Vielleicht hast du schon mal von dem Begriff „Fundusstand“ gehört oder ihn in deinem Mutterpass entdeckt. Hier erfährst du, wie man den Fundusstand ertasten kann, was er aussagt und welche Werte sich hinter den Abkürzungen im Mutterpass verstecken. Mit praktischer Tabelle!
Was ist der Fundusstand?
Als Fundusstand (fundus uteri) wird der Scheitelpunkt der Gebärmutter bezeichnet. Im Verlauf der Schwangerschaft wächst die Gebärmutter auf das etwa 20-fache ihrer Ausgangsgröße an. Das muss sie auch, schließlich benötigt dein Baby den Platz zum Wachsen und Gedeihen. Anhand der Größe der Gebärmutter können deine Hebamme und Frauenärztin abschätzen, ob deine Schwangerschaft wie erwartet verläuft. Wie groß sie ist, können sie etwa ab der 12. SSW am Fundusstand ertasten. Er wird ab dem 2. Trimester bei jeder Vorsorgeuntersuchung kontrolliert.
Fundusstand ertasten: So geht’s
Um den Fundusstand ertasten zu können, solltest du mit ausgestreckten Beinen auf dem Rücken liegen. Deine Hebamme oder Ärztin sucht dann nach dem höchsten Punkt der Gebärmutter. Dafür nutzen sie die sogenannten Leopold-Handgriffe. Den Fundusstand setzen sie je nach Fortschritt der Schwangerschaft ins Verhältnis zum Schambein (S), Nabel (N) oder Rippenbogen (Rb). Den jeweiligen Abstand zwischen dem Fundus und diesen Fixpunkten messen sie in Querfingern (QF) und tragen ihn in deinem Mutterpass ein.
Fundusstand selbst ertasten
Auch du selbst kannst ganz einfach deinen Fundusstand ertasten. Suche dafür in Rückenlage mit etwas Druck auf der Bauchdecke nach dem festen Rand der Gebärmutter. Du solltest ihn normalerweise deutlich spüren können. Wenn du dir nicht sicher bist, lass es dir von deiner Hebamme zeigen. An unserer Tabelle kannst du dich orientieren, wo du in etwa suchen müsstest.
Fundusstand: Tabelle nach SSW
Je nach Schwangerschaftswoche gibt es Normwerte für den Höhenstand der Gebärmutter. Die Werte und ihre Abkürzungen im Mutterpass haben wir dir in der Tabelle zusammengefasst:
Schwangerschaftswoche | Abkürzung | Fundusstand |
---|---|---|
12. SSW | S/0 oder S+0 | in Schambeinhöhe |
16. SSW | 2/S oder S+2 | 2 Querfinger oberhalb des Schambeins |
20. SSW | N/3 oder N-3 | 3 Querfinger unterhalb des Nabels |
24. SSW | N/0 oder N+0 | in Nabelhöhe |
28. SSW | Rb/N | zwischen Nabel und Rippenbogen |
32. SSW | Rb/3 oder Rb-3 | 3 Querfinger unterhalb des Rippenbogens |
36. SSW | Rb/0 oder Rb+0 | am Rippenbogen |
40. SSW | Rb/2 oder Rb-2 | 1-2 Querfinger unterhalb des Rippenbogens |
Im ersten Trimester ist die Gebärmutter noch klein genug, um hinter das Schambein zu passen. Erst ab dem 2. Trimester dehnt sie sich darüber hinaus aus. Ungefähr zur 24. SSW erreicht der Fundusstand die Höhe deines Bauchnabels. Er steigt in den nächsten Wochen weiter, bis er seinen Höhepunkt etwa in der 36. SSW erreicht. Dann liegt er meist genau am Rippenbogen. Zum Ende der Schwangerschaft sinkt er bis zur Geburt wieder etwas ab.
Alternative zum Fundusstand: der Symphysen-Fundus-Abstand
Eine Alternative oder auch Ergänzung zum Fundusstand ist der Symphysen-Fundus-Abstand (SFA), der ebenfalls der Kontrolle des kindlichen Wachstums dient. Beide Werte teilen sich eine Spalte im Gravidogramm des Mutterpasses. Der SFA wird heute allerdings größtenteils nur noch in der Hebammenvorsorge berücksichtigt. In der frauenärztlichen Praxis erfasst man in der Regel nur den Fundusstand.
Um den SFA zu ermitteln, misst die Hebamme ab der 18. SSW alle 4 Wochen den Abstand zwischen dem Fundus und der Schambeinfuge (Symphyse) mit einem Maßband. Auch hier gibt es Normwerte je Schwangerschaftswoche (nach Hâkansson et al.):
Schwangerschaftswoche | SFA in cm |
---|---|
20 | 19 |
24 | 23 |
28 | 27 |
32 | 30,5 |
36 | 33,5 |
40 | 35,5 |
Vor allem geht es beim SFA aber nicht um das genaue Erreichen dieser Werte, sie dienen nur als Orientierungspunkte. Stattdessen sollen die Entwicklung kontrolliert und Abweichungen erkannt werden.
Ursachen für Abweichung im Fundusstand
Manchmal kommt es vor, dass die Messungen nicht zur Schwangerschaftswoche passen. Da ist die Beobachtung des Verlaufs entscheidend. Abweichungen von den Richtwerten können ganz normal sein, beispielsweise aufgrund der Größe der Frau, der unterschiedlichen Länge zwischen Bauch und Brustkorb, eines schmalen Beckenbaus oder anderen körperlichen Besonderheiten. Bist du vielleicht auch schon ein zweites oder drittes Mal schwanger, erinnert sich deine Gebärmutter und deine Mutterbänder sind weicher. Dadurch beschreiben viele Frauen, dass sie viel früher einen sichtbaren Bauch haben oder dieser viel tiefer sitzt als beim ersten Mal. Dies wird aber deine Hebamme und Arzt oder Ärztin mit im Blick haben und dich dahingehend beruhigen können.
Sollte es erhebliche Abweichungen von den Normwerten geben, kann dies verschiedene Ursachen haben. Als alleiniges Kriterium ist der Fundusstand aber nicht aussagekräftig genug. Deshalb würden als Nächstes ein Ultraschall und eventuell weitere Untersuchungen folgen, um den Grund herauszufinden.
Mögliche Ursachen für einen zu hohen Fundusstand können sein:
- Berechnungsfehler beim Geburtstermin und damit eine falsch vermutete SSW
- zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion)
- eine Mehrlingsschwangerschaft
- ein besonders großes Kind (Makrosomie)
- eine Vergrößerung der Gebärmutter durch gutartige Tumore (Myome)
Mögliche Ursachen für einen zu niedrigen Fundusstand könnten sein:
- Berechnungsfehler beim Geburtstermin
- zu geringe Fruchtwassermenge (Oligohydramnion)
- Wachstumsverzögerungen des Babys
- kindliche Fehlbildungen
- Querlage des Kindes
Der Fundusstand nach der Geburt
Nach der Geburt sinkt die Gebärmutter nicht etwa schlagartig ab. Dafür braucht es einige Tage Zeit. Deshalb wirst du auch nach der Entbindung vielleicht noch „schwanger“ aussehen, obwohl dein Baby und die Nachgeburt nicht mehr im Bauch sind.
Direkt nach der Geburt liegt der Scheitelpunkt der Gebärmutter etwa 2 Querfinger unterhalb des Nabels. Am Tag nach der Geburt steigt er aber noch einmal um ein oder 2 Querfinger nach oben, weil dann die Anspannung der Gebärmutter nachgelassen hat, der Beckenboden sich strafft und Blase und Darm wieder gefüllt sind. Keine Sorge, in den Tagen darauf sinkt die Gebärmutter dann jeweils etwa einen Querfinger weiter nach unten. Ungefähr am 10. Tag des Wochenbetts ist sie meistens schon wieder im kleinen Becken verschwunden und kann von außen nicht mehr ertastet werden. Deine Nachsorge-Hebamme kontrolliert die regelrechte Rückbildung deiner Gebärmutter bei ihren Hausbesuchen.
Vollständig abgeschlossen ist die Rückbildung der Gebärmutter erst nach etwa 6 bis 8 Wochen. Solltest du Mehrlinge geboren oder per Kaiserschnitt entbunden haben, kann es noch etwas länger dauern.
Du kannst die Rückbildung der Gebärmutter fördern, indem du dich häufig in die Bauchlage legst. Stütze dafür dein Becken mit einem Kissen ab. In dieser Position wird die Gebärmutter dabei unterstützt, in ihre Ausgangsposition zurückzufinden. Außerdem regt der leichte Druck auf den Bauch Nachwehen an, die wiederum den Wochenfluss und das Zusammenziehen der Gebärmutter fördern.
Hast du noch Fragen zum Fundusstand? Dann stelle sie uns gern in den Kommentaren!
Quellen
- C. Mändle, S. Opitz-Kreuter: Das Hebammenbuch. Lehrbuch der praktischen Geburtshilfe. Schattauer Verlag, 5. Auflage, 2007.
- A. Hâkansson et al.: A new symphysis-fundus height growth chart based on a well defined female population with ultrasound-dated singleton pregnancies. https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.3109/00016349509021174 (abgerufen am 11.01.2023)
- A. Strauss: Geburtshilfe Basics. Springer Verlag, 2006.
- A. Stiefel et al. (Hrsg.): Hebammenkunde. Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Hippokrates-Verlag, 5. aktualisierte und erweiterte Auflage, 2013.
- A. Heller: Nach der Geburt. Wochenbett und Rückbildung. Thieme Verlag, 2022.