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Vasospasmus beim Stillen: Ursachen, Symptome & Behandlung

Vasospasmus
Ein Vasospasmus verursacht stechende Schmerzen / Bild © Андрей Журавлев, Adobe Stock

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Wenn du direkt nach dem Stillen Schmerzen empfindest, könntest du an Vasospasmen leiden. Vasospasmen sind krampfartige Verengungen der Blutgefäße. Wodurch ein Vasospasmus ausgelöst wird und welche Symptome typisch sind, erklären wir dir in diesem Artikel. Obendrein erhältst du hilfreiche Tipps gegen den Gefäßkrampf beim Stillen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Vasospasmen sind krampfartige Verengungen der Blutgefäße.
  • Die Gefäßkrämpfe verursachen eine Minderdurchblutung der Brustwarze und starke, stechende Schmerzen.
  • Äußerliche Merkmale sind: verblasste oder verfärbte Brustwarzen.
  • Als zentrale Therapiemaßnahme gilt das Warmhalten der Brustwarze vor und nach dem Stillen.

Definition: Was ist ein Vasospasmus?

Bei einem Vasospasmus (auch: Angiospasmus) handelt es sich um eine krampfartige Verengung der Blutgefäße in der Brustwarze. Durch den Gefäßkrampf wird die Brustwarze schlechter durchblutet. Diese Minderdurchblutung der Mamille kann starke Schmerzen verursachen und zeigt sich auch äußerlich. Es kann in jeder Phase der Stillzeit zu einem solchen Gefäßspasmus kommen, jedoch selten direkt nach der Geburt.

Vasospasmen können auch an anderen Körperzonen auftreten – etwa an den Händen und den Füßen (Raynaud-Syndrom). Auch das Herz kann betroffen sein (Prinzmetal-Angina). In diesem Artikel geht es jedoch um Vasospasmen beim Stillen.

Klassische Symptome: Wie äußert sich ein Vasospasmus?

Die verengten Gefäße sorgen dafür, dass die Brustwarzen schlechter durchblutet werden. Das macht sich durch Schmerzen bemerkbar. Vasospasmen sind zudem äußerlich erkennbar. Ein Vasospasmus kann einseitig, aber auch beidseitig auftreten.

Typische Anzeichen für einen Vasospasmus:

  • Scharfe, stechende oder brennende Schmerzen bis tief in die Brust – ohne sichtbare Verletzungen an der Mamille.
  • Die Schmerzen treten in der Regel direkt nach dem Stillen auf. Das Stillen selbst verursacht meist keine Schmerzen. In seltenen Fällen berichten Stillende von anhaltenden Schmerzen in den Brustwarzen zwischen den Stillmahlzeiten.
  • Betroffene Frauen haben häufig kalte Füße und Hände.

Ganz typisch für einen Vasospasmus ist, dass die Schmerzen immer dann auftreten, wenn die Brustwarze aus dem warmen Mund des Säuglings an die kühle Luft gelangt. Durch die Gefäßkrämpfe bist du an der Mamille besonders temperaturempfindlich.

Klassische äußere Merkmale:

  • Die Brustwarzen verblassen.
  • Die Brustwarzen verfärben sich und sehen blau, lila oder weiß aus.
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Mögliche Begleiterscheinungen von Vasospasmen:

  • Dein Baby ist unruhig und unzufrieden an der Brust: Durch den Vasospasmus kann der Milchfluss unterbrochen sein.
  • Du hast einen Milchstau: Da es deinem Baby durch die Gefäßkrämpfe schwerer fällt, die Brust richtig zu entleeren, können die Milchgänge verstopfen.
  • Deine Brustwarzen sind wund und heilen schlecht ab: Vasospasmen können die Wundheilung verzögern.

Wichtig: Diagnose nicht immer eindeutig!

Vasospasmen sind leicht mit Brustsoor zu verwechseln. Die Symptome ähneln sich. Auch eine Soorinfektion kann brennende Schmerzen verursachen. Manchmal treten Vasospasmen und Soor auch gleichzeitig auf oder die Vasospasmen sind eine Reaktion auf die Pilzinfektion (= reaktiver Vasospasmus). Um die genaue Ursache deiner Schmerzen ausfindig zu machen, solltest du daher immer deine Ärztin aufsuchen oder deine Hebamme/Stillberaterin um Rat fragen.

Ursachen: Was löst einen Vasospasmus an der Brust aus?

Es kommen verschiedene Ursachen für das Auftreten von Gefäßkrämpfen infrage:

  • Falsches Anlegen: Durch Anlegefehler wird die Brustwarze über- oder fehlbelastet.
  • Zu schneller Milchfluss/zu starker Milchspendereflex: Um schnell und stark herausströmende Milch zu stoppen, versuchen Babys mit dem Ober- und Unterkiefer auf die Brustwarze zu drücken und die Milchmenge zu reduzieren. Das kann einen Vasospasmus auslösen.
  • Zu wenig Milch/zu schwacher Milchspendereflex: Bei sehr wenig Milch und einem schwachen Milchspendereflex müssen Babys ein höheres Vakuum aufbauen, um an die Muttermilch zu gelangen. Das kann einen Vasospasmus begünstigen. 
  • Brustwarzenanomalie: Die Mutter hat Flach- oder Hohlwarzen, die es dem Baby erschweren, die Brust richtig zu umfassen. Es kommt zu einer Über- oder Fehlbelastung der Mamille.
  • Sauganomalien/Besonderheiten im Mundraum des Babys: Das Baby kann die Brust etwa aufgrund eines verkürzten Zungen- oder Lippenbandes nicht optimal umfassen.
  • Fehlerhaftes Abpumpen: Ein zu hohes Vakuum der Milchpumpe oder schlecht sitzende Pumptrichter können Gefäßkrämpfe verursachen.
  • Magnesium- und/oder Kalziummangel: Ein solcher Mangel kommt vor allem dann als Ursache infrage, wenn du während der Schwangerschaft eine hohe Dosis Magnesium einnehmen musstest und es nach der Geburt zu abrupt abgesetzt hast.
  • Raynaud-Syndrom: Das Raynaud-Syndrom ist eine Durchblutungsstörung, die zu Gefäßkrämpfen führen kann. Frauen, bei denen das Raynaud-Syndrom bereits an anderen Körperstellen diagnostiziert wurde, haben ein erhöhtes Risiko für Vasospasmen beim Stillen. Gleiches gilt für Frauen, die an rheumatoider Arthritis leiden.
  • Vasospasmen können auch als Nebenwirkung von Betablockern auftreten, die in der Schwangerschaft gegen Bluthochdruck eingenommen wurden.

Therapie: Was hilft gegen Vasospasmen beim Stillen?

Je nach Auslöser können folgende therapeutischen Maßnahmen hilfreich sein:

  • Lege dein Baby richtig an, damit es optimal saugen kann. Ziehe deine Hebamme oder eine Stillberaterin zurate. Diese können nicht nur die Anlegetechnik überprüfen und Anlegefehler erkennen. Sie können dir auch Stillpositionen empfehlen, die etwa bei zu viel oder zu wenig Milch hilfreich sind.
  • Falls du Milch abpumpst, lass auch deine Abpumptechnik überprüfen.
  • Gehe zum Kinderarzt. Er kann kontrollieren, ob möglicherweise anatomische Gründe für die Entstehung von Gefäßspasmen vorliegen, etwa ein verkürztes Zungenbändchen oder sonstige orale Restriktionen.
  • Wärme die Brust vor dem Stillen an, etwa mit einem Kirschkernkissen, Wärmepads et cetera.
  • Halte die Brustwarzen nach dem Stillen warm, um sie vor Temperaturschwankungen zu schützen und die Schmerzen zu lindern.
  • Besprich die Option der Nahrungsergänzung mit deiner Frauenärztin. Gegebenenfalls kann die Einnahme von Kalzium, Magnesium, Vitamin B6, Omega-Fettsäuren oder Nachtkerzenöl sinnvoll sein.
  • Verzichte auf gefäßverengende Genussmittel wie Kaffee und Nikotin.
  • Falls möglich, meide Medikamente mit gefäßverengender Wirkung. Besprich mit deiner Frauenärztin, inwieweit eine Umstellung auf andere Präparate möglich ist.
  • Verwende Brustdonuts in deinem BH. Sie schützen die Brustwarzen vor Reibung und Einengung durch die Kleidung und tragen somit zu einer besseren Durchblutung bei. Gleichzeitig lassen sie Luft an die Mamillen.

Falls trotz dieser Maßnahmen keine Besserung eintritt, suche erneut deine Frauenärztin auf. Sie wird entscheiden, ob in deinem Fall eine Behandlung mit einem verschreibungspflichtigen Medikament mit dem Wirkstoff Nifedipin angeraten ist. Nifedipin wirkt gefäßerweiternd und ist für die Behandlung des Raynaud-Syndroms zugelassen. 



Mit Vasospasmen weiterstillen – geht das?

Die Milch ist für dein Baby unbedenklich. Stillen ist trotz Vasospasmen möglich. Die Schmerzen treten in der Regel auch erst auf, wenn der Säugling die Brustwarze loslässt und die kühle Außenluft an die Brustwarze dringt. Mit dem richtigen Stillmanagement bekommst du die Beschwerden in den Griff. Abstillen ist nicht nötig, es sei denn natürlich, du möchtest es.

Sollten die Schmerzen zu stark sein, können vorübergehend stillfreundliche Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol eingenommen werden. Du solltest die Einnahme von Medikamenten immer vorab mit deiner Ärztin besprechen. Manchmal ist auch eine Stillpause hilfreich, etwa wenn du zusätzlich wunde Brustwarzen hast. Pumpe die Milch in dieser Zeit regelmäßig ab (etwa alle 2 bis 3 Stunden).

Prävention: Kann man einem Vasospasmus vorbeugen?

Ein Vasospasmus lässt sich nicht komplett ausschließen, da verschiedene Ursachen als Auslöser infrage kommen. Wenn du deine Brust vor und nach dem Stillen wärmst, sie vor Reibung durch Kleidung et cetera schützt und – vor allem – plötzliche Temperaturunterschiede vermeidest, kannst du das Ausmaß von Vasospasmen jedoch verringern.

Weiterhin ist es wichtig, auf eine korrekte Anlege- und Stilltechnik zu achten, um Beschwerden wie Vasospasmen nicht durch Anlegefehler zu befeuern. Eine Stillberatung ist daher zu Beginn der Stillzeit stets eine Überlegung wert. Stillberaterinnen in deiner Nähe findest du hier:

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 08.02.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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