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Geburtsverletzungen bei der Mutter: mehr als Dammriss und Dammschnitt

Geburtsverletzungen
Eine Geburt kann Spuren hinterlassen: seelisch ebenso wie körperlich. / Bild © globalmoments, getty images

Die Geburt deines Kindes ist ein wunderbares Ereignis, aber sie kann auch mit Verletzungen einhergehen. Hier erfährst du, welche Geburtsverletzungen entstehen können, wie sie behandelt werden und was du für eine gute Heilung tun kannst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Beckenboden und Scheide werden bei Geburt gedehnt und belastet. Wenn dadurch Blutergüsse, Abschürfungen oder kleine Risse entstehen, heilen diese meist schnell und komplikationslos ab. 
  • Es kann aber auch zu größeren, teilweise nicht sichtbaren Verletzungen kommen, zum Beispiel Dammrisse, Dammschnitte oder größere vaginale Risse und Schürfwunden.
  • Während kleine Verletzungen von selbst abheilen, müssen größere Geburtsverletzungen bisweilen genäht werden und erfordern schmerzlindernde Maßnahmen, ehe auch sie innerhalb der ersten Wochen gut abheilen. 
  • Bei höhergradigen Rissen oder Dammschnitten kann der Heilungsprozess etwas länger dauern.
  • Gute Hygiene, Schonung und sorgfältige Nachbehandlung unterstützen die Heilung.

Welche Arten von Geburtsverletzungen gibt es?

Wenn der Beckenboden und die Scheide während der Geburt gedehnt und belastet werden, können durchaus Blutergüsse, Abschürfungen oder kleine Risse entstehen. Diese heilen aber in den meisten Fällen recht schnell innerhalb weniger Tage und ohne Komplikationen wieder ab. Bisweilen können jedoch auch größere Geburtsverletzungen wie vaginale Risse, Hämatome, Schürfwunden und Verletzungen der Harnröhre entstehen. Auch Dammrisse und Dammschnitte gehören dazu. Diese Verletzungen können während der Austrittsphase auftreten und betreffen in der Regel den Intimbereich der Mutter. Mehr Informationen über die Phasen der Geburt und zu vielen Themen rund um deine Schwangerschaft und dein Baby findest du übrigens in unserer kostenlosen babelli Schwangerschafts-App.

Auch diese heilen in den ersten Wochen nach Geburt in der Regel wieder gut ab, sollten aber gut versorgt und auch regelmäßig in der Nachsorge zum Beispiel durch die Hebamme kontrolliert werden. Besteht bei dir der Verdacht auf eine Geburtsverletzung, sollte dir dein betreuender Mediziner zur genauen Diagnose eine weiterführende systematische Untersuchung inklusive einer rektalen Untersuchung empfehlen. Nur so kann gut beurteilt werden, welche Gewebestrukturen wie verletzt sind, wo die Wundränder verlaufen und ob es noch Blutungen gibt. Auf lange Sicht hilft das auch, Folgeschäden wie Beckenbodenschwäche oder Gebärmuttersenkung samt Harninkontinenz zu vermeiden.

Vor der Diagnostik solltest du über die geplante Untersuchung informiert werden und Fragen stellen können. Die Ärzte werden zudem sicher stellen, dass du keine Schmerzen dabei hast. Da Geburtsverletzungen in der Regel direkt nach der Geburt erkannt und begutachtet werden, sind alle Beteiligten dazu angehalten, das Bonding mit deinem Baby und auch damit auch das erste Stillen dadurch möglichst wenig zu stören. Eine Ausnahme bilden hier starke Blutungen, die natürlich rasch versorgt werden müssen. Dann kann euer Kind auch beim Papa zum Bonding Haut-auf-Haut liegen. 

Gibt es Risikofaktoren für Geburtsverletzungen?

Das Risiko von Geburtsverletzungen ist bei Erstgebärenden und Frauen, die ein großes Baby erwarten, sowie bei einer längeren Geburtsdauer erhöht. Auch der Einsatz von Geburtsinstrumenten wie Saugglocken oder Geburtszangen kann zu Verletzungen führen, muss aber nicht. 

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Anders als früher wird heute routinemäßig kein Dammschnitt (Episiotomie) während einer spontanen vaginalen Geburt durchgeführt. Die aktuellen Leitlinien empfehlen diesen lediglich, um die Geburt zu beschleunigen, wenn sich die Herztöne deines Kindes im CTG etwa abschwächen. Eine entsprechende Schmerzlinderung gehört dann ganz selbstverständlich dazu – außer im akuten Notfall. Aber auch dann wird der Dammschnitt innerhalb der Wehe gesetzt, wenn der Dammbereich gespannt und wenig spürbar ist.

Wer bereits bei einer früheren Geburt einen Dammriss oder eine andere Verletzung erlitten hat, sollte das Gespräch zum passenden Geburtsmodus suchen bzw. laut Leitlinien auch angeboten bekommen. Gerade wenn noch Beschwerden bestehen, sollte ein Kaiserschnitt in Betracht gezogen werden. 

Die aktuelle Leitlinie für die Geburtshilfe empfiehlt, beim Durchtritt des Köpfchens warme Kompressen auf den Damm zu legen. Dadurch wird das Verletzungsrisiko verringert. Sprich deine Hebamme und/oder den behandelnden Arzt darauf an!

Wie werden Geburtsverletzungen behandelt und wie verläuft die Heilung?

Eine Geburtsverletzung muss bisweilen genäht werden. Ob dein Dammriss genäht werden muss oder nicht, werden die Ärzte gemeinsam mit dir entscheiden. Dabei ist es wichtig, dass du keine Schmerzen spürst. Deshalb sage deiner betreuenden Ärztin oder Hebamme sofort, wenn etwas schmerzhaft ist. Die Verletzung an sich, also zum Beispiel den Dammriss, spürst du während der Geburt kaum.

Nach Abklingen der Betäubung wird der Nahtbereich etwas anschwellen und schmerzen. Allerdings solltest du von Tag zu Tag relativ schnell eine Besserung verspüren. Halten das Spannungsgefühl, Ziehen und die Beschwerden beim Sitzen länger an, ist eine Nachkontrolle durch eine Hebamme oder Gynäkologin sinnvoll. Auch ein Hämatom, also eine bläuliche Verfärbung im Nahtbereich solltest du kontrollieren lassen. Das Nahtmaterial lässt sich meistens in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt wieder auf. Falls doch ein Knoten gezogen werden muss, geschieht dies ambulant.

Gerade bei leichteren Dammrissen (Grad I und II) kann eine Naht den Heilungserfolg zwar verbessern, muss aber laut Leitlinien auch nicht zwingend erfolgen. Du solltest deshalb in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden.

Die Wundversorgung muss im Geburtsbericht genau dokumentiert werden. Wenn du dich gut informiert und mit einbezogen fühlst, wird das auch einen positiven Effekt auf die Heilung haben. Deshalb frag nach, was genau passiert ist und was du tun kann. 

Innerhalb der ersten 48 Stunden hilft in der Regel Kühlen (nicht länger als 20 Minuten am Stück) die Schmerzen zu lindern. In der Klinik bekommst du außerdem Schmerzmittel nach Bedarf. Zu Hause im Wochenbett wird dir deine Hebamme zeigen, wie du die Heilung mittels Spülungen, Regenerationssprays oder Sitzbädern unterstützen kannst. Auch die Nachbehandlung einer Dammnaht mit Johanniskrautöl ab einer Woche nach Geburt kann schmerzlindernd wirken. 

Eine gute Wundpflege erfordert sorgsame Hygiene ebenso wie ausreichend Ruhe und Geduld, etwa auch bei Geschlechtsverkehr nach der Geburt. Die Heilung hängt von der Verletzung ab, dauert aber in der Regel wenige Tage bis Wochen. Regelmäßige Nachsorgetermine solltest du unbedingt wahrnehmen. So lassen sich langfristige Folgen wie eine Beckenbodenschwäche oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr vermeiden. 

Fazit

Geburtsverletzungen, darunter Dammrisse, Dammschnitte, vaginale Risse und weitere Verletzungen, sind zwar beunruhigend, aber gut behandelbar und heilbar. Eine sorgfältige Vorbereitung, das Verständnis der Risikofaktoren und eine offene Kommunikation mit dem medizinischen Team sind entscheidend, um die bestmögliche Versorgung und Unterstützung zu gewährleisten.

Hast du weitere Fragen oder möchtest deine Gedanken zum Thema Alleingeburt teilen? Dann schreibe uns gerne einen Kommentar.

Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 27.11.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Clara Stark

Mit Mann und drei Kindern lebt Clara im niederbayerischen Landshut. Von dort aus unterstützt sie die babelli-Redaktion als Medizinjournalistin und erklärt Fachbegriffe rund um Schwangerschaft, Baby und Kleinkind - von Amniozentese bis Zytomegalie. Seit mehr als 20 Jahren recherchiert die Diplom-Molekularmedizinerin und gelernte Redakteurin zu Wissenschafts- und Medizinthemen. Komplexe Sachverhalte so zu erklären, dass sie leicht verständlich und konsumierbar sind, ist für sie selbstverständlich und herausfordernd zugleich.

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