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Kreidezähne bei Kindern: Was Eltern tun können

Kreidezähne
Etwa 15 Prozent aller Kinder leiden an Kreidezähnen / BIld © savelov, Adobe Stock

Dein Kind klagt beim Essen immer wieder über Zahnschmerzen und dir sind weiß-getrübte Zahn-Verfärbungen aufgefallen? Vielleicht hat es Kreidezähne. Was du über Kreidezähne wissen solltest, ab wann du zur Zahnarzt-Praxis musst und was du als Elternteil tun kannst, erfährst du hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Kreidezähne werden durch einen Zahnschmelzdefekt hervorgerufen. Betroffene Kinder haben Zähne mit weichem Zahnschmelz, der anfälliger ist für Bakterien.
  • In Deutschland sind insgesamt etwa 15 Prozent aller Kinder von der Zahnschmelz-Störung betroffen. Die Ursachen sind umstritten und bisher noch unklar.
  • Die Symptome sind etwa eine hohe Schmerzempfindlichkeit der Zähne, gelb-bräunlich verfärbte und weiße Stellen sowie Risse in den Zähnen. Betroffen sind ausschließlich die bleibenden Backen- und Schneidezähne.
  • Bei frühzeitiger Behandlung durch die Zahnarztpraxis kann der Zahnschmelz des Kindes dauerhaft stabilisiert werden. Zu Hause hilft die richtige Ernährung und Zahnpflege.

Was sind Kreidezähne? 

Kreidezähne sind Zähne mit auffallend porösem und rauem Zahnschmelz. Es handelt sich um eine Strukturstörung der Zähne im Mund und ist neben Karies die häufigste Zahnerkrankung im Kindesalter. Der Zahnschmelzdefekt wird teilweise als neue Volkskrankheit bezeichnet. 

Kreidezähne treten bei den bleibenden ersten Backenzähnen (Sechs-Jahr-Molaren) und Schneidezähnen (Inzisiven) auf, was sich dann mit dem Zahnwechsel zum Schuleintritt (Wackelzahnpubertät, etwa im 6. Lebensjahr) erstmalig zeigt. Bei Milchzähnen sind Kreidezähne deutlich seltener, aber auch möglich. Bei bleibenden Backen- und Schneidezähnen nennt man die Kreidezähne in der Fachsprache MIH (Molaren-Inzisiven-Hypomineralisiation), bei Milchzähnen MMH (Milch-Molaren-Hypomineralisation). 

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Wie entstehen Kreidezähne?

Der Zahnschmelz ist einer der härtesten Substanzen im Körper und schützt die Zähne etwa beim Kauen von harter Nahrung. Er besteht hauptsächlich aus dem Mineral Kalziumphosphat und Spurenelementen wie Magnesium und Fluor. Bei Kreidezähnen ist die Zusammensetzung des Zahnschmelzes gestört. Dadurch enthalten Kreidezähne zu wenig Mineralien und erscheinen rau und porös (Hypomineralisation).

Die Folge? Die einzelnen Zähne sind anfälliger und die typischen Kreidezahn-Symptome zeigen sich.

Symptome für Kreidezähne bei Kindern

Mögliche Symptome für Kreidezähne bei Kindern sind:

  • Im Anfangsstadium: weiße, getrübte Flecken auf den Zähnen
  • Gelb-bräunliche Verfärbungen der Zähne
  • Eine poröse und raue Zahn-Oberfläche
  • In manchen Fällen Schmerzempfindlichkeit, etwa bei kalten oder warmen Speisen
  • Die Zähne sind anfälliger für Karies als gesunde Zähne
  • Die betroffenen Schneidezähne “bröckeln” und können Schmerzen bereiten, betroffene Backenzähne haben häufig tiefe Risse
  • Teilweise fehlen die Zahnhöcker und Erhebungen an den Backenzähnen

Weltweit sind etwa 13 Prozent aller Kinder von MIH betroffen. Die Tendenz ist steigend.

Beispiel für Kreidezähne
Beispiel für Kreidezähne / Bild © Dirk, Adobe Stock

Was können Eltern bei Kreidezähnen tun?

Die Forschung steht bei den Ursachen der Störung noch am Anfang. Das Einzige, was Eltern daher beeinflussen können, ist, wie früh die Symptome der „Kreide“ erkannt werden. Hierfür sind regelmäßige und frühzeitige Zahnarztpraxisbesuche mit dem Kind entscheidend.

Eltern von Kindern mit (oder mit Verdacht auf) Kreidezähnen empfehlen wir daher:

  • Regelmäßig (mind. alle 6 Monate) mit dem Kind zur Zahnarztpraxis!
  • Gutes Zähneputzen, Zahnhygiene und eine bewusste Zahnpflege vorleben.
  • Fluoridhaltige Zahnpasta benutzen: 0-2 Jahre – Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluoridgehalt, 1-2-mal täglich in reiskorngroßer Menge; 2-6 Jahre – 2-mal täglich Zahnpasta mit 1.000 ppm Fluoridgehalt in erbsengroßer Menge; ab 6 Jahren – Zahnpasta mit 1.500 ppm Fluoridgehalt 2-mal täglich in erbsengroßer Menge. 
  • Auf eine ausgewogene Ernährung des Kindes achten (unverarbeitete Lebensmittel mit möglichst wenig Zusatzstoffen, damit der Schmelz nicht weiter angegriffen wird). Obendrein erhöht übermäßiger Zucker das Karies-Risiko. Eine zuckerarme Ernährung (ohne Verbote) ist für die Mundhygiene also empfehlenswert.
  • (Regionale) Nahrung kochen, die den täglichen Bedarf an Magnesium, Zink und Antioxidantien des Kindes decken. Die Verarbeitung von frischem Gemüse und Obst ist hier empfehlenswert.

Wichtig: Wenn Fluorid von der Zahnarztpraxis schon in Tablettenform verschrieben wurde, ist das Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta häufig nicht mehr notwendig. Hinterfrage das im Zweifel bei der Zahnärztin/dem Zahnarzt des Kindes.

Warum ist Fluorid in der Zahnpasta so wichtig für Kinder?

Fluorid verbessert die Zusammensetzung der Mineralstoffversorgung der Zähne. Bei regelmäßiger Anwendung schützt fluoridhaltige Zahnpasta die Kinderzähne vor Säuren, Bakterien und Karies. Bei Kreidezähnen ist Zahnpasta mit einem bestimmten Fluoridgehalt daher unerlässlich, um den angegriffenen Zahnschmelz zu stabilisieren. 

Lassen sich Kreidezähne schon beim Baby erkennen?

Größtenteils zeigen sich Kreidezähne beim Durchbruch der bleibenden Zähne, also mit ca. 6 Jahren In seltenen Fällen sind aber auch schon die Milchzähne betroffen. Ist das der Fall, könnten sich Kreidezähne demnach schon im Baby- und Kleinkindalter zeigen. Erste Anzeichen sind braun-gelblich verfärbte Zähnchen. Im Zweifel und falls du dir Sorgen machst, kannst du dann schon mit deinem Baby oder Kleinkind zur Zahnarztpraxis, um den Zustand abklären zu lassen.

Kreidezähne bei Erwachsenen: Geht das?

Die Entwicklungsstörung des Zahns kann nur im Kindesalter entstehen. Die Erkrankung entwickelt sich nicht im Erwachsenenalter. Erwachsene mit Kreidezähnen müssen also als Kind bereits Kreidezähne gehabt haben. Mit einer frühzeitigen Behandlung der Zahnarztpraxis können die meisten Menschen mit Kreidezähnen schmerzfrei damit leben. 

Ursache: Wie entstehen Kreidezähne?

Die Häufigkeit von Kreidezähnen hat in den vergangene Jahrzehnten deutlich zugenommen. Eine wissenschaftlich fundierte Erklärung gibt es bisher nicht.

Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner vermuten verschiedene Faktoren, die das Risiko für Kreidezähne erhöhen oder damit im Zusammenhang stehen könnten. Das sind etwa:

  • Krankheiten im Säuglings- und Kindesalter (z.B. Fieber und Antibiotikaeinnahme)
  • Weichmacher in Kunststoffen (Umwelttoxine wie Bisphenol A, kurz BPA)
  • Vitamin-D-Mangel bei Mutter oder Kind
  • Komplikationen oder Krankheiten der Mutter bei der Schwangerschaft, in den letzten Schwangerschaftsmonaten oder bei der Geburt

Wie ist die Behandlung von Kreidezähnen?

Kreidezähne bei Kindern lassen sich größtenteils gut behandeln bzw. stabilisieren, insbesondere, wenn die Eltern frühzeitig die Zahnarztpraxis aufsuchen und die Ärzte einbinden. Diese Behandlungen sind bei Kreidezähnen üblich:

  • Intensivprohylaxe in der Zahnarztpraxis (etwa vierteljährliche Kontrollen statt halbjährlich)
  • Eine Behandlung der Zähne mit Fluoridlack
  • Eine Fissurenversiegelung sowie Füllungen und Kronen der betroffenen Zähne
  • Im Notfall: Ziehen einzelner Zähne

Die Behandlung von Kreidezähnen ist aber auch immer vom einzelnen Fall und der Ausprägung der Erkrankung abhängig. 

Kreidezähne und die kindliche Psyche

Neben den körperlichen Symptomen wird in manchen Fällen auch die kindliche Psyche durch die Kreidezähne belastet. Denn das Kind spürt vermutlich, dass seine Zähne im Fokus stehen und es deswegen öfter zur Zahnärztin/zum Zahnarzt muss als andere Kinder. Obendrein merkt es, dass seine Zähne anders aussehen.

Wir empfehlen: Versuche den Fokus in euren Gesprächen nicht so stark auf seine Zähne zu legen! Zusätzlich lohnt es sich, seine Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken. Falls dein Kind niedergeschlagen wirkt, soziale Kontakte meidet und sich isoliert, suche das Gespräch mit ihm. Im Zweifel lohnt sich immer der Besuch in der Kinderarztpraxis, in Familienberatungsstellen oder in einer Kinder- und Jugendpsychotherapie-Praxis. Hier kann die Psyche des belasteten Kindes mit bestimmten Methoden wieder gestärkt werden. Obendrein wirst du als Elternteil von den psychotherapeutischen Fachkräften bestmöglich zur Situation beraten.

Wie ist es bei deinem Kind? Hast du einen Verdacht auf Kreidezähne oder hat dein Kind Kreidezähne? Wie geht ihr damit um? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar, wir freuen uns auf den Austausch mit dir!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 21.08.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. dent. Julia Rimkus geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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