit.

Richtig. Nikotin schädigt nicht nur die Gesundheit, es hat auch negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen. Bei Männern hemmt es die Spermienproduktion und verringert die Spermienqualität. Bei Frauen wirkt sich Rauchen auf die Eierstockfunktion aus und stört die hormonellen Prozesse für die Eizellreifung. Das bedeutet zwar nicht, dass Raucher und Raucherinnen keine Babys zeugen können. Allerdings kann es bei ihnen weitaus länger dauern, bis es klappt. 

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

5: Stress verhindert eine Schwangerschaft. 

Jein. „Entspannt euch einfach, dann klappt das schon mit der Empfängnis.“ Das ist wohl einer der häufigsten Ratschläge, den sich kinderlose Paare anhören müssen. Dabei ist es nun mal frustrierend und belastend, wenn es mit dem Schwangerwerden einfach nicht klappen will. Der Tipp mit dem Entspannen und „Loslassen“ bewirkt dann mit Sicherheit das Gegenteil und setzt nur noch mehr unter Druck. Wir geben Entwarnung: Inzwischen gibt es einige Untersuchungen, die zeigen, dass emotionaler Stress die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nicht negativ beeinflusst. Erst, wenn der Stress zur Dauerbelastung wird, dir den Schlaf raubt und zu Depressionen führt, können hormonelle Prozesse wie der Eisprung beeinträchtigt werden.

6: Wärme schadet den Spermien.

Stimmt. Nicht umsonst werden die Spermien außerhalb des Körpers in den Hoden gelagert. So haben sie es mit etwa 34 Grad immer 2 bis 3 Grad kühler als die Körperkerntemperatur. Inzwischen ist auch mehrfach untersucht und festgestellt worden, dass hohe Temperaturen der Spermienqualität schaden. Männer mit Kinderwunsch sollten demnach ausgiebige Saunabesuche, häufige heiße Bäder, die Sitzheizung im Auto, das Tragen enger Unterwäsche und das Arbeiten mit Laptop auf dem Schoß reduzieren (hier: Tipps bei schlechtem Sperma). 2020 äußerten Urologen sogar Bedenken, dass wiederkehrende und stärker werdende Hitzewellen aufgrund des Klimawandels langfristig die Zeugungsfähigkeit von Männern beeinträchtigen könnten.

7: Die biologische Uhr tickt nur für Frauen.

Falsch. Allerdings tickt sie für Frauen deutlich schneller als für Männer. Man geht davon aus, dass der Höhepunkt der weiblichen Fruchtbarkeit zwischen 20 und 25 Jahren liegt und danach immer stärker abfällt. Doch auch Männer können nicht für immer und ewig Kinder zeugen. Zwar produzieren sie zeitlebens Spermien, allerdings nehmen sie im Alter an Anzahl und Qualität deutlich ab. Studien zeigen zumindest immer wieder einen Zusammenhang zwischen DNA-Schäden und Mutationsraten und dem Alter des Erzeugers. Eine konkrete Altersgrenze, wie die ‚gefürchtete 35‘ bei Frauen, ist dabei jedoch nicht auszumachen. 

Mehr zum Thema

8: Wer stillt, wird nicht schwanger.

Nein, das ist falsch. Zumindest sollte man sich nicht darauf verlassen. Zwar hemmt das Milchbildungshormon Prolaktin den Eisprung, aber theoretisch kann es trotzdem zu einem kommen. Dabei gilt: Je mehr du stillst, desto wahrscheinlicher bleiben Ovulation und Menstruation zunächst aus. Wenn du voll stillst, ist die Hemmwirkung am größten. Dabei bedeutet „voll stillen“: mind. 6 Mal und insgesamt 80 Minuten am Tag ohne Zufüttern. Doch gewährleistet das noch lange keinen sicheren Verhütungsschutz, denn niemand kann vorhersagen, wann genau dein Eisprung wieder einsetzt. Das ist von Frau zu Frau zum Teil sehr verschieden.

Übrigens: Die 1. Periode nach der Geburt bedeutet nicht, dass du ab DIESEM Zeitpunkt wieder empfangen kannst. Da die Menstruation immer rund 2 Wochen nach dem Eisprung einsetzt, warst du bereits in den Wochen vor der Blutung empfängnisbereit. Hattest du in dieser Zeit ungeschützten Geschlechtsverkehr, kann es zur Befruchtung gekommen sein. Du kannst also auch erneut empfängnisbereit werden, bevor du deine 1. Periode nach der Geburt hattest.

9: Manche Frauen spüren sofort, wenn es geklappt hat.

Falsch, zumindest körperlich ist direkt nach dem Sex noch nichts von einer Schwangerschaft zu spüren. Die Einnistung der befruchteten Eizelle findet erst eine Woche später statt. Und erst dann, also etwa 7 bis 10 Tage nach dem Geschlechtsverkehr, könnten sich auch die ersten Schwangerschaftsanzeichen bemerkbar machen. Manche Frauen spüren dann leichte Einnistungsschmerzen in Form eines Ziehens im Unterleib. Selten kommt es auch zur leichten Blutung (Nidationsblutung).

Das schließt natürlich nicht aus, dass einige Frauen nach dem Sex eine Vorahnung haben. Bestätigt sich der Gedanke, hört man dann oft „Ich habe sofort gespürt, dass es geklappt hat!“. 

10: Täglicher Sex vermindert die Spermienqualität.

Falsch. Täglicher Sex lässt zwar die Spermienanzahl im Ejakulat sinken, steigert aber dafür die Spermienqualität. Das konnte eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigen. 

Mehr zum Thema

11: Manche Frauen haben auch in der Schwangerschaft ihre Periode.

Falsch. Das ist nicht möglich, da es sich bei der natürlichen Periode um ein Abstoßen der Gebärmutterschleimhaut handelt. Würde sie während der Schwangerschaft abgestoßen werden, käme es zum Abort. Allerdings kann es sein, dass während der frühen Phase der Schwangerschaft Blutungen auftreten, die unter Umständen mit der Periode verwechselt werden können. Mehr darüber erfährst du hier: Schwanger trotz Periode.

12: Ein kurzer Zyklus zeigt an, dass kein Eisprung stattgefunden hat.

Nicht unbedingt. Von einem verkürzten Zyklus spricht man bei einer Zykluslänge von < 25 Tagen (Polymenorrhoe). Gründe dafür kann es viele geben, unter anderem auch hormonelle Störungen, die die Eizellreifung und den Eisprung stören. Doch nicht immer sind kurze Zyklen ein Zeichen dafür, dass kein Eisprung stattgefunden hat. Hast du mehrfach verkürzte Zyklen, solltest du dies mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt besprechen. Insbesondere dann, wenn du ein Kind möchtest. Dein Zyklus kann dann gegebenenfalls mithilfe von künstlichen Hormonen oder bestimmten Kräutern reguliert werden.

06637b3eed514fc3b4e86148a127e4ac - Empfängnis: 12 Mythen auf dem Prüfstand

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 19.09.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Kristin Deeb geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert