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PEKiP – Was ist das eigentlich?

Babys beim PEKiP
Babys fühlen sich bei PEKiP pudelwohl / Bild © Rawpixel.com, Adobe Stock

Das Prager Eltern-Kind-Programm ist unter den Kursen für Eltern mit Babys der Klassiker. Hier erfährst du, was PEKiP eigentlich ist, wie dein Kind davon profitiert und wo die Grenzen liegen.

Das Prager Eltern-Kind-Programm in Kürze

Die Abkürzung „PEKiP“ könnte man auch scherzhaft mit „Pinkelt einer, kann ich putzen“ übersetzen. Denn das ist es, was den Kurs ausmacht: Die Babys liegen ohne Body und Windel auf Matten, mal mit, mal ohne zusätzliches Handtuch. Mama oder Papa sitzen daneben und haben in dieser Zeit viel Zeit für ihr Kind.

Weil du weder die Spülmaschine ausräumst, noch das Handy checkst, kann dein Baby ausgiebig spielen und Kontakte zu anderen Babys knüpfen. Der Kern vom Prager Eltern-Kind-Programm ist genau diese liebevolle Begleitung und Unterstützung. Du schenkst deinem Kind Aufmerksamkeit, damit es wertvolle Erfahrungen sammeln kann.

Nackt im warmen Zimmer

Besuchst du mit deinem Kind einen PEKIP-Kurs, wirst du schnell feststellen: Der Raum ist kuschelig warm. Auf den Matten liegen acht nackte Babys, einige auf dem Bauch, andere auf dem Rücken. Julius schiebt einen großen Holzlöffel von einer Hand in die andere und versucht, ihn in den Mund zu stecken. Miri schaut neugierig auf das bunte Spielzeug, mit dem Jule spielt. Während die Babys brabbeln, gurren und sich dafür interessieren, wer neben ihnen auf der Matte liegt, beobachten die Mütter und greifen ab und zu ein. Einmal in der Woche treffen sie sich für eineinhalb Stunden zum PEKiP.

Babys mögen es spielerisch

Grundsätzlich gilt: Babys mögen andere Babys. Das kann man in der PEKiP-Stunde gut beobachten: Schon im Alter von wenigen Wochen schauen sie nach den anderen Babys, später greifen sie nach ihnen, rollen oder krabbeln aufeinander zu. Sie probieren aus, was sie schon können oder beobachten, wie sich das Baby neben ihnen auf den Bauch dreht. Während das eine Kind wagemutig die Matten erobert, beobachtet das andere genau, was in seiner Nähe passiert. Spielerisch erkunden sie ihre Welt und lernen ständig dazu.

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So begann alles: Prager Kinderarzt beobachtete genau

Dr. Jaroslav Koch war in den 60er-Jahren Kinderarzt in Prager Kinderheimen. Er beobachtete, dass sich die Kinder ohne Kleidung besser bewegen konnten und sich dadurch schneller entwickelten. Er sah, dass in den Kindern Entwicklungsmöglichkeiten steckten, „von denen wir heute noch keine Ahnung haben“. Damals war es nicht nur in Kinderheimen üblich, dass Säuglinge im Bett lagen und sich mehr oder weniger selbst überlassen waren. Wenn ein Baby weinte, reagierte kaum jemand. Schließlich sollte das Kind nicht verwöhnt werden.

Von der Beobachtung zum PEKiP-Kurs

Das Bochumer Forscherehepaar Christa und Hans Ruppelt entwickelte schließlich in den 70er-Jahren aus diesen Beobachtungen und Ideen ein Programm, das sie zu Ehren des Prager Kinderarztes Prager Eltern-Kind-Programm, kurz PEKiP, nannten. Im Laufe der Jahre wurde es kontinuierlich weiterentwickelt. Seit 1988 kümmert sich der PEKiP e.V. mit Sitz in Wuppertal nicht nur um die Weiterentwicklung des Konzepts, sondern auch um die Fortbildung und Zertifizierung der Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter.

Jedes Baby entscheidet individuell  

Da sich dein Baby ohne Windel und Body besser bewegen kann, gehört das An- und Ausziehen zum Kurs. In der ersten und letzten Viertelstunde ist genügend Zeit, damit du deinem Baby ganz entspannt sagen kannst, was du gerade machst: „Jetzt öffne ich deine Jacke, dann kann ich deinen rechten Arm aus dem Ärmel ziehen“. Die Gruppenleiterin – meistens ist es eine Frau – zeigt dir, welche Anregungen du deinem Baby geben kannst. Oft sind es Anregungen für die Sinne, zum Sehen, Hören, Fühlen, aber auch zum Bewegen. Jedes Kind entscheidet selbst, ob es sich bewegen oder lieber zuschauen möchte. Auch wenn es manchen Eltern schwerfällt: Dein Baby gibt den Rhythmus vor.

Für die bessere Entwicklung: Bewegungs- und Sinnesanregungen 

Gleich zu Beginn zeigt dir die Kursleiterin, wie du dein Baby auf die Seite drehst, und so leichter heben kannst. Wenn du es auf einen Wasserball rollst, übt es gleichzeitig, den Kopf in Bauchlage zu halten. Es kann auch nach einem Spielzeug greifen oder sich mit den Beinen abstoßen. Hängt der Wasserball an einer Schnur, kann dein Baby danach greifen oder sich mit den Beinen abstoßen. Fühlsäckchen, Stapelbecher, Knistertüten aus Butterbrotpapier, Kochlöffel und Schneebesen: Oft sind es Gegenstände aus dem Alltag oder der Küche. Kinder interessieren sich für die Dinge, mit denen du arbeitest oder spielst. Zum Schaukeln reicht eine einfache Decke oder ein Tuch: Miri quietscht vor Vergnügen, Julius ist die Sache zu wackelig. Diese und viele weitere Anregungen bekommst du im PEKIP-Kurs oder findest sie in dem Buch von Liesel Polinski.

Vorteile, Grenzen und Kritik an PEKiP

Es gibt Fachleute, die vor zu viel Förderung warnen: Montags Babyschwimmen, dienstags Babymassage, mittwochs PEKiP, donnerstags musikalische Früherziehung wäre zum Beispiel ein Stundenplan, der nicht nur euch als Eltern, sondern auch dein Baby an die Grenzen der Aufnahmefähigkeit bringt. Im Prinzip reicht es aus, wenn du dein Baby zu Hause genau beobachtest und intuitiv mit ihm spielst. Es gibt zwar noch keine Studien darüber, was PEKiP tatsächlich bewirkt, doch wenn du merkst, dass es deinem Kind Spaß macht, kannst du auch sicher sein, dass es ihm gut tut.

PEKiP ist auch für Eltern sinnvoll

Der Kurs heißt nicht umsonst: Prager Eltern-Kind-Programm. Denn es geht nicht nur um dein Baby, sondern auch um dich. Du hast einen festen Termin in der Woche, triffst andere Eltern und lernst sie natürlich auch kennen. Du kommst also in Kontakt mit Menschen, die sich mit den gleichen Fragen beschäftigen wie du. Du bekommst hilfreiche Tipps zum Füttern, ins Bett bringen oder durchschlafen, aber auch welche Sonnencreme oder Windel für dein Baby gut ist. Gerade wenn du sonst wenig Kontakt zu anderen Eltern hast, ist ein Kurs wie PEKiP ideal. Hier triffst du Frauen und manchmal auch Männer, denen es ähnlich geht wie dir. Deshalb verabreden sich manche auch außerhalb der Kurszeiten oder besuchen sich gegenseitig.

Ist PEKiP gut für dich und dein Baby? 

Damit du dich besser entscheiden kannst, haben wir hier noch einmal die wichtigsten Fakten übersichtlich aufgelistet: 

Die Ziele von PEKiP

  • Begleitung von Eltern durch eine erfahrene Kursleitung
  • Das Baby mit seinen Bedürfnissen und in seiner Entwicklung genau wahrzunehmen und zu fördern 
  • Beziehung zwischen Eltern und Kind zu fördern 
  • Erfahrungsaustausch der Eltern 
  • Kontakte der Babys zu Gleichaltrigen 
  • Kontakte der Eltern untereinander 

So ist es im PEKiP-Kurs 

  • Beginn ist ab der 6. – 8. Lebenswoche des Babys möglich
  • Wöchentlich treffen sich Eltern mit ihren Babys
  • Im Kurs sind zwischen sechs und acht Babys
  • Der Gruppenraum ist so warm, dass die Babys nackt spielen können
  • Auf dem Fußboden liegen Matten 

Vorteile eines PEKiP-Kurses

  • Die Babys entwickeln sich gut 
  • Auffälligkeiten werden schneller erkannt
  • Die Babys sind zufrieden
  • Die Babys sind anschließend entspannt und müde 
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Fazit: Freundschaften oft für lange Zeit 

Viele Freundschaften, die in der frühen Babyzeit entstehen, halten auch im Kindergarten und in der Schule. Das gilt sowohl für die Kinder als auch für die Eltern. Es ist wunderbar, wenn man sein Kind beobachten kann, ohne es zu vergleichen. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Wenn du deinem Kind die Zeit gibst, die es für seine Entwicklung braucht, wirst du selbst gelassener und geduldiger. Denn dein Kind ist von Anfang an einzigartig.

Quellen

Veröffentlicht von Sylvia Hubele

Sylvia hat Sozialpädagogik an der Uni Kassel studiert und war in der Forschungswerkstatt Kinderanalyse unter Prof. Dr. Hilde Kipp. Als zertifizierte PEKIP-Gruppenleiterin begleitet sie in bisher mehr als 20 Jahren viele Mütter mit ihren Babys.

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