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Babymythen im Check: So viele fallen komplett durch!

Es gibt viele Mythen über Babys und nur wenige stimmen!
Vieles, was Menschen hierzulande über Babys sagen, stimmt gar nicht. / Bild © gokhanilgaz, Getty Images

Welche Mythen über Babys stimmen, welche nur teilweise und welche sind ausgemachter Humbug? Wir zerlegen 15 beliebte Weisheiten.

Kennst du das? Kaum ist das Baby auf der Welt, kommen von allen Seiten Weisheiten geflogen, die es sich in deinem Kopf bequem machen möchten, weil sie so eingängig sind. Vielleicht hast du sie auch schon selbst ausgesprochen und weißt selbst gar nicht, woher sie stammen?

Wir haben da mal 15 beliebte Babymythen vorbereitet, die wirklich endlich in den Sondermüll gehören:

„Man darf ein Baby nicht zu sehr verwöhnen!“

Eltern sollten ihre Babys liebevoll betreuen und auf ihre Bedürfnisse eingehen. Es gibt keine, wirklich keine! wissenschaftlichen Beweise dafür, dass man ein Baby durch zu viel Zuneigung oder Aufmerksamkeit verwöhnen kann. Im Gegenteil, die Bindung zwischen Eltern und Kind wird durch liebevolle Zuwendung gestärkt, was für die gesunde Entwicklung des Babys von entscheidender Bedeutung ist. Warum die Beruhigung eines Babys nichts mit Verwöhnen zu tun hat, kannst du hier ausführlicher nachlesen.

„Weinen stärkt die Lungen!“

Das ist absoluter Bullshit aus einer Zeit, in der man Müttern gleich nach der Geburt das Baby wegnahm, um es mit Dutzenden anderen in den Kinderstationen zu parken. Das Weinen eines Babys bedeutet: „Mir geht es nicht so gut, bitte hilf mir!“ Es hat keinen Einfluss auf die Lungen. Auf die Bedürfnisse des Babys einzugehen und es zu beruhigen, schafft eine sichere und vertrauensvolle Bindung. Das Baby gezielt weinen zu lassen, kann die zarte Bande beschädigen und lässt den Stresslevel unnötig ansteigen – übrigens bei Baby und Eltern.

„Babys verstehen noch nichts!“

Oh, doch! Babys mögen zwar noch keinen großen Wortschatz haben. Sie sind aber in der Lage, die Emotionen und Stimmen ihrer Eltern zu erkennen. Auch wenn sie die Welt um sich herum und die Gründe für verschiedene Stimmungen noch nicht verstehen: Sie nehmen ihre Umgebung mit feinen Antennen wahr und reagieren sogar auf Reize, die wir Erwachsenen unbewusst herausfiltern. Zusätzlich erkennen sie nach und nach etliche Wörter, lange bevor sie sie selbst aussprechen können. Also Vorsicht, was ihr sagt! (Baby-Signale verstehen)

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„Babys können nach ein paar Monaten durchschlafen!“

Äh, nein. Auch wenn es einige wenige Babys gibt, die gleich zu Anfang durchschlafen, wobei „durchschlafen“ durchaus Definitionssache ist: Jedes Baby entwickelt sich individuell, und es gibt keinen festen Zeitpunkt, wann ein Baby durchschlafen sollte. In den ersten Monaten und oft sogar Jahren sind nächtliche Unterbrechungen normal und dienen dem Bedürfnis des Babys nach Nähe und Nahrung für sein Hirnwachstum. Mit einem halben Jahr schafft deutlich weniger als die Hälfte der Babys sechs Stunden am Stück zu schlafen. Eltern sollten also geduldig sein und die natürlichen Schlafmuster ihres Babys akzeptieren. Und auf solche irritierenden Aussagen pfeifen!

„Wenn ein Baby in den ersten Monaten viel schreit, sind das die 3-Monats-Koliken!“

Vermehrtes Weinen in den ersten Monaten wird oft als „Koliken“ bezeichnet. Es kann aber verschiedene Gründe wie Überreizung, Hunger, Müdigkeit oder Unwohlsein haben oder – ebenfalls sehr wahrscheinlich – auf allgemeine Anpassungsschwierigkeiten an die neue Umgebung zurückzuführen sein. Wie auch immer, Bauchschmerzen sind tatsächlich nur selten der Grund für abendliche Schreiattacken. Dennoch dürfen es Eltern in der Kinderarztpraxis ansprechen, um körperliche Ursachen ausschließen und es richtig einordnen zu können. Und um Hilfe zu bekommen, falls ihr Baby ein sogenanntes Schreibaby ist, dass deutlich mehr schreit als viele andere Babys in dieser Zeit.

„Ein Baby muss immer warm angezogen sein!“

Diesem Mythos bin ich (die Autorin) bei meinem Baby selbst aufgesessen. Puh. Also stellen wir ein für alle Mal klar: Natürlich ist es wichtig, Babys vor Kälte zu schützen (Tipps), aber Überhitzung kann genauso problematisch sein. Eltern sollten darauf achten, dass ihr Baby angemessen gekleidet ist. Was das heißt, hängt von der Umgebung, der Kleidung und dem Kind selbst ab. Die Faustregel „Immer eine Lage mehr als Erwachsene“ lässt sich nicht auf alle übertragen, denn auch Temperaturempfinden ist individuell. Im Nacken deines Babys kannst du testen, ob ihm wohlig warm (lauwarm und trocken), zu heiß (verschwitzt) oder zu kalt (kühle Haut) ist.

„Babys müssen in einem hygienisch einwandfreien Umfeld aufwachsen!“

Ein gewisses Maß an Sauberkeit ist wichtig, aber zu viel Sterilität kann die Entwicklung des Immunsystems beeinträchtigen und Allergien fördern. Babys brauchen auch Kontakt mit normalen Keimen, um ihre Abwehrkräfte zu stärken. Ein ausgewogenes Verhältnis ist hier entscheidend. Das bedeutet nicht, dass du es am Flughafen auf dem Boden krabbeln lassen sollst. Dort können wirklich fiese Keime lauern. Lass Desinfektionsmittel aber besser im Regal und putze mit normalen Reinigungsmitteln wie Neutralreiniger und Seife.

„Babys sollte man von Tierhaaren fernhalten!“

Es stimmt zwar, dass Haustiere Krankheiten übertragen können. Auch, dass ein Zuviel an Tierhaaren (oder Staub oder Schimmel) bei Kindern mit entsprechender Neigung zu Allergien führen kann. Und jetzt kommt das Aber: Solange Hund und Katze gesund sind und regelmäßig entwurmt werden, können viele Haustiere die Entwicklung des Immunsystems beim Baby sogar fördern. Eine Studie konnte zeigen, dass mit bestimmten Tierarten aufzuwachsen vor Lebensmittelallergien schützt – möglicherweise, weil der Kontakt die Ausbildung einer robusten Darmflora unterstützt. 

„Infekte sind gut für Babys Immunsystem!“

Jein. Wie gut ein Immunsystem funktioniert oder eben nicht funktioniert, hängt nicht davon ab, wie viele Infekte ein Mensch durchgemacht hat. Das System als solches lässt sich also nicht „trainieren“. Dennoch müssen auch Babys nach und nach mit Keimen in Kontakt kommen, um Antikörper dagegen zu bilden. So kann sein Immunsystem schnell darauf reagieren. Das bedeutet aber nicht, dass jede durchgemachte Kinderkrankheit den Körper robuster macht. Ganz im Gegenteil, manche schwächen ihn ungemein. Bestimmte Impfungen oder Vorsichtsmaßnahmen können also durchaus sinnvoll sein. Übrigens, ein kleiner Schnupfen mit Husten ist bei Neugeborenen manchmal gar nicht so harmlos, wie es scheint. Fiebern können sie noch nicht. Gehe daher im ersten Mal lieber einmal öfter in die Praxis als zu wenig.

„Wenn Babys Interesse am Familienessen zeigen, ist es Zeit für Beikost!“

Dieser Mythos ist ein Grund, warum viele Babys zu früh Beikost bekommen, vor allem wenn Geschwister da sind. Denn Interesse am Essen ist zwar gut und wichtig, aber für sich allein kein sicheres Zeichen für Beikostreife, auch wenn das manche meinen. Der Zeitpunkt für die Einführung von festem Essen ist individuell. Wichtig hier: Bitte frühestens nach vier Lebensmonaten und auch nur, wenn das Baby wirklich bereit ist! Echte Anzeichen sind laut UNICEF:

  1. Das Baby kann mit Unterstützung aufrecht sitzen und den Kopf allein halten,
  2. es greift gezielt nach Gegenständen und führt sie zum Mund, und
  3. das Essen bleibt in eben jenem, wird also nicht mit der Zunge herausgeschoben.

„Nächtliches Stillen greift die Babyzähne an!“

Stillen, insbesondere nachts, ist wichtig für die Ernährung und die Bindung zwischen Mutter und Baby. Gerade in Ruhe braucht das kleine Babygehirn viel Energie, weil es nur dann wächst und sich neu vernetzt. Es ist einfach unwahr, dass nächtliches Stillen oder Einschlafstillen bei Babys automatisch zu Zahnproblemen führt. Das zeigen auch Studien (bei Kleinkindern ist man unsicher). Der Milchzucker der Muttermilch haftet nicht so sehr an den kleinen Zähnchen wie beispielsweise Stärke aus Milchnahrung. Muttermilch remineralisiert den Zahnschmelz und enthält sogar antibakterielle Wirkstoffe, die Karies möglicherweise vorbeugen können. Denn Karies wird durch eine bestimmte Streptokokken-Art ausgelöst, die sich erst dann in Babys Mund angesiedelt, wenn es damit in Kontakt gekommen ist. Viel wichtiger ist deshalb, dass niemand den Schnuller/Löffel des Babys ableckt oder es auf den Mund küsst, und dass ihr von Anfang an auf eine gute Zahnhygiene achtet – am besten früh und abends. Säfte greifen den Zahnschmelz zusätzlich an. Deshalb beugt auch Wassertrinken Karies vor, vor allem unterwegs. Dauernuckeln an Lebensmitteln oder Trinknahrung solltet ihr aus dem gleichen Grund vermeiden.

„Nach 6 Monaten sollten Babys nachts nur noch Wasser bekommen!“

Diese Weisheit schlägt in die gleiche Kerbe wie die davor. Und auch sie ist veraltet, selbst wenn sie sich sogar in manchen medizinischen Kreisen hartnäckig hält. Ob ein Baby nach einem halben Jahr nachts noch Nahrung braucht, bestenfalls in Form von Muttermilch, ist ganz unterschiedlich. Aber warum riet man früher zur Entwöhnung? Wegen der Zähne und wegen des Durchschlafens. Das Karies-Argument hatten wir oben zumindest fürs Stillen schon widerlegt. Bliebe also das Durchschlafen, stimmt denn wenigstens das? Jein. Was stimmt: Nachts gestillte Babys erwachen etwas häufiger. Sie schlafen aber auch schneller wieder ein, wenn sie ganz in der Nähe der Brust schlafen dürfen. Ihre Mütter bekommen dadurch mehr Schlaf als solche, die ihr Baby mit der Flasche füttern oder ganz ohne beruhigen müssen. Insgesamt schlafen nachts gestillte Babys im Durchschnitt länger als andere. Und dass nächtliche Mahlzeiten Babyhirnen besonders guttun, ist eben auch ein Fakt. Mythos widerlegt? Wir glauben schon.

„Babyschwimmen ist wichtig fürs Schwimmenlernen!“

Falsch. Babyschwimmen kann zwar – wie auch andere Aktivitäten – die motorische und sensorische Entwicklung fördern und das Vertrauen ins Wasser stärken. Es ist jedoch kein Schwimmunterricht und macht auch nicht automatisch sicherere Schwimmer. Für manche Babys sind die vielen Eindrücke sogar zu viel. Babys aus Allergikerfamilien könnten durch den frühen Kontakt mit Chlorwasser ebenfalls Probleme bekommen. Und das beliebte Untertauchen kann sogar gefährlich sein, wenn der Atemanhaltereflex bereits früh verschwunden ist. Babyschwimmen ist also kein Muss. 

„Ein Kind sollte spätestens nach einem Jahr im eigenen Bett schlafen!“

Wieder eine Weisheit aus der beliebten Mottenkiste mit dem Titel: “Wie Kinder früher abgehärtet werden sollten.“ Wenn dein Kind im eigenen Bett schlafen kann und sich damit gut fühlt, wunderbar! Wenn das Familienbett oder das Kinderbett im Elternschlafzimmer jedoch die bessere Lösung für euch ist, ist das ebenfalls in Ordnung. Viele Babys und Kleinkinder brauchen die Sicherheit ihrer Eltern. Allein zu schlafen ist zwar möglich, für manche aber mit Ängsten und Tränen verbunden, die einfach nicht sein müssen. Dabei ist es ganz einfach: Menschen, die die Bedürfnisse von Kindern geringer einschätzen als die von Erwachsenen, haben in ihrer Vergangenheit meist ähnliche Erfahrungen gemacht. Und verdrängt. Jede Familie sollte ihren eigenen Weg finden dürfen. Also nein, Kinder dürfen dort schlafen, wo es für alle am besten ist. Möglicherweise sogar im Familienbett.

„Babys gehören zur Mutter!“

Wir schließen mit einem Mythos, den wir dankend dem Buch von Alexandra Zykonov entnommen haben: „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!“ (#ironie). Die Annahme, dass Babys und auch Kinder ausschließlich zur Mutter gehören, ist überholt und wird durch aktuelle Erkenntnisse in der Kinderentwicklung nicht unterstützt. Im Gegenteil: Die Forschung betont immer wieder, wie wichtig vielfältige und liebevolle Beziehungen zu beiden Elternteilen sowie anderen wichtigen Bezugspersonen für die gesunde emotionale und soziale Entwicklung von Babys ist. Natürlich können nur Mütter stillen (Abpumpen erlaubt das auch Vätern). Aber die Idee, dass nur die Mutter für das Wohlbefinden eines Babys verantwortlich ist, blockiert den Weg zur Gleichstellung und ist einfach grundfalsch. Also lasst uns diesen Satz einfach aus unserem Wortschatz streichen, wie hoffentlich auch alle anderen Babymythen davor.

fc68df4389d04aa88e12a771dac5449f - Babymythen im Check: So viele fallen komplett durch!

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 07.02.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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