Lästig, aber wichtig: Zarte Kinderhaut sollte im Sommer mit Sonnencreme vor UV-Strahlen geschützt werden. Aber muss man Sonnencreme abends abwaschen? Wir verraten euch, was Experten dazu sagen.
Der immerwährende Kampf mit der Sonnencreme…
Schon das Auftragen einer Sonnencreme kann bei Kindern eine wahre Herausforderung sein – ich spreche aus Erfahrung. Auch meine Töchter waren im Kleinkindalter meist mäßig begeistert vom Eincremen. Wir verloren uns immer wieder in kleinen Machtspielen, die nicht selten in kindlichen Wutanfällen gipfelten. Wenn ihr gerade dasselbe durchmacht: Ja, Sonnenschutz auftragen kann lästig und mitunter aufreibend sein, wenn sich ein Kind nicht eincremen lassen möchte. Aber: Es ist unbedingt notwendig.
Baby- und Kinderhaut ist dünner, durchlässiger, pigmentärmer und somit anfälliger für UV-Strahlen als die Haut von uns Erwachsenen. Schon nach weniger als zehn Minuten in der Sonne kann je nach Hauttyp ein Sonnenbrand entstehen. Da die Reparaturmechanismen der Kinderhaut noch nicht ausgereift sind und die Haut bekanntlich nichts vergisst, kann ein Sonnenbrand im Kindesalter Hautschäden verursachen, die sich erst später bemerkbar machen. Keine Sonnenmilch ist somit keine Option.
Können wir uns und unseren Kids wenigstens das Abwaschen der Sonnenmilch und somit einen weiteren „Kampf“ am Abend ersparen – um des lieben Familienfriedens willen? Experten haben hierzu eine klare Meinung. Wir Mamis und Papis müssen nun ganz stark sein – denn leider entspricht die Empfehlung von Dermatologen nicht dem, was wir gern hören möchten…
Weshalb du Sonnencreme abends abwaschen solltest
Experten sind sich einig, dass Sonnencreme abends unbedingt abgewaschen werden sollte. Was wir tagsüber mühsam und teils unter lautstarkem Protest auftragen, muss abends wieder runter. Das hat drei simple, aber einleuchtende Gründe:
- Kinderhaut ist dünner und empfindlicher als die Haut von Erwachsenen. Das gilt insbesondere für zarte Babyhaut. Daher sollte sie nicht unnötig belastet werden. So wertvoll und nützlich Sonnencreme tagsüber im Kampf gegen UV-Strahlen auch ist, sie ist kein Pflegeprodukt – und kann die Haut auf Dauer sogar strapazieren und austrocknen. Denn: Durch die Sonnencreme kann die Haut nicht richtig atmen. Das kann Pickel und Ausschläge befeuern.
- Sonnencreme kann chemische Substanzen enthalten, die in die Haut eindringen können. Inhaltsstoffe wie Homosalat, Ethylhexylmethoxycinnamat und Octocrylen sollen eine hormonelle Wirkung haben. Bisher gibt es keine größeren Studien zur langfristigen Wirkung dieser Substanzen im Menschen. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist es jedoch ratsam, die Sonnencreme abends abzuwaschen, damit sich die Inhaltsstoffe nicht unnötig anreichern. (Wichtig: Weglassen solltest du die Sonnencreme trotzdem nicht. Jede Sonnencreme für Kinder ist besser als ein Sonnenbrand.)
- Sonnencreme ist ein wahrer Schmutzmagnet. Durch die meist eher klebrige Konsistenz einer Sonnencreme haften etwa Sand oder kleine Schmutzpartikel leichter an der Haut. Auch das kann zu Hautirritationen wie einer vermehrten Pickelbildung führen.
Übrigens: Kinderärzte und Dermatologen empfehlen aus eben diesen Gründen, in den ersten 12 Lebensmonaten auf Sonnenmilch zu verzichten und Babys stattdessen möglichst nicht der Sonne auszusetzen. Leider ist das einfacher gesagt als getan. Weshalb wir in der Praxis oft nicht um Sonnenmilch herumkommen und was wir in diesem Fall beachten sollten, um die Babyhaut zu schonen, kannst du hier nachlesen: Baby Sonnencreme: Ab wann, wie viel und Alternativen.
Wie du die Sonnencreme am besten abwaschen kannst
Dein kleiner Schatz badet gern? Jackpot! Dann kannst du die Sonnenschutzreste vermutlich ohne den Protest deines Kindes ganz einfach in der Badewanne abwaschen. Dermatologisch gesehen spricht nichts gegen das tägliche Baden. Allerdings sollte das Badevergnügen dann nicht länger als 5 Minuten dauern. Um Sonnenmilchreste abzuwaschen, reicht diese Zeit allemal aus. Dein Kind badet nicht gern? Alternativ kannst du dein Kind mit einem Waschlappen von der Sonnencreme „befreien“.
Wichtig in beiden Fällen: Sonnencremes für Kinder enthalten meist mineralische UV-Filter (Zink- und/oder Titandioxid). Diese stark haftenden UV-Filter wirken wie ein Schutzpanzer für die Haut und lassen sich nur mithilfe von Tensiden entfernen. Klares Wasser oder ein feuchtes Tuch können die Sonnencreme-Rückstände daher nicht von der Kinderhaut lösen. Du benötigst zusätzlich ein Pflegeprodukt.
Worauf du bei der Wahl der Pflegeprodukte achten solltest
Verwende einen Pflegezusatz bzw. ein Baby-Waschgel, das milde Tenside auf pflanzlicher Basis enthält (etwa Kokos-Tenside). Bestenfalls sollte das Reinigungsprodukt zudem ohne Duft- und Farbstoffe auskommen und rückfettend wirken.
Von speziellen (Reinigungs-)Ölen für Babys solltest du eher Abstand nehmen. Dermatologen weisen darauf hin, dass diese die Haut zusätzlich austrocknen und reizen können. Vor allem folgende Inhaltsstoffe solltest du meiden:
- Mineralöle
- starke Tenside wie Sodium Lauryl Sulfate (SLS) oder PEG-Verbindungen
- Konservierungsstoffe
- Mikro- bzw. Flüssigplastik.
Zugegeben, für uns Laien sind problematische Inhaltsstoffe nicht immer leicht zu erkennen. Hier kann die ToxFox App vom BUND weiterhelfen. Mit ihr kannst du Pflegeprodukte, Sonnencreme und viele andere Artikel vor dem Kauf scannen. Sie zeigt dir, welches Produkt bedenkliche Inhaltsstoffe enthält und welches nicht.
Mit Naturkosmetik gehst du normalerweise kein Risiko ein. Allerdings können naturkosmetische Babyprodukte zuweilen recht teuer sein. Hier lohnt es sich, auf Eigenmarken aus der Drogerie zu setzen. Diese sind oft deutlich preiswerter, aber in der Regel genauso verträglich.
Nach dem Abwaschen eincremen?
Dermatologen raten dazu, nach dem Abwaschen der Sonnencreme eine milde, feuchtigkeitsspendende Lotion einzumassieren, um dem austrocknenden Effekt durch Sonnencreme und die Sonne selbst entgegenzuwirken. Keine Sorge, da die Pflege in diesem Fall dem Bedarf angemessen ist, greifst du nicht in die selbstregulierende Hautregeneration ein. Auch Hebammen und Kinderkrankenschwestern bestätigen, dass die Rückfettungsfunktion der Haut durch das Eincremen nicht negativ beeinflusst wird.
Fazit: Sonnencreme abwaschen als abendliches Ritual!
Auch wenn es Tage gibt, an denen wir es uns und unseren Kids gern ersparen würden, sollte die Sonnenmilch allabendlich konsequent entfernt werden. Mache es zum festen Bestandteil der Abendroutine. Kinder mögen Rituale. Vielleicht akzeptiert dein Schatz das Prozedere nach einigen Tagen ganz von selbst und stimmt dem Abwaschen ohne lange „Diskussionen“ zu. Falls nicht, halte durch – der nächste Herbst kommt bestimmt.
Übrigens: Falls es doch einmal zu einem Sonnenbrand kommen sollte, helfen unsere Express-Tipps gegen Sonnenbrand bei Babys und Kleinkindern weiter.
Wie handhabst du es: Wäschst du die Sonnenmilch jeden Abend ab oder findest du das übertrieben? Wir freuen uns über eure Kommentare!
Quellen
- Kinder- und Jugendärzte im Netz: Sonnenbrand – Sonnenallergie
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/sonnenbrand-sonnenallergie/ (abgerufen am 03.05.2024) - kindergesundheit-info.de (Portal der BZgA): Kinder vor Sonne schützen
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/risiken-vorbeugen/sonnenschutz/kinderhaut-schuetzen/ (abgerufen am 03.05.2024) - kindergesundheit-info.de (Portal der BZgA): Das Baby baden
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/entwicklung/0-12-monate/babys-pflege/baden/ (abgerufen am 03.05.2024) - Ingrid Lohmann: Wie viel Hautpflege brauchen Neugeborene? In: Hebammen Wissen, Ausgabe 1/2023
https://www.springerpflege.de/hautpflege/eltern—kind/wie-viel-hautpflege-brauchen-neugeborene/23905368 (abgerufen am 03.05.2024)