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Vergleiche unter Eltern: der Schatz von Babys Individualität

Vergleiche unter Eltern: Der Schatz von Babys Individualität
Warum die Individualität deines Babys ein Schatz ist & Vergleiche manchmal trotzdem notwendig ... / Bild © iDoPixBox, Adobe Stock

Wenn Eltern sich mit anderen Eltern austauschen, werden Entwicklung, Aussehen oder Verhalten der Babys zügig verglichen. Warum Individualität ein Schatz ist, den du unbedingt beschützen solltest, Vergleiche aber manchmal dennoch wichtig sind, erfährst du hier!

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Individualität eines jeden Menschen ist ein Schatz, den wir bewahren sollten, damit sich unsere Menschheit weiterentwickeln kann.
  • Trotzdem sind Vergleiche von Babys eine gute Orientierung, damit Entwicklungsverzögerungen oder Auffälligkeiten im Wachstum frühzeitig behandelt und bestmöglich begleitet werden können.
  • Um unnötiges Wettbewerbsverhalten zu verringern, braucht es: ehrliche Selbstreflexion, ein bewusstes Umdenken, das Wertschätzen von Vielfalt sowie eine offenere Kommunikation mit anderen Eltern.

Warum wir überhaupt erst vergleichen

Neben den täglichen Gedanken rund um die Entwicklung und Erziehung deines kleinen Schatzes hast du als Mama oder Papa natürlich auch gezielteren Austausch mit anderen Baby-Eltern. Nicht selten entstehen in diesen Eltern-Gesprächen dann Phrasen wie:

  • „Also unser Kleiner kann sich ja schon auf den Bauch drehen! Macht eurer das bisher nicht?“
  • „Meine Lina lacht immer ganz viel. Deine Emma sehe ich selten lachen.“
  • „Ihr könnt euch wirklich glücklich schätzen: Wir haben leider das Schicksal eines Schreibabys.“

Aber warum vergleichen wir Menschen überhaupt erst?

Die Gründe sind vielfältig. Häufig ist es eine Mischung aus …

Unsicherheit, wenn auch häufig unbewusst 

Insbesondere, wenn das Baby das erste Kind ist, tun sich zügig viele Fragen auf: Was ist normal? Was absolut nicht? Sollte mein Baby nicht längst dies oder das können? 

Das Vergleichen des Ist-Zustandes schafft dadurch (unbewusst) Sicherheit, ob der Entwicklungsstand des eigenen Kindes üblich oder eher ungewöhnlich ist. 

Die eigene Prägung 

Wenn es für uns normal ist, dass auch wir als Kinder ständig miteinander verglichen wurden, etwa mit Geschwister- oder Nachbarskindern, dann hinterfragen wir diese Erziehung selten, sofern sie uns im Alltag nicht einschränkt.

Gesellschaftlicher Druck

Hinzu kommen die gesellschaftlichen Normen der Leistungs- und Wettbewerbsgesellschaft, in der wir selbst aufgewachsen sind. Häufig spüren wir gar nicht die Ängste, die hinter diesen Leistungsgedanken eigentlich stehen, nämlich: „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich muss mich an andere anpassen, um liebenswürdig zu sein.“ 

Der dahinterstehende Druck an Eltern, das Baby muss auf die eine oder andere Weise sein und sich entwickeln, ist deshalb sehr hoch. Die permanente Darstellung von „guter“ oder „schlechter“ Erziehung in den sozialen Medien schafft zusätzliche Erwartungen.

Charakter-Vielfalt und Individualität sind jedoch Geschenke, die sich nicht vergleichen lassen, bzw. bei denen es nichts zu „gewinnen“ oder zu leisten gibt. 

Denn …

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Warum Individualität ein Schatz ist

Babys individuelle Persönlichkeitszüge können sich bereits in Mamas Bauch zeigen. Sobald es geboren wird, kommen Erfahrungen, der individuelle Entwicklungsstand, die Umgebung, die soziale Interaktion und seine Lebensumstände hinzu. All diese Aspekte formen – insbesondere im weiteren Entwicklungsverlauf – seine Individualität als Mensch. 

Auf dieser Erde leben fast 8 Milliarden individuelle Persönlichkeiten, die unterschiedlich geprägt sind und sich vielfältig ausdrücken. 

Hätten wir diese Vielfalt nicht, würde es keine Weiterentwicklung in unserer Gesellschaft geben. Wir würden quasi in unserem Mensch-Sein stagnieren. Denn wir Menschen beeinflussen durch unsere Individualität andere Menschen und wir werden wiederum beeinflusst. 

Dein Baby wird mit seiner Einzigartigkeit und seinem Ich, dass sich gerade noch ausbildet, genauso wie es ist hier auf der Erde gebraucht.

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Und dennoch …

Warum Vergleiche trotzdem wichtig sind!

Falls dein Kind einen auffälligen Entwicklungsverlauf hat, lohnt es sich, frühzeitig hinzuschauen, um es bestmöglich unterstützen zu können. Hierfür können Vergleiche mit gleichaltrigen Kindern, zwischen Zwillingen oder bei Geschwisterkindern wiederum Gold wert sein! 

Eltern können durch diese Vergleiche verstehen: „Mit diesem Verhalten/Entwicklungsschritt XYZ sollten wir zur Kinderarztpraxis, denn es ist offensichtlich nicht altersentsprechend.“ 

Eine frühzeitige Prävention ist hier die halbe Miete. Sollte eine Entwicklungsverzögerung oder Ähnliches vorliegen, kann die Kinderarztpraxis zu entsprechenden Praxen verweisen, etwa der Ergotherapie, Kinderphysiotherapie, Psychomotorik oder Kinder- und Jugendlichentherapie. Dadurch wird dein Kind bestmöglich in seiner Entwicklung unterstützt. Und je umfassender das passiert, desto freier kann dein Kind seine Individualität entfalten. 

Entwicklungsschritte von Babys dienen deshalb immer auch als Orientierungspunkt für Eltern. 

Du solltest dein Baby also nicht auf Vergleiche mit anderen reduzieren, es aber dennoch ernst nehmen, falls seine Entwicklung auffällig anders verläuft. Vielleicht gibt es einen Unterstützungsbedarf, dem du unbedingt nachgehen solltest.

Wenn du allerdings die wettbewerbsähnlichen Vergleiche verringern möchtest, dann könntest du etwa so vorgehen …

Wie du wettbewerbsähnliche Vergleiche verringerst

Innerlich 

  • Selbstreflexion: Nimmst du deine eigene Individualität an? Zeigst du dich selbst authentisch und so, wie du wirklich bist? Du kannst die Einzigartigkeit deines Babys nur beschützen, wenn du dasselbe auch bei dir tust. Reflektiere dich dafür einmal selbst und überprüfe, warum du die Dinge tust, die du tust: Spiegelt dein Verhalten und dein Aussehen deinen individuellen Charakter wider? Wie ist es mit deinen Worten? Kannst du deine eigene Individualität wertschätzen und erlaubst du dir, sie zu zeigen?
  • Bewusstsein: Wenn dir dieser Schritt bewusst ist, wirst du dein Baby ganz automatisch als das Individuum sehen, dass es ist und es weniger mit anderen Babys vergleichen. Deine bewusste Entscheidung zur Akzeptanz der Einzigartigkeit eines jeden Menschen ist hierbei entscheidend.
  • Achtsamkeit entwickeln: Anstatt dich auf Vergleiche zu konzentrieren, fokussiere dich im Alltag lieber auf die Förderung der Einzigartigkeit deines Schatzes und schaue, wie du auf seine Bedürfnisse und Stärken noch individueller eingehen kannst.

Im Austausch mit anderen Eltern

Du kannst nicht kontrollieren, wenn andere Eltern eure Babys miteinander vergleichen. Allerdings kannst du immer kontrollieren, wie du darauf reagierst!

Beispiele: 

  • „Also unser Kleiner kann sich ja schon auf den Bauch drehen! Macht euer das bisher nicht?“ – mögliche Reaktion: „Baby-Entwicklungen sind individuell und von verschiedenen Faktoren abhängig. Insofern mache ich mir da keine Gedanken. Ich finde es spannend, wie einzigartig dieser Weg bei jedem Kind verläuft.“
  • „Meine Lina lacht immer ganz viel. Deine Emma sehe ich selten lachen.“ – mögliche Reaktion: „Unsere Kinder haben einen unterschiedlichen Charakter und das ist wundervoll, denn sonst wären wir Menschen ja alle gleich. Es gibt hier aus meiner Sicht kein besser oder schlechter. Wusstest du eigentlich, dass Babys in dem Alter bestimmte Merkmale nach Außen hin zeigen und wiederum andere gar nicht? Auch wenn Emma etwas zurückhaltender ist, bedeutet das nicht, dass sie kein glückliches Kind ist. Lass uns gerne versuchen, die Individualität unserer Babys wertzuschätzen, statt sie miteinander zu vergleichen, was meinst du?“
  • „Ihr könnt euch wirklich glücklich schätzen: Wir haben leider das Schicksal eines Schreibabys.“ – mögliche Reaktion: „Die Bedürfnisse unserer Babys sind einfach unterschiedlich und zeigen sich auf vielfältigen Wegen. So ist es bei uns Erwachsenen ja häufig auch. Manche Menschen kommen zügig in den Schlaf und andere sind von Schlafstörungen betroffen.“

Das Ganze darfst du in der Situation natürlich in deinem Sprachstil und umgangssprachlicher formulieren. Sieh die Sätze eher als Anregung. 

Aber: Sei milde mit dir!

Dieses Bewusstsein ist jetzt der erste Schritt, um Babys Individualität wertzuschätzen und wettbewerbsähnliche Vergleiche zu verringern.

Wichtig ist, dass du nicht zu hohe Erwartungen an dich selbst stellst. Es ist ganz natürlich, dass es immer mal wieder vorkommen wird, dass du etwa die Entwicklung deines Babys mit anderen Babys vergleichst, und wenn es nur im Kopf ist. 

Und wie du jetzt weißt, ist das auch gut so, damit du Auffälligkeiten frühzeitig wahrnehmen kannst.

Es geht bei diesem Weg eher darum, sich bewusst zu machen, dass man selbst auf wettbewerbsmäßiges Vergleichs-Verhalten geprägt ist. Mit diesem Bewusstsein kann man nun schrittweise Änderungen im Umgang mit dem eigenen Baby und anderen Eltern schaffen. 

Fazit

Babys Wachstum und seine Entwicklung verlaufen individuell. Das eine Baby wächst zügig, während das andere eher später Wachstumsschübe hat. Solange sich diese Unterschiede im Normbereich verhalten, ist alles in Ordnung. 

Falls du eine Entwicklungsverzögerung bei deinem Schatz vermutest, scheue dich nicht davor, den Zustand frühzeitig ärztlich abklären zu lassen. So kannst du dein Kind bestmöglich unterstützen. 

Ansonsten gilt: In einer Welt, die oft nach Normen strebt, ist die Schönheit der Individualität ein Schatz, der gefeiert werden sollte. Als Elternteil darfst du diesen Schatz deines Kindes deswegen mit allem, was du hast, beschützen.

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Quellen

  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • ManuEla Ritz, Simbi Schwarz (2022). Adultismus und kritisches Erwachsensein. Hinter (auf-)geschlossenen Türen. Münster: Unrast Verlag.
  • Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.

✔ Inhaltlich geprüft am 01.12.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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