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Mut zum Matschen: Warum Chaos, Dreck und Matschen so wertvoll fürs Baby sind

Mut zum Matschen Warum Chaos Dreck und Matschen so wertvoll fuers Baby sind 3 - Mut zum Matschen: Warum Chaos, Dreck und Matschen so wertvoll fürs Baby sind
Das Kind einfach mal matschen lassen kann richtig gut sein. / Bild ©troyanphoto, Adobe Stock

Was auf den ersten Blick chaotisch und nach Herausforderung für euch Eltern klingt, kann für die Entwicklung eurer Kinder richtig gut sein.

Mit einem Baby kommt das Chaos ganz von allein. Und das ist aus mehreren Gründen gut so! Zum einen bedeutet Chaos, dass ihr nicht perfekt sein und immer alles im Griff und top aufgeräumt und sauber haben müsst – so habt ihr mehr Zeit für euer Baby und euch.  Zum anderen kann das vom Kind angerichtete Chaos und “Matschen” gut für seine Entwicklung sein. 

Die ersten eigenen Erfahrungen für Chaos und Matschen sammeln

Bevor ein Baby etwas halten und greifen kann, macht es sich erst mit den Fähigkeiten seiner Hände und Finger vertraut. Diese werden in den Mund gesteckt, betrachtet und vor das Gesicht gehalten und irgendwann führt euer Baby seine Hände zusammen und betastet und erkundet diese. Durch die intensive Beschäftigung mit Händen und Fingern übt das Baby die sogenannte Hand-Augen-Koordination. Das bedeutet, die Augen mit den Armbewegungen immer besser abzustimmen. 

Kleine Dinge kurz festhalten können die meisten Babys gegen Ende des dritten Lebensmonats. 

Die Kinder sich ungehemmt erfahren lassen, hilft bei der gesunden motorischen und sensorischen Entwicklung

Spätestens wenn Babys mit etwa vier bis fünf Monaten selbst gezielt nach Gegenständen in ihrer Reichweite greifen können, ab der Einführung der Beikost (etwa um 4 bis 5 Monate) und ab dem eigenständigen Sitzen und Krabbeln (zwischen 5 und 13 Monaten) geht es los mit dem Durcheinander und dem, was wir mit Matschen meinen. 

Und wir Eltern sollten unser Baby dann, soweit es sicher ist, ungehemmt erfahren lassen. Ein Schrankfach mit nicht zerbrechlichen und Babysicheren Gegenständen durchstöbern, ein- und ausräumen lassen oder ein Bücherregal samt Literatur erkunden lassen, hilft eurem Baby sich selbst zu erfahren und zu empfinden. Dabei sollte natürlich nichts gefährlich, verschluckbar, giftig oder umkippbar sein! Ich weiss, das Chaos muss auch wieder aufgeräumt werden. Aber es gibt euch (wenn es sicher ist) auch den Freiraum, nebenbei “in Ruhe” zu kochen oder anderes zu erledigen. 

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Was können und dürfen Babys ab wann matschen

Die ersten matschigen Erfahrungen machen Babys wahrscheinlich erst mit der Einführung der Beikost (frühestens) ab dem vollendeten 4. Monat. Mit Essen und Brei lässt sich eben wunderbar matschen. Hier denkt der ein oder andere jetzt bestimmt “Mit Essen spielt man nicht” und möchte natürlich auch keine Sauerei. Aber: Die Kinder sind dann noch gar nicht in der Lage, “ordentlich” zu essen. Sie spucken den Brei aus, fassen sich beim Essen an und in den Mund, in die Schale oder versuchen den Löffel zu erwischen, wollen mit den Händen essen und matschen dann ganz natürlich. Das nicht zu unterbinden kann dein Baby motorisch nach vorn bringen. Denn diese Erfahrungen betreffen alle Sinne und helfen deinem Baby zu lernen, wie sich Dinge anfühlen. Es schmeckt und riecht nun nicht nur, sondern tastet und fühlt. Dein Baby “begreift” bei der Auseinandersetzung mit der Beikost, Schale und Löffel etwas über das Gewicht der Dinge, wie sie sich beim Matschen verhalten. Das Matschen hilft eurem Baby eine Vorstellung von Dingen (hier von der Beikost, der Milch…) zu entwickeln. Das Matschen kommt beim Essen quasi ganz von allein und die Natur wird sich etwas dabei gedacht haben. Um es weniger chaotisch zu machen, kann ich euch für den Hochstuhl eine Tisch mit Auslaufschutz/Umrandung und ggf. wenig Kleidung oder leicht zu reinigende  empfehlen.

Kinder lieben es zu matschen

Wenn ihr das zulassen könnt, können eure Babys die Welt mit allen Sinnen erfahren und ihre Fantasie ausleben. Das Matschen hilft, sich und seine Umwelt besser wahrzunehmen (an dieser Stelle überlege ich, ob wir Erwachsenen das nicht auch öfter tun sollten? Töpferkurse gehen ja schonmal in die richtige Richtung… Das hat, genau wie Backen, auch auf uns Eltern einen meditativen und beruhigenden Charakter.) Beim Matschen wird über die Haut Temperatur, Feuchtigkeit und Beschaffenheit des Materials, Eigenschaften wie Widerstand und Festigkeit wahrgenommen.

Ab wann wirklich in den Matsch?

Jetzt wissen wir, warum Matschen und Chaos so wichtig sind für Babys Entwicklung. Richtig in den Matsch aka Dreck dürfen die ganz Kleinen aber noch nicht. Es gibt hier keine eindeutigen Angaben und euer Kinderarzt hat sicher auch eine wichtige Meinung dazu. 

Kinder unter einem Jahr sollten nicht allein im Sandkasten spielen. Wenn sie bereits sitzen können, dürfen sie auch mal im Sand buddeln, aber nur unter Aufsicht. Der eigene Sandkasten im Garten ist dann ab dem 1. Geburtstag geeignet. Doch auch dort kann sich neben Tierkot auch anderer Unrat sammeln, den das Immunsystem eines kleineren Kindes noch nicht so gut abwehren kann. Sand und Matsch landen nämlich schnell in Nase, Mund und Augen. 

Wer mag, kann zuhause sicheren Matsch mit Mehl, sauberem Mineralien-haltigen Sand oder selbstgemachter Fingerfarbe auf Lebensmittelbasis nutzen. Das ist auch für Kleine unter Aufsicht sicher. 

Habt ihr ältere Kinder, die gern auf den Spielplatz gehen, wird es euch schwer fallen, euer Kind vom Spielen und dann auch vom Matschen dort abzuhalten. Es ist gut, Sandkasten oder Matsch immer nach scharfen Gegenständen abzusuchen. Und aufpassen, dass im besten Fall nichts in Körperöffnungen landet! 

Auch mit zehn Monaten können Babys schon so weit sein, eigenständig zu sitzen und draußen zu matschen. Wenn ihr euren Kindern diese wunderbaren Erfahrungen mit Matsch und Chaos zugesteht, sind sie nicht nur glücklicher – Matsch und Dreck an der frischen Luft sind auch gut für die Abwehrkräfte und zur Entwicklung eines guten Immunsystems. Denn im Alltag kommen wir immer weniger mit Schmutz in Berührung und das führt laut Forschern auch zu mehr Allergien. Und das freie Spiel sowie die eigenständigen Erfahrungen führen zur Vernetzung von Neuronen im Gehirn. Hier werden auch Glückshormone ausgeschüttet. Die Selbsttätigkeit beim Matschen führt wiederum zu Selbstständigkeit bei eurem Baby.

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Quellen

Veröffentlicht von Nina Gaglio

Nina ist Mama eines Grundschulkindes und seit 25 Jahren leidenschaftliche Reporterin und Redakteurin. Angefangen hat alles beim Fernsehen, wo Nina neben ihrem Germanistik, Anglistik und Medienwissenschaften Studium erste Erfahrungen sammeln konnte und dann 12 Jahre blieb. Danach kam viel PR und der Onlinejournalismus dazu. Familien- und Kinderthemen und die Arbeit mit Experten aus diesen Bereichen gehörte auch zum Redaktionsalltag. Und so war es nur logisch, dass Nina nach dem Mutterwerden auch für Parenting-Magazine schrieb.

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