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„Meine Tochter (5) trägt noch Windeln. Na und?“

Kind mit Windel

Jedes Kind ist anders. Dementsprechend entwickelt es sich auch anders, insbesondere in Bezug auf das Trockenwerden. US-Schauspielerin Kristen Bell sagte in einer Onlineshow nun, dass ihre Tochter mit 5 Jahren immer noch Windeln trägt. Ist das noch okay?

Nichts wird kontroverser diskutiert als die Entwicklungsfortschritte kleiner Kinder und elterliche Erziehungsmethoden. Beim Thema Trockenwerden scheiden sich die Geister oftmals besonders stark. Natürlich wird jeder Mutter und jedem Vater daran gelegen sein, dass der Nachwuchs möglichst schnell ohne Windelpopo herumlaufen kann. Schließlich wird das Familienleben um einiges entspannter, wenn nicht mehr ständig Wechselkleidung und Windelpacks mitgenommen werden müssen.

Kinder entwickeln sich nicht nach Normvorgaben

Es gibt für die kindliche Entwicklung keine Norm- oder Terminvorgabe. Soll heißen: Jedes Kind entwickelt sich aufgrund der verschiedensten Faktoren unterschiedlich schnell. Beim Trockenwerden bietet die US-Schauspielerin Kristen Bell das beste Beispiel. Während ihre ältere Tochter bereits mit 21 Monaten keine Windeln mehr brauchte, lässt sich ihr jüngster Sprössling einfach mehr Zeit und trägt mit 5 Jahren immer noch eine Windel. Sie sagt das aber ganz offen und ehrlich in ihrer Sendung „Momsplaining with Kristen Bell“. Aber nicht alle Eltern sind da so offen und locker, wenn es das eigene Kind betrifft.

Tipp: Gelassen bleiben und sich in Geduld üben!

Nicht alle Eltern können so gelassen damit umgehen, wenn es mit dem Trockenwerden einfach nicht so recht klappen will. Mit zunehmendem Alter des Nachwuchses wird es für die Eltern im Alltag meist belastender. Und die Akzeptanz in unserer Gesellschaft ist dafür bekanntlich auch nicht sonderlich hoch. Wir raten: Überstürze nichts und übe keinen Druck aus. Dennoch sollte man es niemals einfach ignorieren und der Einfachheit halber weiter Windeln anlegen, nur weil das Kind nicht will oder kann. Mitunter ist es auch sinnvoll, dieses Thema bei deinem Kinderarzt anzusprechen. So lässt sich am besten abklären, ob vielleicht eine Dysfunktion oder Ähnliches vorliegt. Ist dein Schätzchen gesund, braucht es deine Geduld und Gelassenheit, um es bei diesem so wichtigen Entwicklungsschritt optimal zu unterstützen.

Die bewusste Kontrolle über die Blase und Darm erlangen die meisten Kinder frühestens im Alter von etwa 24 Monaten. Das ist allerdings keine Deadline. Es ist lediglich eine Orientierung, die dem durchschnittlichen Entwicklungsstand von Kindern dieser Altersstufe entspricht.

Im Schnitt werden Kinder mit 33 Monaten trocken. Zahlreiche relevante Langzeitstudien ergaben, dass Kleinkinder im Alter von 5 Jahren zu 90 Prozent tagsüber und zu 85 Prozent auch nachts trocken sind. Demzufolge brauchen die meisten Fünfjährigen also keine Windeln mehr. Die anderen Mädchen und Jungen in diesem Alter sind auf diesen Einnäss-Schutz aber noch angewiesen. Das kann verschiedene Gründe haben.

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Gründe für das spätere Trockenwerden

Oft werden Kinder, die länger als andere brauchen, um trocken zu werden, als Spätzünder bezeichnet. Eigentlich ein unschöner Begriff, denn er suggeriert ziemlich viel negative Wertung. Doch viel wichtiger ist es, die Gründe zu erkennen, warum es mit dem Trockenwerden nicht sofort klappt. In den meisten Fällen liegt es daran, dass:

  • ein anderer Entwicklungsschritt gerade wichtiger ist
  • große Veränderungen in der Familie wie die Geburt eines Geschwisterchens, die Eingewöhnungsphase in der Kita, ein Umzug oder auch die Trennung der Eltern erst verarbeitet werden müssen
  • schlichtweg ein Vorbild fehlt, weil das Kind vor der geschlossenen Badezimmertür wartet, bis Mama und Papa fertig sind
  • zu lange in “Vollzeit” mit Wegwerfwindeln gewickelt wird und das Kind verinnerlicht, dass der Entleerung von Blase und Darm keine Bedeutung beigemessen wird
  • das Kind regelrecht Angst vor der Toilette hat

Kinderärzte bezeichnen ein Kind dann als “trocken”, wenn es rund sechs Monate nicht mehr eingenässt hat. In der ersten Zeit ohne Windeln kann es gelegentlich immer mal wieder zu einem kleinen und auch größeren Malheur kommen. Das ist völlig normal. Ein Problem wird es erst, wenn das fünfjährige Kind regelmäßig einnässt. Laut Statistik betrifft das etwa 10 Prozent aller Kinder im Alter von 5 Jahren.

Übrigens haben Wegwerfwindeln bei allen praktischen Vorteilen in der Regel einen großen Nachteil: Kinder spüren die Nässe erst recht spät bis gar nicht. Deswegen stört es dann natürlich weniger, wenn die Blase in die Windel entleert wurde. Beim Wickeln mit Stoffwindeln ist genau das Gegenteil der Fall.

Trotz aller Gelassenheit …

… gehört es zum natürlichen Reifeprozess dazu, dass ein Kind irgendwann selbst die Kontrolle über Darm und Blase haben sollte. Eltern sollten dabei, ohne Druck auszuüben, Unterstützung geben. Beispielsweise in Form von Töpfchentraining oder auch von windelfreien Zeiten tagsüber.

Eine Mama berichtet: “Ich habe meinen Sohn, sobald er sicher und alleine sitzen konnte, jeden Tag nach dem Mittagessen auf sein Töpfchen gesetzt. Einfach weil ich beobachtet hatte, dass er dann ohnehin bald in die Windel machen würde. Es war für mich aber erst einmal unwichtig, ob es klappte oder nicht. Mir war wichtig, dass sich bei ihm so etwas wie ein Rhythmus oder eine Art Ritual verfestigte. Und siehe da: Erst waren es eher zufällige Darmentleerungen. Aber schon nach kurzer Zeit klappte das regelmäßig und ich war unheimlich stolz auf meinen Sohnemann.”

Ein guter Tipp für das Töpfchentraining, wie wir finden, denn du kennst dein Kind am besten. Ganz wichtig dabei: Niemals schimpfen oder ungeduldig werden. Hat die “Sitzung” keinen Erfolg, dann ist das vollkommen in Ordnung. Klappt es hingegen, ist ein Lob für dein Kind wichtig.

Eine andere Mama schrieb: “Meine Tochter (2,5 Jahre) hat mich bisher immer ins Badezimmer begleitet, wenn ich auf die Toilette musste. Letzte Woche aber kam sie auf die Idee, sich ihre Windel auszuziehen, weil sie auch auf die Toilette wollte und gesehen hatte, dass ich mir ja auch die Hose herunterziehe. Also habe ich sie einfach mal drauf gesetzt. Dann haben wir gemeinsam auf das ‘Plätschermäuschen’ gewartet. Sie fand das lustig und war unheimlich stolz, als es auch noch geklappt hat. Seitdem wehrt sie sich tagsüber fast, wenn ich ihr Windeln anziehen will.”

Diese Variante zeigt, wie wichtig es ist, in puncto Trockenwerden genau auf das Kind und seine Bedürfnisse zu achten. Und wie sinnvoll es ist, auch hier ein Vorbild zu sein. Woher soll ein kleines Kind denn sonst wissen, dass es völlig normal ist, sich mit nacktem Popo auf die Toilette zu setzen, wenn man pullern muss?

Unser Tipp: Nimm dir Zeit, wenn dein Kind so weit ist, um den nächsten Schritt zu wagen (beachte die Reifezeichen zum trocken werden). Das betrifft einerseits die gesamte Entwicklungsphase, bis das Kind trocken ist. Auf der anderen Seite braucht es aber auch Zeit und Ruhe für die einzelnen Toilettenbesuche oder Topfsitzungen tagsüber.

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Fazit

Kein Kind wird nach vorher bestimmten Termin von heute auf morgen trocken. Grundsätzlich ist es nicht schlimm, wenn manche Mädchen und Jungen etwas länger brauchen, um sich von der Komfortzone Windel zu lösen. Um jedoch Kinder im Vorschulalter davor zu bewahren, dass sie in der Kita oder in der Schule gehänselt werden, macht es unserer Meinung durchaus Sinn, wenn mit ruhiger Gelassenheit die windelfreie Zeit anvisiert wird.

Gelingt das nicht, solltet ihr spätestens nach dem 5. Geburtstag abklären lassen, ob eine Entwicklungsverzögerung, Fehlbildung oder andere Besonderheit vorliegt. Denn auch das gibt es. Sprich es am besten in der Kinderarztpraxis an und lass dein Kind in die Kinderurologie überweisen.

Welche Erfahrungen hast du gemacht? Hast du abgewartet oder von dir aus mit dem Töpfchentraining begonnen?

01f0b4987c344ad38c9928e400882d6d - "Meine Tochter (5) trägt noch Windeln. Na und?"

Quellen

Veröffentlicht von Manuela Schneider

Schon als Erzieherin hat Manuela sich der kleinen und großen Dinge angenommen, die Vorschulkinder beschäftigen. Kreativ gestaltete sie für ihre Mäuse den Kindergartenalltag, sodass jeder Tag ein neues Abenteuer bereithielt. Als zweifache Mama hat sie sich diesen kreativen Einfallsreichtum ebenso beibehalten wie ihr besonderes Verständnis für das Gefühlsleben der Kleinen. Manuela sammelte unsagbar viele nützliche und wertvolle Erfahrungen in der Arbeit sowohl mit Kita-Kindern zwischen 3 und 6 Jahren als auch nach der Wende in Freizeiteinrichtungen für 6- bis 18-Jährige wie den Spielstuben, Kinderkreativ-Workshops und Jugendclubs der Stadt Chemnitz. Seit 2013 hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht und arbeitet als freiberufliche Autorin, die gefühlvoll in Worte fasst, was anderen nur auf der Zunge liegt.

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