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Du musst es nicht allen recht machen – nur dir selbst!

Ungebetene Ratschläge: Schwangere sitzt genervt auf dem Sofa

Schwangere wundern sich, wie schnell andere zum Experten mutieren, wenn es um ihren Körper oder ihr ungeborenes Kind geht. Denn „gute Ratschläge“ kommen in der Schwangerschaft von allen Seiten und manchmal mit überraschender Distanzlosigkeit. Wenn auch dich die Meinungen von Außen irritieren, dann ist dieses Mantra für dich: Du musst es nicht allen recht machen, nur dir selbst.

Ungebetene Ratschläge in der Schwangerschaft

  • Wolltest du nicht erst mal dein Studium fertig machen, bevor du schwanger wirst?
  • Willst du das wirklich essen? Das kannst du doch deinem Baby nicht zumuten.
  • Glaubst du nicht, dass ein Konzertbesuch dein Baby überlastet?
  • Was, du fährst noch Fahrrad?
  • Eine Party? Da wird doch geraucht. Das ist ja völlig unverantwortlich.
  • Ein Geburtshaus? Bei der Geburt muss doch ein Arzt anwesend sein. Denk doch bitte auch an dein Baby.

Sätze wie diese kennen alle Schwangeren. Es ist wirklich erstaunlich, mit welcher Vehemenz Freunde, Bekannte und sogar völlig Fremde das Urteilsvermögen von Schwangeren infrage stellen. „Hast du dir das auch gut überlegt?“ Ja, selbstverständlich habe ich das. Ich bin schwanger und denke pausenlos an mein Baby. Natürlich drehe ich jeden Gedanken zehnmal um, bevor ich einen Entschluss treffe. Warum denken alle, ich würde völlig ahnungslos und absichtslos in den Tag hineinleben?

„Ist ja deine Entscheidung, aber ich an deiner Stelle…“ Wenn ein Satz schon so eingeleitet wird, weißt du, jetzt kommt gleich eine ziemlich stümperhaft verpackte Kritik. Und es scheint wohl in der menschlichen Natur zu liegen, dass wir für Schwangere und junge Eltern besonders viel Kritik und gute Ratschläge auf Lager haben. Irgendwie scheinen Schwangere den Eindruck zu vermitteln, nicht im vollen Besitz ihrer Urteilskraft zu sein.

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Warum du ständig belehrt wirst

Wenn du wie die meisten Schwangeren bist, dann machst du dir nicht zu wenig Gedanken um dein Kind. Wahrscheinlich ist es genau andersherum. Du hast tausend Fragen, googelst dich durch jede neue Schwangerschaftswoche, berätst dich mit deiner Hebamme und liest Elternratgeber, um dich vorzubereiten. Und selbst wenn du das nicht tust, basiert es auf einer Entscheidung, die du bewusst getroffen hast.

Und das ist etwas, das die Menschen, die uns so gern ungefragte Ratschläge geben, wohl nicht in Betracht ziehen. Du verhältst dich nicht so, wie andere es tun würden. Also gehen sie davon aus, dass du es nicht besser weißt (und belehrt werden musst).

Das Problem ist, dass die ungefragten Tipps in einer Zeit kommen, in der du nervlich ohnehin schon ziemlich am Limit bist: Schlafmangel, Sorgen und Ängste, Hormone, … Gerade jetzt können ungefragte Ratschläge und Kommentare – so gut sie auch gemeint sein mögen – richtig an die Substanz gehen.

Denn diese „Ratschläge“, verunsichern und verärgern. Häufig hallen sie noch lange nach und verursachen einfach unnötigen Stress.

Hör auf deine innere Stimme

Kindererziehung ist eines der umstrittensten Themen überhaupt. Es gibt so viele unterschiedliche Meinungen, Studien, Erfahrungen, Bücher und Methoden. Was es nicht gibt, ist ein Richtig und Falsch. Kann es auch nicht geben. Jedes Kind ist individuell. Jedes Lebensumfeld, jede Kultur, jede Sozialisation ist anders. Jedes Elternpaar ist individuell und genauso sind ihre geistigen, finanziellen, spirituellen und körperlichen Voraussetzungen verschieden.

Für (werdende) Eltern ist das eine ganz wichtige Erkenntnis, weil sie hilft, den eigenen Weg zu finden und ihn auch souverän zu vertreten. Der Gedanke „Jeder hat seine eigene Geschichte“ hilft aber auch dir selbst, andere weniger zu beurteilen.

Gerade Schwangere und junge Eltern werden von Außenstehenden unheimlich gern und oft beurteilt, bewertet und belehrt. Und genau deshalb darfst du jetzt anfangen, deine eigene innere Stimme stärker wahrzunehmen und ihr zu vertrauen.

Und weil unsere innere Stimme ein zartes Pflänzchen ist, brauchst du dabei ein bisschen Ruhe. Schließe die Augen, atme tief ein und horche in dich hinein. Klingt zu esoterisch? Keine Panik, du brauchst nicht gleich eine halbe Stunde mit Räucherkerzen zu meditieren. Aber wenn andere dich triggern, kränken oder verunsichern, ist es wirklich sinnvoll, erst mal Abstand zu gewinnen.

Du musst nicht immer gefallen

Was oft passiert, wenn wir so eine Belehrung erhalten ist, dass in unserem Kopf gleich eine Art Panik entsteht. Wir denken, dass das, was der andere gesagt hat, ganz schlimm ist. Ist es aber nicht. Mit ein bisschen Abstand ist es einfach nur eine Meinung, die ein anderer Mensch hat. Betrifft dich gar nicht. Und jetzt kommen wir zu unserem Mantra: Du musst es nämlich nicht anderen Menschen recht machen, sondern nur dir selbst. Dann ist eine andere Person eben nicht damit einverstanden, wie du es machst. Na und? Das ist ihr gutes Recht. Und dein gutes Recht ist es, nach deinem besten Wissen und Gewissen zu handeln.

Was würdest du deiner besten Freundin sagen?

Eine wirklich gute Methode, um deiner eigenen Unsicherheit zu begegnen, ist dich zu fragen: „Was würdest du deiner besten Freundin raten?“.

Würde sie sagen „Oh ja, diese fremde Person hat völlig recht. Das ist unverantwortlich, dass du dein ungeborenes Baby mit einer Cola verseuchst.“ oder würde sie sagen: „Ach die kennt dich doch gar nicht. Du lebst seit Monaten so gesund, dein Baby entwickelt sich prächtig und deine Seele hat jetzt eben mal eine Cola gebraucht, damit du ein paar Glücksgefühle zu deinem Baby runterschicken kannst.“

Vielleicht sagt sie auch „Weißt du, ich muss dir sagen, du hast wirklich ein bisschen ungesund gelebt in letzter Zeit. Es war sicher schwierig für dich. Komm, wir schneiden uns einen Apfel auf, lümmeln uns aufs Sofa und gucken Gilmore Girls.“

Was deine innere beste Freundin nicht macht, ist dich zu bewerten. Das machen andere und auch dein innerer Kritiker schon genug. Und genau deshalb brauchst du deine innere beste Freundin als Gegenspielerin.

So reagierst du auf ungebetene Ratschläge

Kommentare zu deiner Schwangerschaft können bewertend oder sogar abwertend sein. Manchmal ist die andere Person aber auch einfach nur interessiert und merkt gar nicht, dass sie dich an einer empfindlichen Stelle trifft.

Wichtig ist, dass du dich emotional nicht zu sehr reinsteigerst. Verzichte auf lange Erklärungen, du musst dich nicht rechtfertigen. Ein kurzes „Danke, für uns ist das richtig so.“ reicht völlig aus. Geht die Fragerei weiter, kannst du gern auch darauf hinweisen, dass du schon selbst fragst, wenn du einen Ratschlag brauchst. Oder du reagierst einfach mit „Hmmm, das ist ein interessanter Ansatz“ und gehst dann weiter zum nächsten Thema.

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Quellen

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Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.