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Vitamin K für Babys: Warum Neugeborene es brauchen

Ein Baby bekommt Vitamin-K-Tropfen auf einem Löffel

„Vitamin K für Ihr Baby?“ Spätestens bei der U2 wirst du danach gefragt. Damit du nicht wie die Autorin damals nur mit „äh …“ antworten kannst, haben wir diesen Artikel geschrieben. Nebenbei erfährst du, wofür Vitamin K gut ist und warum die wenigsten Neugeborenen gut versorgt sind.

Das Wichtigste in Kürze

  • Vitamin K schützt Neugeborene z.B. vor Hirnblutungen.
  • Babys bekommen es in der Regel als Tropfen bei U1, U2 und U3, Frühchen und andere Risikobabys als Spritze bei der U1.
  • Schwere Blutungen bei Neugeborenen sind dadurch seltener geworden. Eltern können trotzdem widersprechen. Denn die Wirkung von hochdosierten Gaben ist nicht komplett erforscht.
  • Einen Vitamin-K-Mangel erkennt man bei Babys nicht auf Anhieb.
  • Muttermilch enthält weniger Vitamin K, als bei anderen Säugetieren.
  • Mit grüner Ernährung kannst du den Gehalt erhöhen. Flaschenmilch wird Vitamin-K zugesetzt. Laut Expertenmeinung reicht das allein aber nicht.

Ausreichend Vitamin K schützt dein Baby vor Hirnblutungen

Vitamin K ist ein fettlösliches Vitamin, das für die Blutgerinnung enorm wichtig ist. Das heißt im Umkehrschluss: wenn es fehlt, kann es zu Blutungen – meist Hirnblutungen – kommen. Vor allem Neugeborene trifft es, genauer etwa 1 von 10.000 Babys. Bei Frühgeborenen sind es noch mehr. 

Das klingt wenig. Wenn aber in Deutschland in einem Monat 50.000 Babys zur Welt kommen, wären es sechzig Babys im Jahr. Sechzig Babys, die nur aufgrund eines Mangels eine lebensgefährliche Hirnblutung erleiden. Umso trauriger, da es vermeidbar ist.

Damit das möglichst nicht passiert, gibt es für Babys die Vitamin-K-Prophylaxe. 

In Deutschland üblich: Vitamin K fürs Neugeborene in drei Dosen

Babys werden mit einem physiologischen Vitamin-K-Mangel geboren, der verschiedene Ursachen hat. Zum einen liegt es daran, dass vorgeburtlich wenig Vitamin K über die Plazenta in der kindlichen Leber gespeichert werden kann, der Darm eine mangelnden Keimbesiedlung vorweist und zum anderen die Muttermilch einen zu niedrigen Vitamin K Gehalt besitzt. Deshalb können sich Darm-, Haut- oder Hirnblutungen entwickeln. Meist sind Kinder betroffen, deren Leber und Galle (noch) nicht richtig funktionieren. Denn diese Organe verstoffwechseln das Vitamin. Welche Babys das sind, lässt sich vorher oft nur schwer erkennen. Eine verlängerte Gelbsucht über 2 Lebenswochen kann auf eine Störung hinweisen.

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Üblicherweise bekommt dein Baby deshalb zwei Milligramm Vitamin K in Tropfenform direkt bei der ersten U-Untersuchung in den Mund. Also gleich nach der Geburt bei der U1. Das Fünfhundertfache* seines Tagesbedarfs von vier Mikrogramm! Eine weitere Dosis folgt bei der U2 etwa drei Tage später. Dann bei der U3 die Dritte. Sofern du zustimmst. Damit kann das Risiko um das 7-10 fache gesenkt werden.

* 2 mg = 2000 µg
2000 µg / 4 µg = 500

In anderen Ländern (und bei Risikokindern auch hier) gibt es gleich nach der Geburt eine Spritze mit einem Milligramm und das war's. So muss das Vitamin nicht durch den Verdauungstrakt, schwimmt aber auch ungefiltert im Blut herum.

Hohe Vitamin-K-Dosierungen für Babys: problematisch, oder nicht?

In den Neunzigerjahren vermutete eine Untersuchung einen Zusammenhang zwischen hohen Vitamin-K-Gaben und Leukämie bei Kindern. Denn Vitamin K ist auch an Stoffwechselprozessen im zentralen Nervensystem, am Skelett oder in den Blutgefäßen beteiligt.

Darauffolgende Studien konnten eine solche Verbindung zwar nicht herstellen, gänzlich ausgeschlossen werden konnte sie jedoch auch nicht. Und so wirklich erforscht ist die Wirkung von hochdosierten Nahrungsergänzungsmitteln auf den kleinen Körper bisher nicht.

Deshalb entschied man sich für diesen Kompromiss: drei Dosen oral statt einer invasiven Injektion in den Muskel, obwohl diese unter den Gesellschaften als einstimmig wirksamste zählt. Evidenz dazu fehlen aber.

Andere Alternativen mit niedrigeren Dosen, wie die „holländische Variante“ haben sich nicht als wirksam erwiesen. In den Niederlanden bekamen Säuglinge 1 mg direkt nach der Geburt und danach täglich über zwölf Wochen eine geringe Menge Vitamin K von 25 bis 150 Mikrogramm. Dafür entfallen die Gaben bei den U-Untersuchungen komplett. Deutsche Experten gehen aber davon aus, dass Neugeborene bei diesem Schema gerade zu Anfang nicht genug geschützt sind. Zumindest von Haus aus gefährdete Babys nicht.

Denn auch 150 Mikrogramm klingen erst mal viel. Aber der Körper kann wie bei den meisten Nährstoffen nur wenig davon aufnehmen. Wenn die Verdauung nicht richtig funktioniert, noch weniger.

In Dänemark hatte sich eine andere Variante etabliert, wo einmalig zwei Milligramm plus höhere tägliche Gaben (1mg) in der Stillzeit gegeben wurden. Nach einer Evaluation empfahl das Dänische Gesundheitsministerium 2000 auf eine hohe einmalige Dosis per Spritze umzusteigen, um einen frühen gesicherten Schutz zu gewährleisten. Wünschenswert wären mehr randomisierte Studien, die eine einheitliche Empfehlung in allen Ländern ermöglicht. 

Muttermilch enthält wenig Vitamin K

Gestillte Babys müssten doch gut versorgt sein, oder nicht? 

Tja. Der Mensch ist so ziemlich das einzige Säugetier, das recht wenig Vitamin K mit der Muttermilch weitergibt. Nämlich nur rund 1,2 Mikrogramm pro Liter. Ein Säugling braucht aber etwa 4 Mikrogramm pro Tag. So die gängige Expertenmeinung. Nicht mal Wissenschaftler sind sich sicher, warum dieses Missverhältnis besteht. Ein Fehler der Natur oder Absicht? Das weiß bisher niemand.

Vielleicht benötigt ein Baby zu Anfang gar nicht mehr. Und wahrscheinlich kann es das Vitamin aus der Muttermilch viel besser aufnehmen als in anderer Form. Trotzdem: Um sicherzugehen, gibt es die Vitamin-K-Tropfen für die Neugeborenen.

Gut zu wissen: Den Vitamin-K-Gehalt in deiner Muttermilch kannst du durch Ernährung mehr als verdoppeln. Schon in der Schwangerschaft, aber auch in der Stillzeit. 

Mit diesen Lebensmitteln füllst du deine Vitamin-K-Speicher

Am meisten Vitamin K enthalten grüne Gemüse wie Brokkoli, Grünkohl und Fenchel sowie Blattgemüse und frische! Blattsalate. Grün scheint also die Vitamin-K-Farbe zu sein. Vielleicht hat Muttermilch deshalb so wenig davon, weil Menschen heutzutage weniger Grünes als früher essen? Wer weiß. Wie deine Vitamin-K-Versorgung aussieht, kannst du nur aufgrund deiner Ernährung erahnen. Es gibt aber auch Fälle, wo Mütter ihre Ernährung angepasst hatten und ihr Säugling trotzdem mit einem gefährlichen Mangel zur Welt kam. 

Übrigens: auch Vollkornhafer, Kichererbsen und Möhren haben recht viel davon. Oliven- und Maiskeimöl enthalten deutlich mehr als Sonnenblumenöl. Und auch Milchprodukte liefern noch einiges.

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Bei Milchnahrung ist Vitamin K zugesetzt

Zumindest beim Vitamin K hat Milchnahrung ausnahmsweise mal einen Vorteil. Denn sie enthält im Schnitt 50 Mikrogramm pro einem Liter zubereitete Milch. Zusammen mit einer einmaligen Vitamin-K-Gabe gleich nach der Geburt kann das für die Versorgung ausreichen. Muss aber nicht. Deshalb lautet der ärztliche Rat dennoch, die drei Dosen beizubehalten.

Allein wegen des Vitamin K in Milchnahrung abzustillen, ist also keine gute Idee. Schließlich hat Muttermilch noch so viele andere Vorteile. Aber gut zu wissen für diejenigen, die nicht stillen können oder wollen.

Was wir zum Thema Vitamin K für dein Baby empfehlen

Zu einer Strategie raten möchten wir nicht. Denn wir kennen weder dich noch dein Kind und können auch euer individuelles Risiko nicht einschätzen. Behalte aber im Hinterkopf, dass die Zahl der Hirnblutungen bei neugeborenen Babys durch die drei Gaben von Vitamin K deutlich reduziert werden konnten. Deshalb vertraut auch ärztliches Personal auf die Empfehlung der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Ob du davon abweichen möchtest, musst du leider wie so oft selbst entscheiden. 

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 01.06.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Susanne Schaller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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