Joghurt ist gut für den Darm, calciumreich und lecker. Aber ist er auch für die Kleinsten gesund? Ab wann dürfen Babys Joghurt bekommen und wie viel? Wir erklären, welchen Platz der Joghurt in eurem Baby-Speiseplan einnehmen könnte. Viel Spaß beim Übergang zur Familienkost!
Das Wichtigste in Kürze
- Der Beikoststart mit frischen, gesunden Lebensmitteln ist eine wunderbare Sache.
- Mit Joghurt solltest du trotzdem ein wenig warten.
- Fertige Milchprodukte wie Fruchtjoghurt, Quarkspeisen und Frischkäse braucht ein Baby noch eine ganze Weile nicht.
Kann Joghurt dem Baby schaden?
Babys sollten nicht zu schnell Joghurt bekommen, sondern frühestens ab dem Beikostalter, besser später. Der Grund ist nicht der Joghurt selbst, sondern die Tiermilch (Kuh, Schaf oder Ziege), aus der er gemacht ist. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Um einer Allergie vorzubeugen, sollte jedes Lebensmittel nur langsam und möglichst neben dem Stillen eingeführt werden.
- Die Nieren eines Babys sind noch nicht voll ausgebildet. Mit zu viel Eiweiß auf einmal können sie nicht umgehen. Joghurt enthält jedoch viel schwer verdauliches Eiweiß in konzentrierter Form. Eine unnötig hohe Eiweißaufnahme im Babyalter kann zudem später zu Übergewicht führen.
- In Milchprodukten finden sich Erreger, die das spätere Risiko für Darmerkrankungen erhöhen.
Daher ist es besser, Joghurt nicht zu schnell zu geben.
Ab wann Babys Joghurt bekommen dürfen (und wie viel)
Ab wann ist also der richtige Zeitpunkt für den ersten Mini-Löffel Joghurt fürs Baby? Eine ganze Zeit nach der Beikosteinführung und möglichst nicht als Erstes. Manche Experten sehen ihn lieber erst ab dem zweiten oder dritten Lebensjahr auf dem Speiseplan.
Startest du mit Brei und gehst nach dem klassischen Beikostplan vor, kommt der Milchbrei an zweiter Stelle, das heißt nach der Einführung von Gemüse und Fleisch/Fisch. Also etwa ein bis zwei Monate später. Getreide-Milchbrei wird in der Regel mit Vollmilch oder Pre-Milch zubereitet. Es spricht nichts dagegen, einen kleinen Teil der Milch durch Joghurt zu ersetzen. Nötig ist das jedoch nicht. Bitte nur einen Löffel, denn normaler Joghurt enthält ein Viertel mehr Eiweiß als Vollmilch, fettreduzierter Joghurt oder griechischer Joghurt sogar noch mehr.
Wichtig ist, dass du die empfohlene Gesamt-Eiweißmenge nicht überschreitest. Denkbar (aber nicht offiziell empfohlen) wäre also:
- ab 7 Monaten:
200 ml Vollmilch im Milchbrei ODER
180 ml Vollmilch + 15 g* Vollmilchjoghurt im Milchbrei - ab 12 Monaten:
300 ml Vollmilch ODER
200 ml Vollmilch + 75 g Vollmilchjoghurt statt Milchbrei
*15 g sind ein Esslöffel.
Vor dem 6. Lebensmonat sollten Babys möglichst keine Milchprodukte außer Babymilch oder Muttermilch bekommen, danach nur als Teil der Beikost. Milchprodukte als Snack zwischen den Mahlzeiten braucht dein Baby im ersten Jahr überhaupt nicht.
Milchprodukte hemmen die Aufnahme von Eisen und anderen Spurenelementen aus dem Darm. Sie sollten also immer mit zeitlichem Abstand zu Gemüse und Fleisch gegeben werden.
Achte auch auf Anzeichen einer Milchallergie
Egal, welches Milchprodukt du einführst, achte immer auf Allergiesymptome – vor allem, wenn ihr in der Familie zu Allergien neigt. Denn eine Kuhmilchallergie ist eine der häufigsten Lebensmittelallergien im Kindesalter, etwa 2 bis 3 von 100 Kindern sind betroffen. Mögliche Symptome reichen von Hauterscheinungen wie Milchschorf, über Magen-Darm-Probleme bis hin zum allergischen Schock. Sie können sofort oder zeitverzögert auftreten, und es braucht wiederholten Kontakt. Hat dein Baby Probleme, seit du Tiermilch eingeführt hast, hole dir am besten kinderärztlichen Rat. Ein Ernährungstagebuch kann helfen, die Ursache einzugrenzen. Fällt dir nichts auf, ist wahrscheinlich alles okay.
Übrigens: Tiermilch ganz zu meiden, verhindert Allergien nicht. Daher beinhaltet die Leitlinie zur Allergieprävention, dass: „Milch oder Naturjoghurt im Rahmen der Beikost eingeführt werden“.
Welcher Joghurt ist für Babys geeignet?
Purer Joghurt beziehungsweise Naturjoghurt aus Vollmilch und ohne Zucker ist für Babys am besten geeignet, wenn überhaupt. Er muss nicht „probiotisch“ sein, kann aber. Nach dem Öffnen sollte er nicht lange offen stehen bleiben. Unser Tipp: Joghurt aus Weidemilch enthält in der Regel mehr Vitamin D als Milch aus Stallhaltung.
Fruchtjoghurts, Quarkspeisen, Frischkäseprodukte wie Fruchtzwerge, Puddingbecher und sonstige fertige Milchleckereien sollten Babys dagegen noch gar nicht bekommen. Denn andere Nährstoffe sind viel wichtiger als das unnötige Eiweiß und der zugesetzte Zucker. Das Baby wäre aber zu satt für „richtige“ Mahlzeiten – von den belasteten Nieren ganz abgesehen.
Joghurt als Boost für Babys Darmflora?
Joghurt gilt als ein gesundes Lebensmittel für Erwachsene und ältere Kinder. Denn er gehört wegen der darin befindlichen Milchsäurebakterien zu den probiotischen Lebensmitteln. Kurz gesagt: Er unterstützt die Darmflora – zumindest bei Menschen, die Milch vertragen.
Er kann jedoch wie alle Milchprodukte Erreger enthalten, die später im Leben zu Darmentzündungen wie Morbus Crohn und sogar Krebs führen können. Babys sind besonders anfällig für die hitzestabilen Paratuberkulose-Bakterien (kurz: MAP). Je früher Milchprodukte wie Joghurt eingeführt werden, desto höher ist das Risiko, dass der noch unreife Darm damit besiedelt wird. Stillen garantiert zwar keinen Schutz, kann aber die frühkindliche Immunabwehr unterstützen. Eltern ungestillter Babys können daher abwägen, ob sie mit zusätzlicher Milch lieber noch etwas warten wollen. Eine offizielle Empfehlung gibt es dazu jedoch nicht, Babys dürfen also grundsätzlich Joghurt bekommen.
Fazit
Joghurt gilt nicht als besonders wertvolles Lebensmittel für Babys. Fachleute raten offiziell zu Getreide-Milchbrei, um die Verdauung des Babys an Milchprodukte zu gewöhnen. Eine allgemeingültige Empfehlung, wann wie viel Joghurt zum Speiseplan hinzugefügt werden sollte, gibt es daher nicht. Warte einfach ab, bis dein Kind Gemüse als Beikost akzeptiert. Du darfst aber selbst entscheiden, ob du dann einen kleinen Teil der Kuhmilch im Milchbrei durch Naturjoghurt ersetzen möchtest. Auch ein Mini-Löffelchen zur Milchmahlzeit ist völlig okay, solange du den süßen Fruchtjoghurt für später aufhebst.
Es ist etwas Schönes, die Kinder an den Speiseplan der Eltern heranzuführen, ein großes Abenteuer und eine Entdeckungsreise für Eltern und Kinder. Unsere Informationen sollen dich unterstützen, aber nicht verunsichern. Warte einfach ein bisschen mit Joghurt und dann habt Spaß beim Schlemmen.
Konnten wir dir beantworten, ab wann Joghurt für Babys okay ist? Oder hast du noch Fragen an unser Team? Dann schreib gern einen Kommentar.
Quellen
- S3-Leitlinie zur Allergieprävention: https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-016l_S3_Allergiepraevention_2022-11.pdf (abgerufen am 20.09.2023)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Einführung der Beikost: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/beikosteinfuehrung/ (abgerufen am 20.09.2023)
- Kinderarzt Gilching: Kuhmilchallergie: https://www.kinderarzt-gilching.de/images/Infothek/ER_2010_4_Kuhmilchallergie.pdf (abgerufen am 20.09.2023)
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Ratgeber „Paratuberkulose“: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tiergesundheit/Tierseuchen/Paratuberkulose_Ratgeber.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (abgerufen am 20.09.2023)
- LMU: Zu viel frühes Protein – zu viel späteres Fett: https://www.med.lmu.de/aktuell/2014/artikel_protein/index.html (abgerufen am 20.09.2023)
- Vereine für unabhängige Gesundheitsberatung UGB: Babynahrung: Alles Quark: https://www.ugb.de/kinder-gesund-ernaehren/babynahrung-alles-quark/ (abgerufen am 20.09.2023)
- BR: Speziallampen im Kuhstall: Mehr Vitamin D in der Milch: https://www.br.de/nachrichten/bayern/mehr-vitamin-d3-in-der-milch-speziallampen-im-kuhstall,Snnnfiv (abgerufen am 20.09.2023)
- Süddeutsche: Joghurt und Quark sollten Kinder erst ab zwei Jahren essen: https://www.sueddeutsche.de/leben/familie-joghurt-und-quark-sollten-kinder-erst-ab-zwei-jahren-essen-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140827-99-01370 (abgerufen am 20.09.2023)