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Wenn Großeltern sich in die Erziehung einmischen – was du tun kannst!

Wenn Großeltern sich in die Erziehung einmischen – was du tun kannst!
Wenn Großeltern sich in die Erziehung einmischen, müsst ihr das nicht aushalten, sondern dürft einschreiten. / Bild © fizkes, Adobe Stock

“Wenn du so weitermachst, tanzt dir Luca bald auf der Nase herum!” – Wenn dir das bekannt vorkommt, bist du hier genau richtig! In diesem Artikel erfährst du, was du tun kannst, wenn die Großeltern sich in die Erziehung deines Kindes einmischen.

“Das hat uns doch auch nicht geschadet!”

Wenn die eigenen (Schwieger-)Eltern sich in die Erziehung einmischen, kann das ziemlich herausfordernd und belastend sein. 

Manchmal spürt man nicht direkt, dass die Großeltern sich einmischen, sondern eher schleichend, etwa durch Kommentare vom eigenen Kind:

  • “Opa hat aber gesagt, dass ich den Film anschauen darf!”
  • “Bei Omi darf ich aber noch Schokolade nach dem Zähneputzen!”

Deutlich wird es, wenn die Großeltern dir (ungefragte) Ratschläge geben oder Kritik an deiner Erziehung äußern:

  • “Rennst du sofort immer hin? Man muss das Kind auch mal schreien lassen, das hat uns doch auch nicht geschadet.”
  • “Warum erlaubst du Kim so viel? Du musst viel strenger sein, sonst erziehst du Kim zu einem aufmüpfigen Kind! Glaub mir, ich habe schließlich 3 Kinder erzogen.”

Manchmal sind es auch nonverbale Kommunikation (Mimik, Gestik) oder direkte Handlungen, über die sich die Großeltern in die Erziehung einmischen:

  • Du erklärst deinem Kleinkind, dass du ihm kein zweites Eis gibst, weil es gleich Abendessen gibt. Oma zwinkert deinem Kind zu und rollt mit den Augen. 
  • Du bittest dein Kind, sich die Schuhe anzuziehen, woraufhin Opa einschreitet und es ungefragt für das Kind macht.
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Warum mischen sich Großeltern überhaupt ein?

Vermutlich hast du auch ein bisschen Verständnis für die Großeltern. Denn es ist völlig menschlich, dass man sich ohne böse Hintergedanken auch mal irgendwo einmischt oder (ungefragte) Ratschläge verteilt. 

Obendrein ist die Großeltern-Rolle natürlich auch eine angenehme Rolle, weil man nicht die Hauptverantwortung für das Kind trägt und es dennoch in seiner Entwicklung begleiten darf. Manche Großeltern verfallen, vielleicht auch aus Gewohnheit, dann ganz automatisch und unbewusst wieder zurück in ihre frühere Eltern-Rolle.

Hinzu kommt: Da Großeltern selbst Eltern sind, haben sie ihre Erfahrungen beim Thema Erziehung gemacht. Deswegen haben sie auch eigene Meinungen dazu. Dazu bemerken sie vermutlich, dass der Blick auf Kindererziehung in der Gesellschaft stetig im Wandel ist und sich rasant verändert.

Für Menschen, die sich mit Veränderungen schwertun, ist es deshalb vielleicht nicht so einfach mit anzusehen, wenn die eigenen Kinder die Dinge anders machen, als man selbst. 

Aber Ratschläge sind eben auch Schläge. Und wenn das Einmischen bei der Erziehung des Kindes öfter vorkommt, beginnen die Rollen innerhalb eines Familiensystems zu schwimmen und Grenzen werden überschritten. Das kann so weit gehen, dass deine/eure Bindung zu den Großeltern darunter leidet und du ein schlechtes Bauchgefühl hast, wenn ihr euch gegenseitig besucht oder das Kind dort bleibt. 

Und nur, weil sich die Großeltern damit schwertun, dass du anders erziehst, als sie es tun würden, musst du das Einmischen keineswegs blind akzeptieren. 

Ganz im Gegenteil: Du darfst den Großeltern liebevoll Grenzen setzen, unabhängig davon, in welcher Beziehung ihr zueinander steht oder wie oft sie für dich/euch da sind! 

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Wie du bei den Großeltern liebevoll Grenzen setzt

Wir empfehlen dir dafür …

Ein achtsames, respektvolles und klares Gespräch auf Augenhöhe:

  • Die Situation herstellen: Am besten wählst du für das Gespräch einen Moment, wo du oder ihr als Eltern mit den (Schwieger-)Eltern alleine und ohne das Kind seid. Außerdem solltet ihr das Gespräch nicht zwischen Tür und Angel führen, sondern ausreichend Zeit haben. Beispiel: “Oma Trudi, morgen ist Sascha bei einer Freundin. Wir würden in der Zeit gerne einmal mit dir über ein paar Dinge sprechen, die uns und mir wichtig sind.”
  • Die Kommunikation: Erkläre achtsam, respektvoll und gleichzeitig klar, welche Rolle deine (Schwieger-)Eltern aus deiner Sicht haben und welche nicht. 

Beispiel: “Oma Trudi, wir sind dir so dankbar, dass du so viel Zeit mit Sascha verbringst. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass du bestimmte Grenzen im Umgang mit ihm einhältst. Ich möchte nicht, dass du darüber hinweggehst, wenn wir Sascha keine Schoki mehr nach dem Zähneputzen erlauben. Das ist uns gegenüber nicht respektvoll. Wenn du beim nächsten Mal das Bedürfnis hast, Sascha etwas Gutes zu tun, frag mich gerne vorher, welche Absprachen wir dazu haben.”

  • Rollenklarheit: Auch, wenn in diesem Gespräch herauskommt, dass deine (Schwieger-)Eltern die Dinge anders sehen als du, können beide Meinungen nebeneinander stehen. Als Eltern und damit Experten des Kindes, trefft ihr letztlich die Entscheidungen, nicht die Großeltern. Dieses Bewusstsein ist wichtig, um die Rollen und Verantwortlichkeiten in eurer Familie klar zu definieren und auszusprechen. 
  • Kompromisse finden: Informiere die Großeltern im Vorhinein über bestimmte Absprachen (hier: Nach dem Zähneputzen wird nichts mehr gegessen), die dir besonders wichtig sind. Gleichzeitig kannst du natürlich einen Kompromiss anbieten für Bereiche, die dir nicht so wichtig sind. Hier können die Großeltern dann selbst entscheiden, wie sie das mit dem Kind handhaben möchten. Auch Ausnahmen bei Kleinigkeiten könnt ihr miteinander abstimmen, wenn sich das für dich gut anfühlt und du das auch wirklich willst. 
  • Professionelle Hilfe: Wenn das Einmischen der Großeltern nicht aufhört und die Konflikte immer größer werden, hilft es, eine Mediation oder eine Familienberatung hinzuzuziehen. Gerade dann, wenn die Großeltern deine Grenzen nicht respektieren oder infrage stellen. Manchmal braucht es eine neutrale, unbeteiligte Person, um Themen anzugehen und gemeinsame Lösungen finden zu können. 

Was die Babelli-Community sagt

Wir haben über Instagram in der Community gefragt, wie ihr damit umgeht, wenn die Großeltern sich in die Erziehung einmischen. Ganze 70 Prozent von euch haben angegeben, dass sie klare Regeln mit den Großeltern festgehalten haben!

Hier ein Auszug der Antworten:

  • “Ja also meine Eltern und Schwiegereltern haben anscheinend prall elastische Lebensmittel damals nie geviertelt 😅🙈 Ich achte da aber sehr darauf und weise sie auch darauf hin, dass mir das wichtig ist. Sie argumentieren dann, dass er mit seinen fast zwei Jahren doch prima kauen kann, aber hören trotzdem auf mich und schneiden ihm die Speisen dann zurecht 😬”
  • “Ein anderes Beispiel ist, dass wir unseren Sohn prinzipiell keine fremden Hunde anfassen lassen. Auch diese Regel wird dann von allen respektiert. Andere Sachen lassen wir die Großeltern natürlich selbst entscheiden. Aber was das „Sicherheitskonzept“ angeht, bestimmen wir. Und das klappt auch super 😊”
  • “Keine Schokolade (Kind 16 Monate alt)! Bisher halten sie sich dran!!”

Die Antworten aus der Community zeigen: Niemand ist mit diesem Thema alleine und es gibt wundervolle Wege, wie etwa feste Regeln, den Großeltern Grenzen zu setzen, wenn sie sich in die Erziehung einmischen. 

Ein liebevoller Reminder für dich

Du darfst und solltest anderen Menschen immer Grenzen setzen, wenn sie deine Grenzen überschreiten. Nur so bleibst du authentisch und kannst für deine Bedürfnisse und die deines Kindes einstehen. 

Wenn diese Menschen dich lieben und akzeptieren, dann respektieren sie deine Grenzen auch. Tun Sie dies nicht, ist das natürlich auch ein Zeichen für dich und du kannst überlegen, welchen Stellenwert diese Bindung in deinem Leben in Zukunft hat. 

Falls sie sich anfangs mit deinen Grenzsetzungen schwertun, kann das ein Zeichen dafür sein, dass du deine Grenzen in der Vergangenheit oft hast überschreiten lassen und sie das von dir nicht gewohnt sind. 

Die gute Nachricht?
Es ist nie zu spät, um Grenzen zu setzen.

Du wirst sehen: Je mehr du liebevolle Grenzen du setzt, desto authentischer, ehrlicher und glücklicher wirst du werden. Und letztlich lebst du deinem Kind dann auch aktiv vor, wie man liebevoll Grenzen setzt.

Quellen

  • Graf, Danielle, Seide, Katja (2016). Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Der entspannte Weg durch Trotzphasen (12. Auflage 2017). Weinheim Basel: Verlagsgruppe Beltz.
  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • ManuEla Ritz, Simbi Schwarz (2022). Adultismus und kritisches Erwachsensein. Hinter (auf-)geschlossenen Türen. Münster: Unrast Verlag.
  • Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
  • Bundesverband Mediation e.V. (2023): Mediation in Familie und Partnerschaft. https://www.bmev.de/mediation/einsatzbereiche/familie-partnerschaft.html (abgerufen am 13.10.2023).
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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