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Das passiert in den ersten Stunden nach der Geburt

Mutter und Baby nach der Geburt

9 Monate ist dein Baby in deinem Bauch herangewachsen und gerade in den vergangenen Wochen hast du das nochmal ordentlich zu spüren bekommen. Dein Bauch kann unmöglich noch größer werden, genau wie deine Sehnsucht, endlich dein Baby willkommen zu heißen. Aber wie fühlen sie sich eigentlich an, die ersten Momente nach der Geburt? Was passiert mit dir, deinem Körper und deinem Baby? Nun, das Ganze könnte in etwa so ablaufen:

Geschafft, Dein Baby ist da!

Mit der letzten Presswehe landet da plötzlich dieses kleine zerknautschte Wesen vor dir. Es ist, als würdest du aus einer Trance erwachen. Der Moment, in dem du realisierst „Ich hab’s geschafft“ und die Anspannung von Stunden, Tagen und Wochen von dir abfällt. Eine kurze Verschnaufpause und dann kommt der Moment, auf den du so lange gewartet hast. Die Hebamme legt dir dein Baby auf den Bauch und du darfst es in deinen Armen endlich begrüßen. Vorher durfte vielleicht schon der Partner die Nabelschnur durchschneiden.

In diesen ersten Momenten kullern bei den Partnern oft die Freudentränen. Bei den Mamas sind die ersten Reaktionen unterschiedlich. Während die einen ihren Gefühlen freien Lauf lassen und erleichtert diesen Moment der Liebe auf den ersten Blick voll auskosten, brauchen andere erst einmal eine kleine Verschnaufpause. Ungeachtet der tiefen Liebe zu ihrem Baby können sie nicht sofort überschwänglich ihre Freude zeigen.  Nach der Anstrengung wünschen sie sich jetzt vor allem Ruhe, um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen.

Manche Babys brauchen etwas mehr Aufmerksamkeit. Bemerken Hebammen oder Ärzte beim ersten Check Auffälligkeiten wie einen schwachen Muskeltonus oder eine fahle Hautfarbe, werden sie es zuerst versorgen und es dann so schnell wie möglich zu dir zurückbringen.

Das passiert mit deinem Körper nach der Geburt

Dein Baby hat es schon geschafft. Dein Körper hat noch etwas zu tun. Mit der Geburt der Plazenta spielt sich eine Reihe von Veränderungen in deinem Körper ab:

  • Nach einigen Minuten bis spätestens zwei Stunden nach der Geburt löst sich die Plazenta. Dadurch entsteht in der Gebärmutter eine blutende Wunde. Keine Sorge, diese Wunde tut nicht weh. Das austretende Blut ist übrigens der Wochenfluss. Auch die Nachwehen, durch die der Mutterkuchen geboren wird, schmerzen kaum.
  • Durch das Zusammenziehen der Gebärmutter schrumpft auch die Wundfläche. Schon kurz nach der Geburt verringert sich ihre Größe etwa von der Größe eines Medizinballs auf die Größe einer Honigmelone. In den nächsten Wochen wird sie sich weiter zusammenziehen, manchmal begleitet von leichten Nachwehen.
  • Deine Organe haben nun wieder mehr Platz im Bauch. Ein angenehmes, aber irgendwie ungewohntes Gefühl.
  • Die Mutterbänder sind noch immer gedehnt und ziehen sich nur langsam zurück. Deshalb fühlt sich erstmal noch alles „etwas wackelig“ an.
  • Dein Körper ist im Hormonrausch. Dafür, dass du nicht einschläfst, sorgen die Endorphine in deinem Blut. Die körpereigenen Stimmungsaufheller mindern Schmerzen, Hunger und Müdigkeit während der Geburt.
  • Das Oxytocin in deinem Blut hat schon während der Geburt Kontraktionen der Gebärmutter ausgelöst. Jetzt hilft es die Nachwehen zu produzieren und so die Plazenta abzustoßen. Besonders gut klappt das übrigens, wenn du ausgiebig mit deinem Baby kuschelst oder es stillst. Denn dann steigt die Konzentration des Liebeshormons. Es ist auch dafür verantwortlich, mütterliche Fürsorge zu entwickeln und erzeugt den Milchspendereflex beim Stillen. Keine Sorge: Wenn die Nachwehen zu schmerzhaft sind, kann ein Schmerzmittel dagegen helfen.
  • Die Konzentration der Schwangerschaftshormone, die die Plazenta bis zur Geburt gebildet hat, fällt nun rasant. Das fördert Rückbildungsprozesse, kann aber in den nächsten Tagen für Stimmungsschwankungen, den sogenannten Babyblues sorgen.
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Babyzeit

Ist die Geburt komplikationsfrei verlaufen, haben die Eltern jetzt erstmal Zeit zum Kennenlernen und Kuscheln – dem Bonding. Zwar prüfen Hebammen anfangs, wie es deinem Baby geht, davon bekommst du aber im Idealfall gar nicht so viel mit. Vor allem in babyfreundlichen Krankenhäusern wird den neuen Eltern in der ersten Stunde nach der Geburt Intimität gewährt. Gemeinsam könnt ihr das kleine Wunder begutachten, das da auf deinem Bauch oder deiner Brust liegt.

Dein Baby versteht zwar die ersten zärtlichen Worte nicht, die du ihm zuflüsterst, aber es erkennt deine Stimme. Eure Umarmungen, der intensive Hautkontakt und ihre Stimmen geben deinem Baby Geborgenheit in dieser völlig neuen eigenartigen Welt. Deshalb sollte auch der Partner sich beim Kuscheln das T-Shirt ausziehen.

Das erste Anlegen

Viele Babys fangen automatisch an, nach der Brustwarze zu suchen und sind in der Lage, allein ihren Weg dorthin zu finden. Ein bis eineinhalb Stunden kann es dauern, bis sie ihr Ziel erreichen. Der Geruch der mütterlichen Brust und ihre Temperatur helfen bei der Orientierung. Denn dein kleiner Schatz ist mit den wichtigen Reflexen dafür ausgestattet, um intuitiv den Weg zu deiner Brust zu finden. Dazu wird es auch aktiv, wenn es nötig ist. Wundere dich also nicht, wenn dieses kleine Wunder schon versucht, seine Position zu verändern, um an seine Nahrungsquelle zu gelangen.

Du kannst dein Baby auch an die Brust heranführen, um ihm das Stillen zu erleichtern. Diese Belohnung hat es sich nach der anstrengenden Geburt verdient. Das Anlegen innerhalb der ersten ein bis zwei Stunden nach der Geburt ist ein wichtiger Faktor, damit der Stillstart gut gelingt.

Die richtige Milch schießt übrigens erst in ein paar Tagen ein. Häufiges Anlegen hilft dabei. Vorerst kann der Magen deines Babys auch nur ein paar Tropfen des reichhaltigen Kolostrums, also der Vormilch aufnehmen. Sie ist ein echter Power-Trunk für sein Immunsystem.

Versorgung von etwaigen Verletzungen

Kleinere Geburtsverletzungen müssen nicht sofort versorgt werden. Leichte Dammrisse heilen meist von allein aus. Wenn du einen größeren Dammriss oder einen Dammschnitt hattest, werden diese innerhalb der nächsten Stunde vernäht. Oft reicht ein Betäubungsspray dafür aus und mit ein paar Stichen ist die Wunde verschlossen. Du kannst aber auch eine Spritze zur Betäubung bekommen. Die Wundversorgung ist zwar unangenehm, in der Regel aber nicht allzu schmerzhaft.

Apgar-Test und U1

Schon in der ersten Minute nach der Geburt erhält dein Baby die ersten Untersuchungen. Direkt nach der Geburt entnehmen die Mediziner etwas Nabelschnurblut, um den Sauerstoffgehalt zu prüfen. Weder du noch dein Baby spüren diese Blutentnahme. Hat dein Baby Fruchtwasser geschluckt, wird dieses möglicherweise abgesaugt, damit Nase und Speiseröhre frei sind.

Innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Geburt erhält dein Baby schon die U1. Dabei wird vor allem nach möglichen Auffälligkeiten geschaut. Darüber hinaus finden aber noch weitere Messungen und Untersuchungen statt.

Beim APGAR Test werden Atmung, Herzfrequenz, Muskeltonus, Hauttonus und Reflexe deines Babys geprüft und bewertet. Bis zu 10 Punkte kann es bei diesem Test erreichen. Er hilft den Medizinern, den Allgemeinzustand des Babys schnell zu bewerten. Nach 5 und 10 Minuten wird der Test wiederholt. Die meisten Babys erreichen nun mehr Punkte, als zu Beginn. Dein Baby kann dabei übrigens entspannt auf deinem Bauch liegen bleiben.

Die meisten Babys erhalten jetzt auch Vitamin K Tropfen zur Unterstützung der Blutgerinnung. Das schützt ihr Gehirn.

Nun werden noch Gewicht, Kopfumfang und Körperlänge deines Babys ermittelt. Diese Werte werdet ihr euch vermutlich lange merken. Zusammen mit dem Geburtszeitpunkt werden sie oft in den ersten Nachrichten an Freunde und Familie verewigt. Dein Baby hat die erste Vorsorgeuntersuchung hinter sich.

Nach einem Kaiserschnitt

Die meisten Kaiserschnitte werden unter Teilnarkose durchgeführt. Nachdem die Ärztin dein Baby aus dem Bauch gehoben hat, wird es in der Regel noch kurz ärztlich versorgt. Die Untersuchungen und das Absaugen von Sekret dauern in der Regel nur einen kurzen Moment. Die meisten Mütter bekommen ihr Baby schon auf die Brust, während die Bauchwunde noch versorgt wird.

Während der natürlichen Geburt wird ein gewaltiger Hormoncocktail freigegeben, der verschiedene Prozesse im Körper anstößt. Beim Kaiserschnitt kann es sein, dass einige dieser Hormone fehlen. Rückbildungsprozesse oder das Stillen klappen daher mitunter nicht ganz so gut bzw. schnell. Ärzte und Hebammen werden dich engmaschig überwachen und betreuen, um Probleme schnell zu erkennen und zu vermeiden. Wenn du dein Baby häufig anlegst, hilft das deinem Körper, Oxytocin zu bilden, das die Rückbildung und die Bindung fördert.

Welche Gründe für eine “Sectio Caesaria” sprechen, wie der Eingriff abläuft und was du danach beachten solltest, kannst du in unserem Artikel zum Kaiserschnitt noch einmal ausführlich nachlesen.

Vom Kreißsaal auf die Wochenbettstation

Die Zeit im Kreißsaal gehört den jungen Eltern. Es ist eine intime Atmosphäre, in der du dich erholen kannst und dein Baby nur dir allein gehört. Damit dein Baby es leichter hat, sich zurechtzufinden, ist er abgedunkelt und abgesehen vom ärztlichen Treiben so ruhig wie möglich. Moderne Kreißsäle sind heute so ausgestattet, dass beide Eltern dort ausgiebig kuscheln und sich wohlfühlen können.

Zwei Stunden darf die neue Familie im Kreißsaal bleiben, dann geht es auf die Wochenbettstation. Steht gerade ein Schichtwechsel an oder müssen noch Betten vorbereitet werden, kann sich das etwas verzögern. Je nach Tageszeit ist es dort nicht mehr ganz so ruhig. Andere Mütter und Neugeborene teilen sich die Station mit euch, Familienbesuch läuft durch die Gänge und Krankenschwestern machen regelmäßige Checks. Wenn du Glück hast, hast du ein Familienzimmer und dein Partner kann bei euch übernachten. Wenn nicht, kann er sich dennoch tagsüber bei euch aufhalten.

Einige Frauen mögen die Krankenhausatmosphäre nicht und möchten gern früher nach Hause. Das ist dein gutes Recht. Regulär sind 3 Tage Aufenthalt angesetzt (Bei Kaiserschnitt etwas mehr). Die kannst du allerdings auf eigenen Wunsch verkürzen, wenn bei dir oder deinem Baby gesundheitlich nichts dagegen spricht.

Viele Frauen sind aber für die engmaschige Überwachung und die Möglichkeit dankbar, bei Fragen immer eine Hebamme oder Krankenschwester zur Seite zu haben. Je nachdem, wie die Geburt verlief, fällt dir möglicherweise das Aufstehen und Gehen in den ersten Tagen noch schwer. Vor allem Kaiserschnittmamis spüren das. Daher sind bei ihnen auch 4 bis 5 Tage Krankenhausaufenthalt angesetzt. Gut, dass dein Baby die meiste Zeit schläft.

Voraussetzungen für einen “ambulanten” Aufenthalt

Eine ambulante Entlassung ist frühestens 4 Stunden nach einer natürlichen Geburt möglich. Zudem muss dein Kreislauf stabil sein, das Wasserlassen klappen, der Dammriss versorgt und Blutungen im Rahmen sein. Übrigens: Damit Ärzte und Schwestern feststellen können, ob dein Kreislauf wirklich stabil ist, werden sie dich zum Duschen schicken.

Darüber hinaus ist es für eine frühzeitige Entlassung wichtig, dass du eine Nachsorgehebamme hast, die innerhalb der nächsten 6 bis 12 Stunden, spätestens aber innerhalb der nächsten 24 Stunden zu Hause nach dir und deinem Baby schauen kann. Sie darf unter bestimmten Voraussetzungen (Aufklärung über Stoffwechselerkrankungen in der Klinik) auch das Neugeborenenscreening übernehmen, das üblicherweise 36 bis 72 Stunden nach der Geburt gemacht wird.

Ebenso ist es für dich in diesem Fall wichtig, dass du schon einen Kinderarzt hast, der die U2 übernimmt, die normalerweise zwischen dem 3. und 10. Lebenstag deines Babys in der Klinik vorgenommen wird. Aufgrund der Untersuchungen durch den Kinderarzt bleiben viele Mamas zumindest so lange in der Klinik, bis diese abgeschlossen sind.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 05.09.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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