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Autismus beim Kind: Was für Eltern jetzt wichtig ist!

Autismus beim Kind - Autismus beim Kind: Was für Eltern jetzt wichtig ist!

Wenn beim Kind eine Autismus-Spektrum-Störung vermutet wird, wirft das zunächst viele Fragen auf. In diesem Artikel erklären wir dir alles, was du zu Autismus wissen musst und was für Eltern jetzt wichtig ist!

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine neurologisch bedingte Entwicklungsstörung. Es handelt sich nicht um eine Krankheit.
  • Gehirne von Menschen mit Autismus verarbeiten Informationen anders als die von Nicht-Betroffenen.
  • Man unterscheidet zwischen dem Asperger Autismus, dem frühkindlichen Autismus und dem atypischen Autismus.
  • Die Hauptmerkmale für Autismus sind: eine eingeschränkte soziale Interaktion, wenig Kommunikation und sich wiederholendes Verhalten.
  • Durch eine individuelle Therapie ist es möglich, dass die Schwierigkeiten des Kindes, die es belasten und seinen Alltag einschränken, verringert werden.

Autismus-Spektrum-Störungen

Autismus ist eine neurologisch bedingte Entwicklungsstörung (Englisch: Development Disorder), die sich schon im frühen Kindesalter zeigt. Die Wahrnehmungen der Umwelt werden im Kopf der betroffenen Kinder anders verarbeitet als bei Nicht-Betroffenen.

Die 3 Hauptmerkmale für Autismus sind:

  • wenig bis kaum soziale Interaktion
  • eingeschränkte Kommunikation
  • sich wiederholende und beschränkte (stereotypische) Verhaltensweisen

Neben dem frühkindlichen Autismus und dem Asperger-Syndrom (gilt als milde Autismus-Form) gibt es auch den atypischen Autismus. Der Überbegriff aller drei Formen ist „Autismus-Spektrum-Störungen“. Etwa 1-3 Prozent aller Kinder in Deutschland haben eine Autismus-Spektrum-Störung, wobei Jungen viermal häufiger betroffen sind, als Mädchen. Die Bedürfnisse von Betroffenen sind nicht besonders, sondern genauso vielfältig wie die nicht betroffener Menschen. Das autistische Kind wird nicht durch seine Fähigkeiten oder Bedürfnisse, sondern durch die Anforderungen der Gesellschaft behindert.

Erste mögliche Anzeichen für Autismus 

Manche Verhaltensweisen des Kindes können schon in den ersten Lebensmonaten und im frühen Kleinkindalter auf eine Autismus-Spektrum-Störung hinweisen.

  • Mimik, Gestik und Stimmung des Babys sind auffallend monoton und neutral.
  • Es interessiert sich nicht oder wenig für soziale Interaktionen, sondern beobachtet eher andere Dinge seiner Umwelt sehr ausführlich.
  • Das Baby oder Kleinkind reagiert schreckhaft auf Alltags-Geräusche, wie wenn ein Stift auf den Boden fällt.
  • Seine Interessen und Spiele beschränken sich auf sich regelmäßig wiederholende Handlungen, etwa das akribische Aufreihen von Bausteinen auf die immer gleiche Art und Weise.
  • Die Sprachentwicklung verläuft auffällig verzögert (erst mit 3 bis 3,5 Jahren). Der Sprachton hört sich mechanisch an. Es spricht wenig und ungern.
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Merkmale und Symptome der 3 Störungsbilder

Gerade im Alter von 1 1/2, 2, 3 oder 4 Jahren zeigen betroffene Kinder deutlichere autistische Merkmale. Das ist auch abhängig von der Form der Autismus-Störung. Alle drei Störungsbilder beinhalten die drei Hauptmerkmale, allerdings in unterschiedlicher Ausprägung.

Frühkindlicher Autismus 

  • Frühkindlicher Autismus zeigt sich schon deutlich vor dem 3. Lebensjahr. Die motorische, sprachliche, soziale und kognitive Entwicklung verläuft ab der Geburt verzögert.
  • Dem Kind fällt es schwer Blickkontakt zu halten oder über Körpersprache, Gestik und Mimik mit den Eltern oder anderen Mitmenschen zu kommunizieren.
  • Das Kind spielt zu Hause und in der Kita eher alleine. Es genießt die Beschäftigung mit sich selbst. Für Eltern ist es schwierig, in seine Welt hereinzukommen.
  • Es handelt in Stereotypen (immer gleiche, sich wiederholende Handlungen). Beispiele: Das Kind läuft mehrmals am Tag und jeweils dreimal zwischen Tür und Fenster hin und her, bevor es sich mit etwas Neuem beschäftigen kann. Auch Wort-Wiederholungen sind typisch.
  • Insgesamt bevorzugt das Kind Routinen im Alltag. Sobald es kleinste Veränderungen spürt, bekommt es Stress (etwa neue Möbel im Kinderzimmer oder das Aufstellen von Weihnachtsdeko).

Asperger-Syndrom

  • Beim Asperger-Syndrom liegt keine Entwicklungsverzögerung vor. Sprache, Motorik und geistige Entwicklung liegen im Normbereich.
  • Auch die Intelligenz liegt im Durchschnitt oder ist deutlich erhöht.
  • Die Interessen betroffener Kinder sind auf Besonderheiten beschränkt, wie das Sammeln von ungewöhnlichen Dingen, etwa Schraubkappen von Flüssig-Waschmittel.
  • Zusätzlich kann sich auch eine Inselbegabung (Savant-Syndrom) zeigen, also eine außergewöhnliche Fähigkeit des Kindes in einem Teilbereich, wie ein auffällig frühes Zahlen- und Rechenverständnis.
  • Wenn das Kind gut in seine Umwelt integriert ist, fällt (je nach Ausprägung) das Asperger-Syndrom nicht unbedingt auf. Deshalb wird diese Form von Autismus manchmal erst im Erwachsenenalter diagnostiziert.

Atypischer Autismus

  • Diese Entwicklungsstörung tritt erst nach dem 3. Lebensjahr auf (daher atypisch).
  • Die Hauptmerkmale von Autismus zeigen sich, anders als beim Asperger-Syndrom und dem frühkindlichen Autismus, hier nur in einem oder zwei der drei Bereiche.
  • Bei atypischem Autismus sind Motorik, geistige Entwicklung und Sprache stark und auffällig verzögert.
  • Manchmal besteht zusätzlich eine Intelligenzminderung.

Ist mein Kind autistisch? – Test und Diagnose

Was kann ich machen, wenn ich beim Kind Autismus vermute?

Wenn du bei deinem Kind eine Autismus-Spektrum-Störung vermutest, tausche dich zuerst mit den anderen Bezugspersonen und dem Kita-Personal darüber aus. Was beobachten sie etwa, wenn das Kind spielt? Gehe dann mit deinem Kind zur Kinderarztpraxis. Hier wird es zuerst untersucht, damit organische Ursachen ausgeschlossen werden können. Obendrein wirst du zur bisherigen Entwicklung befragt. Vermutlich werdet ihr dann an eine Fachstelle für weitere Testungen überwiesen. Meist ist das eine von diesen Anlaufstellen:

Die Fachkräfte der jeweiligen Einrichtung machen körperliche, psychiatrische und neurologische Untersuchungen sowie verschiedene Tests mit deinem Kind. Häufig wird es auch im Spiel beobachtet und du als Elternteil befragt. Danach stellen die Fachkräfte die Diagnose.

Ab wann sollte ich mein Kind auf Autismus testen lassen?

Ab dem 18. Lebensmonat kannst du die Kinderarztpraxis und die Fachstellen aufsuchen. Erst dann ist die Testung langfristig verlässlich.

Gut zu wissen: Selbst wenn die autistischen Merkmale auffällig sind, muss es sich nicht immer um eine ASS handeln. Autistische Symptome können teilweise auch auf eine ADHS oder Zwangsstörung hinweisen. Das macht die Testungen in den Fachstellen umso wichtiger!

Was passiert danach? – Therapie und Behandlung

Nun wirst du vom Fachpersonal beraten. Häufig wird eine Therapie in einer Kinder- und Jugendpsychotherapie-Praxis, einem Autismus-Therapie-Zentrum, einem SPZ oder einer Frühförderstelle empfohlen. Die Entwicklungsverzögerungen können durch Ergotherapie, Logopädie, Heilpädagogik und Physiotherapie wieder aufgeholt werden. Je jünger das Kind bei der Diagnosestellung ist, desto besser springt das Gehirn auf die gezielten Therapien an. Je nach Störungsbild wird auch ein Medikationsplan mit entsprechenden Medikamenten erstellt (Einzelfall abhängig). In manchen Fällen wird Eltern eine Familientherapie nahegelegt, um sich mit der neuen Situation besser zurechtzufinden und damit gemeinsame Regeln für den Alltag gefunden werden.

Du merkst schon: Es kommt ein Ärzte- und Therapeuten-Marathon auf dich zu, um den du dich selbst kümmern musst und für den du viel Geduld brauchst. Allerdings lohnt sich eine Therapie deines Kindes in jedem Fall.

Was ist das Ziel der Behandlung?

Das Ziel ist immer, die Einschränkungen des Kindes mit individuellen Ansätzen zu begleiten, damit es am Leben ungehindert teilnehmen kann. Die Ansätze werden innerhalb der Therapie regelmäßig angepasst. Je nachdem, wie alt dein Kind ist, können auch mögliche Probleme in der Schule durch die Therapie verringert werden. Die ergänzenden Beratungen für die Eltern können Entlastung schaffen. Obendrein helfen sie dabei, dass die Bedürfnisse aller beteiligter Personen Platz bekommen.

Achtung: Die Wartezeiten für Therapieplätze können bis zu 2 Jahre betragen! Dies variiert je nach Region und Art der Einrichtung. Frage am besten in verschiedensten Einrichtungen direkt nach einem Ersttermin, sobald die Diagnose vorliegt.

Ursachen für Autismus-Spektrum-Störungen

Wie bei vielen Störungsbildern ist auch die Ursache von Autismus umstritten. Experten gehen davon aus, dass ASS durch mehrere Faktoren auslöst wird: Umweltfaktoren in frühester Babyzeit, ein höheres Alter beider Elternteile, Risikofaktoren in der Schwangerschaft und Auffälligkeiten im Gehirn. Sie vermuten, dass die Gehirnentwicklung betroffener Kinder schon vor der Geburt anders verläuft. Denn: Die Strukturen des Gehirns sind bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung grundlegend anders aufgebaut, als bei nicht betroffenen Menschen. Auch die genetische Veranlagung spielt hier eine wichtige Rolle. Wenn ein Kind der Familie eine ASS hat, ist das Risiko von Geschwisterkindern, die gleiche Diagnose zu bekommen, um 20 Prozent erhöht.

Selbstfürsorge von Eltern betroffener Kinder

Eltern, dessen Kind eine Autismus-Spektrum-Störung hat, kommen natürlich auch an ihre Grenzen, etwa wenn das Kind im Alltag aggressiv ist und keine Gespräche möglich sind. Wenn aus dem Kind ein Jugendlicher wird, kann das die bestehenden Probleme vergrößern. Wir empfehlen, sich jetzt selbst zu stärken. Das Stichwort ist Selbstfürsorge. Denn nur wenn du glücklich bist und deine Bedürfnisse gestillt sind, hast du genügend Energie, um für dein Kind da zu sein.

Das kann etwa so aussehen:

  • Suche dir Selbsthilfegruppen für Eltern von betroffenen Kindern: Ein Austausch mit Menschen in derselben Situation kann entlastend und stärkend sein.
  • Erziehungsberatung in Familienberatungsstellen: Falls dich seit der Diagnose Sorgen im Umgang mit dem Kind quälen, empfehlen wir dir eine Erziehungsberatung. Entsprechende Beratungsstellen findest du über Träger wie DRK, AWO oder Caritas. Die Beratung ist in der Regel kostenlos.
  • Mutter-Vater-Kind-Kuren/Familienkuren: Um die verschiedenen Bedürfnisse und Interessen im Familienalltag besser abzustimmen, hilft manchmal ein Tapetenwechsel und eine Begleitung durch spezialisierte Fachkräfte. Informiere dich bei der Kinderarztpraxis zu individuellen Angeboten, wie etwa der Familienkur für Eltern mit autistischem Kind vom DRK in Pellworm.
  • Bei starker Belastung – psychotherapeutische Begleitung: Wenn du durch die Situation so belastet bist, dass deine Psyche darunter leidet, solltest du nicht zögern: Hole dir Unterstützung durch eine Psychotherapeutin/einen Psychotherapeuten, um dich und deine mentale Gesundheit zu stärken.

Falls es dir schwerfällt, dich Personen gegenüber zu öffnen, kannst du dich auch anonym beim Elterntelefon der Nummer gegen Kummer beraten lassen: 0800 111 0 550.

Das weitere Leben des Kindes

Betroffene Kinder werden trotz Therapie immer wieder auf Schwierigkeiten und Behinderungen im Alltag treffen, etwa wenn ihre Mitmenschen spontane Gespräche einfordern. Starre Regeln geben Kindern und Jugendlichen mit ASS Halt. Stress entsteht, wenn sie ihr Verhalten spontan ändern sollen. Damit umzugehen, müssen sie erst lernen. Deshalb kann die Schulzeit ebenfalls erschwert sein. Viele Menschen mit Asperger Autismus können als Erwachsene gut alleine leben. Wieder andere brauchen lebenslange Unterstützung. Manchmal ändern sich einzelne autistische Symptome auch oder verlieren sich ganz. Durch eine individuelle Förderung kann die Behinderung am gesellschaftlichen Leben verringert werden.

Also: Wie so vieles im Leben ist auch die weitere Entwicklung des Kindes vom Einzelfall abhängig. Wenn das Kind so geliebt und gesehen wird, wie es ist, kann es zu einem glücklichen Erwachsenen heranwachsen.

Was Eltern tun können

Für Eltern ist es daher wichtig, das Kind weiterhin liebevoll zu begleiten. Versuche also, Verständnis für dein Kind und seine Wahrnehmung aufzubringen. Sein Gehirn arbeitet einfach etwas anders. Dadurch hat es einen anderen Wesenskern und andere Fähigkeiten als du. Nichts davon ist besser oder schlechter als das andere. Mithilfe von individueller Therapie für dein Kind und deiner Selbstfürsorge könnt ihr ein Familienleben voller Leichtigkeit führen.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 10.01.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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