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Wann Kinder in die Notaufnahme müssen (und wann nicht)

Wann in die Notaufnahme mit dem Kind?
In der Notaufnahme muss man mit Kind oft lange warten, wenn es kein Notfall ist. / Bild © tatyana_tomsickova, Getty Images

Eltern sind oft unsicher, wann ihr Kind ernsthaft krank ist und wann nicht. Sollen sie abwarten, bis die Kinderarztpraxis öffnet, sollen sie das Kind in die Notaufnahme bringen oder ist sogar ein Rettungswagen nötig? Wir klären auf.

Eine Kinderärztin in einer niedersächsischen Notaufnahme sagte uns:

„Überraschend viele Eltern kommen mit Kleinigkeiten in die Notaufnahme – vor allem abends, nachts und am Wochenende, wenn die Kinderarztpraxen geschlossen sind. Von zehn Kindern nehme ich im Schnitt eines stationär auf, drei dürfen nach kurzer Versorgung wieder nach Hause und sechs hätten zu Hause von den Eltern oder später vom Kinderarzt behandelt werden können.“

Die meisten Kinder sind also tatsächlich keine Notfälle, sorgen jedoch für lange Wartezeiten in der Rettungsstelle, die eigentlich für lebensbedrohliche Situationen gebraucht wird. Aber wann ist ein Kind ein Notfall, und wann nicht? Welche Alternativen gibt es, wenn Kinderarztpraxen mancherorts telefonisch kaum erreichbar sind?

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Das sind echte Notfälle bei Kindern

Während nicht alles sofort medizinische Aufmerksamkeit erfordert, gibt es bestimmte Situationen, in denen ein Besuch in der Notaufnahme mit dem Kind unerlässlich ist. Dazu gehören: 

  • lebensbedrohliche Situationen,
  • Unfälle und schwere Verletzungen,
  • Fieber bei kleinen Säuglingen und extremes Fieber,
  • starker Flüssigkeitsmangel,
  • starke Bauchschmerzen mit Begleitsymptomen,
  • auffälliges Verhalten und
  • Asthmaanfälle

Die Erklärungen und Tipps dazu folgen nun. Die Liste mit möglichen Notfällen, bei denen dein Kind in die Notaufnahme muss, ist nicht umfassend. Eltern und Betreuungspersonal dürfen zusätzlich auf ihr Bauchgefühl hören. Wichtig ist, kurz nachzudenken oder telefonisch Rat einzuholen.

1. Lebensbedrohliche Situationen 

Jede Situation, die das Leben des Kindes unmittelbar gefährdet, erfordert einen sofortigen Besuch in der Notaufnahme. Notfalls darfst du unter 112 einen Rettungswagen rufen. Dazu gehören Bewusstlosigkeit, akute Atemnot, starke allergische Reaktionen mit Schwellungen im Gesicht oder Hals, schwere Verbrennungen oder Vergiftungen, schweres Erbrechen, Nackensteife oder Krampfanfälle.

Bei Verdacht auf eine Vergiftung kannst du jede Giftnotrufzentrale anrufen und dich beraten lassen. Drucke dir am besten unser Infoblatt mit den Telefonnummern aus und hänge es gut sichtbar auf.

In den Artikeln Erste Hilfe am Baby und Erste Hilfe am Kind findest du zudem alle wichtigen Informationen zu den Erste Hilfe Maßnahmen einschließlich Infoblättern, die du ebenfalls ausdrucken kannst.

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2. Schwere Verletzungen 

Wenn dein Kind sichtbare Knochenbrüche oder stark blutende Wunden erlitten hat, ist eine Untersuchung in der Notaufnahme erforderlich. Das gilt auch für Kopfverletzungen – insbesondere wenn das Kind bewusstlos war, wiederholt erbricht oder anhaltende Kopfschmerzen hat. Eine kleine Beule ohne andere Beschwerden heilt dagegen in der Regel mit etwas Kühlung von allein ab. Wichtig ist, das Kind einen Tag lang zu beobachten.

3. Fieber bei Säuglingen und extremes Fieber

Säuglinge unter 3 Monaten mit Fieber ab 38 Grad Celsius sollten immer in der Notaufnahme untersucht werden, da dies ein Zeichen für eine schwerwiegende Infektion sein könnte. Ältere Säuglinge haben erst ab 38,5 Grad Celsius wirklich Fieber, das beruhigt am nächsten Tag in der Kinderarztpraxis abgeklärt werden kann, sofern dein Kind sonst nicht ernsthaft krank wirkt (siehe 1.). Ausnahme: extremes Fieber ab 41 Grad, das sich nicht mit Fiebermitteln senken lässt. Mehr Informationen zu Fieber bei Babys und Kleinkindern findest du hier.

Du bist unsicher, ob der Arztbesuch bis morgen warten kann? Wenn deine Kinderarztpraxis nicht erreichbar oder geschlossen ist, kannst du dich jederzeit unter 116117 an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden. Auf der zugehörigen Internetseite findest du aktuelle Notdienstpraxen in deiner Nähe, wo du sofort hinfahren kannst

Krankenkassen wie die TK bieten Familientelefone an, die ebenfalls in die richtige Richtung weisen.

Übrigens dürfen auch Hausarztpraxen Notfälle nicht ablehnen, selbst wenn das Kind dort noch nie behandelt wurde. Lass dich nicht abwimmeln, falls du ein ungutes Gefühl hast!

4. Dehydratation (schwerer Flüssigkeitsmangel)

Bei Anzeichen von schwerer Dehydratation wie einem trockenen Mund, stehenbleibenden Hautfalten, wenigen Tränen, wenig Urinausscheidung oder Lethargie sollte sofortige medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden. Das gilt auch, wenn das Kind nicht trinken will beziehungsweise durch Erbrechen oder Durchfall zu viel Flüssigkeit verliert. Möglicherweise ist eine Infusion und/oder eine stationäre Aufnahme nötig.

5. Starke Bauchschmerzen

Starke Bauchschmerzen, insbesondere begleitet von einer harten Bauchdecke (abtasten!), Erbrechen, Blut im Stuhl oder starken Blähungen, erfordern eine umgehende fachärztliche Untersuchung. Mäßige Bauchschmerzen können dagegen auch in der Kinderarztpraxis am nächsten Tag abgeklärt werden. 

6. Auffälliges Verhalten

Plötzliche Verhaltensänderungen, wie Verwirrtheit, Desorientierung oder schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten, könnten auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen und sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden. Wende dich auch hier an den ärztlichen Bereitschaftsdienst (siehe Box), wenn du unsicher bist.

7. Asthmaanfälle

Schwere Asthmaanfälle, die nicht auf die übliche Behandlung ansprechen, erfordern sofortige medizinische Aufmerksamkeit. Das gilt auch, wenn ein Asthmaanfall zum ersten Mal auftritt. Notfalls kannst du die 112 anrufen.

Das wünschen sich medizinische Fachkräfte von Eltern

VOR einem Notfall

  • Habe die wichtigsten Telefonnummern und Web-Adressen parat:
  • Habe die wichtigsten Medikamente (Hausapotheke) im Schrank und halte sie aktuell.
  • Falls du nicht weißt, wie Ibuprofen und Paracetamol richtig angewendet werden, lass dich in der Apotheke oder beim Kinderarzt beraten, bevor du sie brauchst.
  • Mache einen Erste-Hilfe-am-Kind-Kurs.

BEI einem Unfall oder einer Erkrankung

  • Versuche dich kurz zu beruhigen und nachzudenken (außer, wenn Erste Hilfe Maßnahmen nötig sind).
  • Beantworte diese Frage: Kann ich selbst behandeln, kann es warten, kann ich in eine Notdienstpraxis oder müssen wir wirklich in die Notaufnahme?
  • Hole dir notfalls telefonisch Rat.

Fazit

Vor dem Besuch der Notaufnahme sollten Eltern kurz abwägen, ob es sich wirklich um einen Notfall handelt oder nicht. Das ist nicht immer leicht, schließlich sind gerade Babyeltern oft unsicher und geraten eher in Panik als erfahrenere Eltern. Völlig normal und verständlich! Andererseits dulden manche Erkrankungen oder Verletzungen keinen Aufschub. Aufregung ist jedoch kein guter Ratgeber. Wenn du gerade nicht klar denken kannst, rufe die 116117 an und lass dich beraten oder fahre direkt in eine Notdienstpraxis.  

Sobald das Leben oder die langfristige Gesundheit deines Kindes gefährdet sein könnte, ist es immer besser, die Notaufnahme aufzusuchen oder unter 112 einen Rettungswagen zu rufen – auch wenn das bedeuten kann, dass ihr dann doch umsonst in der Rettungsstelle wart oder lange warten musstet. Lieber einmal zu viel als zu wenig. Die dortigen Kinderärzte wissen, wie schwer die Entscheidung manchmal ist und Eltern kennen ihr Kind eben doch am besten.

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Quellen

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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