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Stillen nach Kaiserschnitt: Das musst du wissen!

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Etwa 30 Prozent aller Babys in Deutschland werden per Kaiserschnitt geboren. Das ist nicht unbedingt förderlich für einen guten Stillbeginn. Wie dir das Stillen nach Kaiserschnitt trotzdem gelingt, erklären wir dir in diesem Artikel.

Stillen nach Kaiserschnitt braucht Geduld

Ja, auch wenn du einen Kaiserschnitt hattest, kannst du dein Kind stillen. Für Kaiserschnitt-Kinder, die ohne den Kontakt zur Darmflora der Mutter auf die Welt kommen, ist Stillen sogar ideal. Denn schließlich ist Muttermilch ein wahres Superfood. Der direkte Körperkontakt ist für das frühe Bonding unerlässlich.

Was aber tun, wenn es nicht gleich so klappt, wie gedacht? Denn schließlich kommen nach einem Kaiserschnitt gleich mehrere ungünstige Faktoren zusammen, die den Stillbeginn erschweren können. Diese stellen wir hier kurz vor. Und keine Sorge, im Anschluss gibt es Tipps, wie dir das Stillen nach Kaiserschnitt trotzdem gelingt.

Kaiserschnitt-Babys sind oft schläfriger

Selbst wenn es Mama und Baby nach dem Kaiserschnitt gut geht, die meisten Kaiserschnitt-Babys sind – anders als normal geborene Kinder – nach der Geburt erst einmal schläfrig und matt. Das wirkt sich auch auf ihr Saugverhalten aus. Dieses kann mehrere Stunden und sogar bis zu mehreren Tagen beeinflusst sein.

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Der Milchspendereflex kann vorübergehend ausbleiben

Normalerweise löst das Saugen des Kindes an der Brustwarze nach ein paar Sekunden den sogenannten Milchspendereflex aus. Das heißt, die in der Brust bereits gebildete Muttermilch wird von winzigen Muskeln aus den Milchbläschen gedrückt. Die Milchgänge erweitern sich und die Milch schießt in Richtung Brustwarze. Nach einem Kaiserschnitt kann dieser Reflex für eine Weile (aber nicht dauerhaft!) verzögert sein.

Das entscheidende Hormon ist hier Oxytocin, welches auch als scheues Hormon bezeichnet wird. Es kann durch Stress, Unruhe, Angst gehemmt werden. Wichtig zum Fördern und Auslösen des Milchspendereflexes ist eine ruhige Umgebung, Haut-zu-Haut Kontakt zum Baby oder das Sehen, Riechen oder Hören des Kindes.

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Der Milcheinschuss verzögert sich

Kolostrum, also die Vormilch, wird schon in der Schwangerschaft in deinen Brüsten gebildet. Sie steht deinem Kind also auch nach einem Kaiserschnitt direkt zur Verfügung. Der richtige Milcheinschuss der sogenannten Übergangsmilch verzögert sich jedoch meist um mindestens einen Tag. Dies liegt zum einen am Eingriff und die dadurch fehlenden Hormone. Zum anderen können Schmerzmedikamente die Milchbildung behindern. So kann es nach einem Kaiserschnitt schon mal 3 Tage dauern, bis nennenswerte Mengen Milch produziert werden.

Dein Baby kommt damit normalerweise klar und braucht keine Ersatzmilch. Nur wenn der Gewichtsverlust zu groß wird (mehr als 10 Prozent) oder der Blutzucker wegen eines Schwangerschaftsdiabetes gleich nach der Geburt abfällt, muss zugefüttert werden.

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Die Mutter kann sich kaum bewegen

Ein Kaiserschnitt ist immer ein großer Eingriff. Die frische Narbe zwingt die Frau meist für 1-3 Tage handlungsunfähig in die Rückenlage. Sie hat bei jeder Bewegung Schmerzen. Trotzdem: je öfter das Baby angelegt wird, desto schneller wird das Stillen auch nach Kaiserschnitt klappen. Allein schafft sie das aber nicht. Hier ist Fachwissen nötig, um das Baby in eine gute Stillposition zu bringen, die für Mama und Baby funktioniert.

Hebammen-Tipp: am besten eignet sich eine seitlich geneigte Rückenlage oder der Rückengriff (Stillposition: Football-Haltung) in halbsitzender Position – sofern bereits möglich. So wird kein Druck auf die Narbe ausgeübt.

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Tipps fürs Stillen nach Kaiserschnitt

1. Such dir ein babyfreundliches Krankenhaus

Selbst wenn du keinen Kaiserschnitt geplant hast, kann es trotzdem dazu kommen. Dann (und eventuell auch sonst) wirst du beim Stillen Hilfe brauchen. Deshalb ist es gut, wenn du von vornherein ein Krankenhaus wählst, dass mit dem WHO/UNICEF-Siegel „babyfreundliches Krankenhaus“ ausgezeichnet wurde. Denn meist ist nur dort das gesamte Personal so geschult, dass es frühes Sectio-Bonding und einen guten Stillbeginn unterstützen kann.

2. Bestehe auf frühen Hautkontakt

Wenn du keine Vollnarkose hattest und dein Baby nicht zuerst medizinisch versorgt werden muss, lass es dir so schnell es geht auf die nackte Brust legen. Denn so wird mehr Oxytocin ausgeschüttet. So kann dein Baby besser in der Welt ankommen, sein Saugbedürfnis wird gestärkt und deine Milchbildung angeregt. Je länger und öfter du Hautkontakt mit deinem Baby hast, desto besser wird das Stillen klappen.

3. Lerne Kolostrum/Milch auszustreichen

Es gibt einige Situationen, in denen Kaiserschnitt-Babys nicht an der Brust trinken können. Entweder sind sie noch zu erschöpft, durch die Narkose-Medikamente schläfrig oder müssen getrennt von der Mutter medizinisch versorgt werden. Deine Vormilch (Kolostrum) ist für dein Kleines aber enorm gesund. Denn die wenigen Tropfen enthalten hochkonzentrierte Nährstoffe und vor allem jede Menge Abwehrstoffe. Die geringen Menge an Kolostrum (2 – 3ml) lassen sich mit einer Milchpumpe weniger gut gewinnen. Am besten eignen sich zum Auffangen und Verfüttern Spritze, Löffel oder Becher. Am besten lernst du noch in der Schwangerschaft, wie du Brustmilch durch Massage und Ausstreichen selbst gewinnen kannst. Wie das geht, zeigt dieses Video.

Kolostrum/Milch von Hand ausstreichen

4. Stille so häufig du kannst

Wenn dein Baby endlich an der Brust trinken kann, wirst du noch keine großen Mengen Milch produzieren. Damit es mehr wird, solltest du dein Kind so oft es geht anlegen (lassen). Die Empfehlung von Still-Expertinnen lautet:

  • 1x in der 1. Stunde nach dem Kaiserschnitt
  • danach alle 1-3 Stunden
  • nachts maximal 4 Stunden Pause
  • insgesamt 8-12 Mal in 24 Stunden

Lass dich von Schlaubergern alter Schule nicht verunsichern. Früher glaubte man, dass Babys einen festen Stillrhythmus brauchen. Das ist jedoch ein Ammenmärchen! Jetzt weiß man, dass Stillen nach Bedarf das Beste für das Baby ist.

5. Schau dir Stillpositionen nach Kaiserschnitt an

Frisch operiert kommen nur wenige Stillpositionen in Frage. Denn schließlich kann dein Baby weder auf deinem Bauch liegen, noch kannst du dich aufsetzen. Deshalb ist es gut, wenn du dir schon vorher ein paar Positionen nach Kaiserschnitt aneignest. Wenn du ein Familienzimmer bekommen hast, kann dir dein Partner helfen, das Baby richtig anzulegen. Dein eigenes Stillkissen im Krankenhaus kann ebenfalls einiges erleichtern.

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6. Versuche ein Familienzimmer zu bekommen

Selbst wenn das Fachpersonal in puncto Stillen geschult ist, selten haben die Kinderkrankenschwestern so viel Zeit, dass sie sofort zur Stelle sind, wenn dein Baby Hunger hat. Hier kann dir dein Partner oder eine sonstige Begleitperson am besten helfen (gilt natürlich auch für die Babypflege). Aber eben nur, wenn er/sie im selben Zimmer schläft. Und selbst wenn kein Familienzimmer zur Verfügung steht, manchmal können auch normale Zimmer „aufgebettet“ werden. Das extra Bett kostet zwar, lohnt sich aber aus eigener Erfahrung wirklich.

7. Medikamente sind meist kein Stillhindernis

Anders als du vielleicht denken magst: Schmerzmittel, die du vor, während oder nach dem Kaiserschnitt bekommst, müssen dich nicht vom Stillen abhalten. Auch Narkosemittel sind kein Problem. Sie bauen sich im Blut sehr schnell ab und sind verflogen, sobald du größere Mengen Milch produzierst.

Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 23.05.2023
Dieser Artikel wurde von Juliane Baier geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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