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Wie sinnvoll ist der Toxoplasmose Test?

Wie sinnvoll ist der Toxoplasmose Test?
Pro & Contra für den kostenpflichtigen Toxoplasmose Test / Bild © NiDerLander, Adobe Stock

Gynäkologinnen empfehlen ihn häufig, trotzdem ist der Toxoplasmose Test kein Teil der regulären Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft. Warum eigentlich nicht?

Das Wichtigste in Kürze

  • Erstinfektionen sind in der Schwangerschaft vergleichsweise selten.
  • Eine akute Gefahr für den Fötus hängt vom Zeitpunkt der Erstinfektion der Schwangeren ab.
  • Über zusätzliche Hygienemaßnahmen lässt sich die Infektionswahrscheinlichkeit reduzieren.
  • Der Toxoplasmose Test kann Sicherheit über den Immunstatus geben.

Was Toxoplasmose eigentlich ist und wie die Chancen auf eine Erstinfektion in der Schwangerschaft stehen, haben wir dir hier ausführlich ausgearbeitet: Toxoplasmose in der Schwangerschaft.

Wann und warum wird der Toxoplasmose Test gemacht?

Als Teil der individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) wird dir der Test auf Toxoplasmose-Antikörper zum Beginn der Schwangerschaft empfohlen, wenn du

  • keinen Nachweis über eine bereits überstandene Erstinfektion hast,
  • Katzenbesitzerin bist,
  • Gartenbesitzerin bist oder im Gartenbau tätig bist.

Als Tierärztin, tiermedizinische Fachangestellte und in allen anderen Berufen mit engem Katzenkontakt ist dein Risiko ebenfalls erhöht, mit dem Parasiten Toxoplasma Gondii in Berührung zu kommen. Da nur rund 40 Prozent aller Schwangeren Antikörper gegen diesen Parasiten vorweisen, ist das Infektionsrisiko nicht gerade gering.

Trifft also einer dieser Punkte auf dich zu, wird dir deine Gynäkologin den Test als IGeL empfehlen.

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Mithilfe des Tests lässt sich feststellen, ob du bereits eine Infektion vor der Schwangerschaft durchgemacht hast – und die restliche Schwangerschaft ohne zusätzliche Hygienemaßnahmen genießen kannst.

Entscheidest du dich für den Toxoplasmose Test, kannst du mit einem dieser drei Ergebnisse rechnen:

  1. Eine überstandene Infektion ist nachweisbar.
    Es sind keine weiteren Maßnahmen nötig.
  2. Eine Infektion ist nachweisbar, die Blutwerte lassen eine kürzliche Infektion vermuten.
    Jetzt sind weitere Tests notwendig, um das Infektionsrisiko für den Fötus einzugrenzen und um die geeignete Anschlusstherapie auszuwählen.
  3. Es sind keine Antikörper nachweisbar.
    Das bedeutet, dass du bisher keine Toxoplasmose Infektion durchgemacht hast. Empfehlenswert sind Kontrolluntersuchungen im zweiten und dritten Trimester sowie strikte Hygienemaßnahmen, um eine Infektion weiterhin zu vermeiden.

Gut zu wissen: Wenn du Katzenhalterin bist, kannst du deine Katze vom Tierarzt auf Toxoplasmose testen lassen. Falls ja, kann eine Kotuntersuchung außerdem Klarheit in der Frage bringen, ob aktive Erreger ausgeschieden werden – oder die Infektion deiner Katze bereits einige Zeit her ist. Letzteres bedeutet ebenfalls Entwarnung.

Toxoplasmose Test: Sinnvoll, oder nicht?

Damit du eine informierte Entscheidung für oder gegen den Toxoplasmose Test treffen kannst, musst du alle Argumente dafür und dagegen kennen.

ProContra
~ 60 Prozent* der Schwangeren haben keinen Immunschutzweiterer Test, der Angst und Sorgen in der Schwangerschaft verstärken kann
Screening ist einfach & sicher durchzuführenMehrzahl der Infektionen verläuft symptomlos & ohne Folgeschäden
Frühzeitige Entdeckung der Erstinfektion wichtig, um Medikation anzupassen & Ansteckungsrisiko beim Fötus zu reduzieren~ 40 Prozent* der Schwangeren haben bereits Antikörper
Screening gibt Sicherheit (bei Immunschutz)falsch-positive Testergebnisse selten, aber möglich
Screening deckt Immunlücke auf und gibt damit Möglichkeit, Hygienemaßnahmen zu verstärkenTherapieerfolg eingeschränkt

* Die Datenlage zum Immunstatus ist nicht ganz eindeutig. Teilweise wird auch von rückläufigen Zahlen bei den bereits infizierten und damit geschützten Erwachsenen berichtet, was ein höheres Erstinfektionsrisiko für Schwangere bedeuten würde.

Der IGeL-Monitor bewertet den Nutzen eines Toxoplasmose Tests als unklar, vor allem in Bezug auf die mögliche Verunsicherung der Schwangeren durch ein negatives Ergebnis. Sie verweisen bei der Einschätzung auf die rund 40 Prozent Schwangeren, die bereits eine Infektion mit dem Parasiten Toxoplasma Gondii überstanden haben, für die der Test also keine weitere Relevanz hat.

Zeigt der Test eine kürzliche Infektion, werden weitere Ultraschalluntersuchungen, ab der 16. SSW eine Fruchtwasserpunktion und bei weiterhin unklarem Befund eine Nabelschnurblutuntersuchung durchgeführt. Diese zusätzlichen Untersuchungen können am Ende zum Ergebnis führen, dass der Fötus nicht infiziert wurde und keine Schädigungen vorliegen. Klingt gut? Ist es auch! Trotzdem sind die dafür notwendigen Untersuchungen teils invasiv und bergen jeweils Risiken, die es genau abzuwägen gilt.

Zusammengefasst heißt das für dich: Das geringe Risiko einer Erstinfektion bei dir sowie das geringere Risiko einer Übertragung an deinen Fötus werden den Risiken der Nachfolgeuntersuchungen gegenübergestellt, die bei einem auffälligen Screening folgen müssten.

Das RKI spricht in diesem Zusammenhang von 80 bis 90 Prozent unbemerkt verlaufenden Infektionen. Im Klartext bedeutet das auch, dass du eine Infektion mit Toxoplasma gondii wahrscheinlich gar nicht bemerkst und deshalb auch keine zeitnahe Therapie zum Schutz des Fötus starten könnte.

Der Toxoplasmose Test zum Beginn der Schwangerschaft kann dir dabei helfen, dein individuelles Risiko in Bezug auf diesen Parasiten einzuschätzen. Gehörst du zu denjenigen, die bereits immun sind, musst du nichts weiter beachten.

Zählst du zu denen, die noch keine Erstinfektion durchgemacht haben, kannst du gezielte Hygienemaßnahmen umsetzen, um dich vor den Parasiten zu schützen. Gänzlich vermeiden lässt sich eine Infektion allein durch den Test natürlich nicht. Wie hier im Ärzteblatt aufgelistet, ist der Toxoplasmose Test in Deutschland aber von hoher Qualität und notwendig, um zeitnahe Therapien mit Antibiotika und Antiparasitika zu starten.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 12.05.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sabrina Sailer

Als Still- und Trageberaterin geht Sabrina den Dingen gern auf den (evolutionsbiologischen) Grund. Im Umgang mit Babys und Kleinkindern ist ihr wichtig, dass sich Eltern rundum gut aufgehoben und informiert fühlen. Dass sie mit zwei Kindern dabei jede Menge praktische Erfahrung sammeln konnte, fließt in die Beiträge der Medienwissenschaftlerin mit ein, die an der Uni Regensburg schon im Studium den Schwerpunkt auf Medienpädagogik und Medienpsychologie legte.

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