Eine Blasenmole ist leider eine ernste Komplikation in der Frühschwangerschaft, die zur Folge hat, dass sich kein Baby entwickeln kann. Außerdem birgt sie Risiken für die Schwangere. Was genau dabei passiert, welche Ursachen, Anzeichen und Gefahren es gibt und wie eine Blasenmole behandelt wird, erfährst du hier.
Was ist eine Blasenmole?
Eine Blasenmole ist eine sogenannte Trophoblasterkrankung. Sie entsteht, wenn es bei der Befruchtung der Eizelle zu schwerwiegenden Fehlern mit der Erbinformation kam.
Normalerweise teilt sich die befruchtete Eizelle auf dem Weg in die Gebärmutter in den Trophoblast, der später die Plazenta bildet, und den Embryoblast, aus dem der Embryo wird. Bei der Einnistung bildet der Plazentateil der Eizelle nun fingerförmige Ausstülpungen, die sogenannten Chorionzotten, die sich in die Gebärmutterschleimhaut eingraben und eine Verbindung zum mütterlichen Blutkreislauf herstellen. Darüber wird der embryonale Teil der Eizelle versorgt, sodass sich daraus ein Baby entwickeln kann.
Bei der Molenschwangerschaft entwickelt sich der Trophoblast jedoch nicht normal, sondern beginnt nach der Einnistung zu wuchern. Die Chorionzotten bilden flüssigkeitsgefüllte Blasen (Traubenmole) und vermehren sich. Man unterscheidet dabei in zwei Arten:
- Vollständige Blasenmole: Es gibt von Beginn an keine entwicklungsfähige Embryoanlage, sondern nur wuchernde Zotten.
- Partielle Blasenmole (Partialmole): Es gibt sowohl gesunde als auch wuchernde Zotten. Zu Beginn ist ein Embryo vorhanden. Da er wegen der fehlerhaften Plazentaanlage aber nicht ausreichend versorgt werden kann, stirbt er jedoch schon frühzeitig ab. Diese Form der Blasenmole ist seltener als die vollständige Blasenmole.
In Deutschland kommt es bei etwa einer bis zwei von 1.000 Schwangerschaften zu einer Blasenmole.
Unterschied zwischen Blasenmole und Windei
Häufig werden die Begriffe Blasenmole und Windei (Abortivei) synonym verwendet, da sich bei beiden Komplikationen kein Embryo entwickelt. Allerdings kommt es beim Windei nicht zu Wucherungen der Chorionzotten. Die Blasenmole ist deshalb die ungünstigere Komplikation von beiden.
Ursachen einer Blasenmole
Der Ursprung einer Blasenmole liegt oft in einer fehlerhaften Befruchtung. Genauer gesagt kam es dabei zu einer Störung der Chromosomen-Verteilung. Das passiert, wenn entweder die Eizelle und/oder das Spermium bereits defekt waren. Normalerweise entwickelt sich ein Baby aus einem mütterlichen und einem väterlichen Chromosomensatz. Bei der Blasenmole stimmt dieses Verhältnis nicht.
- Bei einer vollständigen Blasenmole gibt es zwei väterliche Chromosomensätze, dafür fehlt der mütterliche. Deshalb entwickeln sich von Beginn an weder Fruchthöhle noch Embryo.
- Bei einer partiellen Blasenmole liegen ein mütterlicher und zwei väterliche Chromosomensätze vor. Zwar kann sich daraus zunächst ein Embryo entwickeln, allerdings wäre dieser bereits genetisch schwer geschädigt und nicht überlebensfähig.
Eine Blasenmole kann sich aber auch nach einer Fehlgeburt, einer Geburt oder einer ektopen Schwangerschaft (z.B. Eileiterschwangerschaft) entwickeln, wenn danach Zellen in der Gebärmutter zurückgeblieben sind.
Risikofaktoren für eine Molenschwangerschaft
Es gibt keine Ausgangssituation, die eine Blasenmole zwingend nach sich zieht. Aber Mediziner konnten inzwischen Risikofaktoren ausmachen:
- bestehende oder überstandene gestationsbedingte Trophoblasterkrankung
- Vorgeschichte von Spontanaborten und / oder ungewollter Kinderlosigkeit
- bestimmte Mangelzustände (Protein, Folsäure, Carotin)
- Alter der Mutter: jünger als 20 Jahre sowie älter 40 Jahre
Symptome einer Blasenmole und Diagnose
Anfangs läuft scheinbar alles normal. Nach der Einnistung beginnt die Produktion des Schwangerschaftshormons hCG, sodass sich die üblichen Schwangerschaftsanzeichen wie Brustspannen, Müdigkeit, Schwindel oder Übelkeit einstellen können. Auch ein Schwangerschaftstest wäre deutlich positiv.
Die wuchernden Zotten sorgen jedoch schon bald für einen abnorm starken Anstieg des hCGs. Die typischen Beschwerden der Frühschwangerschaft können dann sehr stark ausfallen, insbesondere Übelkeit und Erbrechen (Hyperemesis gravidarum).
Ab der 6. SSW kann es zu vaginalen Blutungen kommen. Es kann passieren, dass einige der entarteten Bläschen dabei mit abgehen. Oft ist die Blasenmole jedoch leider ein Zufallsbefund bei einer der ersten gynäkologischen Untersuchungen nach dem positiven Schwangerschaftstest. Die Gebärmutter erscheint dann weicher und größer als erwartet. Bei der Ultraschalluntersuchung zeigt sich ein diffus flockiges Bild („Schneegestöber“). Auch ein Herzschlag ist nicht zu erkennen. Zudem ergibt die Blutuntersuchung stark erhöhte hCG-Werte. Aufgrund der gesteigerten Hormonproduktion lassen sich manchmal auch Zysten an den Eierstöcken finden.
Leider ist eine Blasenmole nicht ganz ungefährlich. Die Chancen auf vollständige Heilung stehen jedoch sehr gut. Sollte bei dir die Diagnose gestellt worden sein, wünschen wir dir, dass du eine vertraute Person bei dir hast, die dich liebevoll unterstützt und gemeinsam mit dir diese Zeit durchsteht. Außerdem ist es wichtig, dass du dich medizinisch gut betreut fühlst.
Die Risiken einer Blasenmole
Eine Molenschwangerschaft kann zu Komplikationen führen, wie einer Infektion der Gebärmutter, einer Blutvergiftung oder einer Präeklampsie. Die Wucherungen können in seltenen Fällen auch invasiv in das Gebärmuttergewebe einwachsen (destruierende Blasenmole). Es bestünde die Gefahr von Blutungen und einer Verteilung der gutartigen Molen im Körper der Frau. In äußert seltenen Fällen (1:30.000) entwickeln sich die Wucherungen zum Chorionkarzinom, einem bösartigem Tumor, der frühzeitig in andere Organe streuen kann. Deshalb ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung wichtig.
Behandlung und Nachkontrolle einer Molenschwangerschaft
Sobald die Diagnose gesichert ist, muss die Schwangerschaft zum Schutz der betroffenen Frau beendet werden. Oft setzt ohnehin frühzeitig eine Fehlgeburt ein und das fehlerhafte Gewebe wird von Körper selbstständig abgestoßen (Abort). Der Abort kann manchmal durch wehenfördernde Medikamente unterstützt werden. Dennoch erfolgt bei einer Blasenmole immer auch eine Saugkürettage (Vakuum-Ausschabung), um auch wirklich alle Reste zu entfernen. Dafür weitet man den Muttermund und saugt das Gewebe sanft ab. Dieses wird dann histologisch auf bösartige Veränderungen untersucht.
Die Schwierigkeit bei einer Ausschabung einer Blasenmole ist, dass die Gebärmutterwand von den Zellwucherungen stark durchdrungen ist. Der Eingriff muss deshalb unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen erfolgen.
Meist ist es so, dass die Ausschabung 3 bis 4 Wochen später wiederholt wird, um auf Nummer sicher zu gehen, dass kein Molengewebe in der Gebärmutter verbleibt. Das abgesaugte Material wird dann erneut histologisch untersucht.
Außerdem wird für die nächsten 3 Monate wöchentlich ein Schwangerschaftstest durchgeführt, um den hCG-Wert zu kontrollieren. Er sollte nach der Ausschabung deutlich sinken.
Heilungschancen und weitere Schwangerschaften
Insgesamt sind die Heilungschancen nach einer Blasenmole sehr gut. Wurde erst einmal alles wuchernde Gewebe entfernt und sind die Nachkontrollen unauffällig, sind weitere gesunde Schwangerschaften nicht ausgeschlossen. Das gilt für die „einfache“ Blasenmole (Heilungschance: fast 100 Prozent) als auch für die unkomplizierte invasive Variante (Heilungschance: 90 bis 95 Prozent). Die Heilungschancen für ein Chorionkarzinom liegen je nach Ausmaß zwischen 60 und 80 Prozent.
Nach der Entfernung einer Blasenmole ist es ratsam, mindestens 6 Monate abzuwarten, bevor eine neue Schwangerschaft angestrebt wird. Bei einer von 100 Frauen besteht ein Wiederholungsrisiko, sodass die Entwicklung einer erneuten Schwangerschaft frühzeitig und engmaschig per Ultraschall kontrolliert wird.
Fazit zur Blasenmole
Die Blasenmole ist eine seltene, aber leider ernste Komplikation. In den allermeisten Fällen kann das erkrankte Gewebe aber vollständig entfernt werden und der Genesung und weiteren Schwangerschaften steht nichts im Weg. Es ist jedoch wichtig, die Nachkontrollen beim Frauenarzt / der Frauenärztin wahrzunehmen, um die Entwicklung nach der Beendigung der Molenschwangerschaft genau zu kontrollieren.
Hast du noch Fragen zur Blasenmole? Stell sie uns gern in den Kommentaren.
Quellen
- T. Weyerstahl, M. Stauber: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme Verlag, 4. vollständig überarbeitete Auflage, 2013.,
- C. Mändle, S. Opitz-Kreuter: Das Hebammenbuch. Lehrbuch der praktischen Geburtshilfe. Schatteuer Verlag, 5. Auflage, 2007.
- H. Schmidt-Matthiesen, D. Wallwiener (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Lehbruch für Studium und Praxis. Schattauer Verlauf, 10. vollständig überarbeitete Auflage, 2005.
- MedLexi: Blasenmole. https://medlexi.de/Blasenmole (abgerufen am 02.02.2023)
- DocCheck Flexikon: Blasenmole. https://flexikon.doccheck.com/de/Blasenmole (abgerufen am 02.02.2023)
- P. T. Ramirez, G. Salvo (MSD Manuals): Blasenmole. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/krebserkrankungen-des-weiblichen-fortpflanzungssystems/blasenmole (abgerufen am 02.02.2023)
- Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) e.V. und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG): Bösartige Erkrankungen des Mutterkuchens. Eine Leitlinie für Patientinnen. https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-049p_S2k_Boesartige-Erkrankungen-des-Mutterkuchens_2023-01.pdf (abgerufen am 02.02.2023)
- Lecturio: Gestationsbedingte Trophoblasterkrankungen. https://www.lecturio.de/artikel/medizin/gestationsbedingte-trophoblasterkrankungen/ (abgerufen am 07.02.2023)