Eine verkalkte Plazenta ist gegen Ende der Schwangerschaft normal. Es kann jedoch bereits früher zu Verkalkungen an der Plazenta kommen. Was es in diesem Fall zu beachten gilt und welche Auswirkungen eine Plazentaverkalkung auf die Schwangerschaft und die Geburt haben kann, erklären wir dir in diesem Artikel.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine verkalkte Plazenta ist gegen Ende der Schwangerschaft normal und kein Grund zur Sorge.
- Eine frühzeitige Verkalkung kann auf eine Grunderkrankung der Mutter hindeuten (etwa Diabetes, Präeklampsie).
- Der Verkalkungsgrad wird in „Grannum“ gemessen und reicht von Stufe 1 (leichte Verkalkung) bis Stufe 3 (starke Verkalkung).
- Die Plazentaverkalkung ist nicht behandlungsbedürftig. Sollte sie aufgrund einer Vorerkrankung der Mutter bestehen, muss jedoch diese Erkrankung behandelt werden.
- Ist die Plazenta stark verkalkt, wird die Schwangerschaft engmaschig kontrolliert.
Was bedeutet eine verkalkte Plazenta?
Die Plazenta ist ein Organ, das sich direkt nach der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter bildet. Sie wird auch als Mutterkuchen bezeichnet. Nach der Geburt löst sich die Plazenta wieder von der Gebärmutter und wird ebenfalls „geboren“ (als sogenannte Nachgeburt). Die Plazenta ist somit biologisch auf die Dauer von rund 40 Schwangerschaftswochen ausgelegt. In diesen 40 Wochen der fortschreitenden Schwangerschaft unterliegt die Plazenta einem natürlichen Alterungsprozess. Gegen Ende der Schwangerschaft werden die Zellen des Mutterkuchens nicht mehr erneuert, altes Zellgewebe aber schon abgestoßen. Die Verkalkung setzt ein.
Eine verkalkte Plazenta ist somit nicht grundsätzlich problematisch. Jede Plazenta unterliegt diesem Reifeprozess. Bei manchen Frauen setzt die Verkalkung der Plazenta jedoch früher und ausgeprägter ein als bei anderen. Dann kann es zu Komplikationen kommen.
Die drei Grade der Verkalkung
Der Verkalkungsgrad wird in Anlehnung an den Gynäkologen Dr. Peter Grannum in „Grannum“ gemessen. Es gibt drei verschiedene Stufen:
- Grannum I: Leichte Form der Verkalkung. Setzt gegen Ende der Schwangerschaft ein und ist vollkommen natürlich. Es besteht kein Grund zur Sorge.
- Grannum II: Mittelstark verkalkte Plazenta. Die Verkalkung setzt in den letzten Schwangerschaftswochen ein. Normalerweise nicht besorgniserregend.
- Grannum III: Starke Verkalkung. Kann gegen Ende der Schwangerschaft ebenfalls unproblematisch sein. Setzt dieser Verkalkungsgrad schon früh ein, kann jedoch eine Erkrankung der Mutter dahinterstecken. Die Verkalkung kann auch auf schädigende (Umwelt-)Faktoren wie Rauchen zurückzuführen sein (dazu gleich mehr).
In den allermeisten Fällen ist eine verkalkte Plazenta somit unproblematisch.
Wie merkt man, dass die Plazenta verkalkt ist?
Eine verkalkte Plazenta verursacht keine Symptome. Du selbst wirst nicht bemerken, ob eine Verkalkung vorliegt. Im Rahmen der in der Schwangerschaft vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen wird deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt jedoch erkennen, ob deine Plazenta verkalkt ist. Verkalkungen zeigen sich durch weißliche Ablagerungen auf dem Bild.
Was sind die Ursachen für die Verkalkung?
Wie bereits erwähnt, sind Verkalkungen in den meisten Fällen Teil des natürlichen Alterungsprozesses der Plazenta. Bei manchen Frauen setzt dieser Alterungsprozess früher ein, bei anderen später. Forscher nehmen an, dass der jeweilige Zeitpunkt des Einsetzens mit der genetischen Veranlagung einer Frau zusammenhängt.
Bei einer sehr frühen oder sehr starken Verkalkung können jedoch Grunderkrankungen der schwangeren Frau der Auslöser sein. Für eine verkalkte Plazenta kommen als Ursache etwa folgende Erkrankungen infrage:
- Diabetes
- Präeklampsie / Bluthochdruck
- Infektion
- Hormonstörung.
Als großer Risikofaktor für eine verkalkte Plazenta gilt Rauchen.
Kann eine verkalkte Plazenta gefährlich sein?
Verkalkungen an der Plazenta sind nicht per se gefährlich, sondern gehören zum biologischen Reifeprozess dazu. Setzen die Verkalkungen jedoch sehr früh ein oder schreiten rasch voran, kann eine verkalkte Plazenta Komplikationen bergen. Denn: Die Plazenta stellt die Versorgung des ungeborenen Kindes sicher. Ist der Mutterkuchen stark verkalkt, kann die Versorgung beeinträchtigt sein.
Zur Beruhigung: Die Plazenta hat eine recht große Reservekapazität. In den meisten Fällen wird ein Baby selbst dann noch ausreichend versorgt, wenn durch die Verkalkung Teile des Plazentagewebes punktuell nicht mehr richtig durchblutet werden. Eine Plazentaverkalkung ist also nicht direkt mit einer Mangelversorgung des Kindes gleichzusetzen. Im schlimmsten (zum Glück seltenen) Fall kann es jedoch zu einer sogenannten Plazentainsuffizienz kommen.
Risiko Plazentainsuffizienz
Bei einer Plazentainsuffizienz ist der Mutterkuchen nicht mehr in der Lage, das ungeborene Kind ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Das kann gesundheitliche Folgen für dein Baby haben, etwa:
- Diabetes
- Fettleibigkeit
- Bluthochdruck
- Gefäßverkalkung.
Das klingt beängstigend. Aber: Deine Frauenärztin wird deine Schwangerschaft bei vorliegender Plazentaverkalkung engmaschig kontrollieren und rechtzeitig reagieren können, falls der Verdacht einer Plazentainsuffizienz besteht.
Verkalkte Plazenta als Anzeichen für die Geburt?
Eine verkalkte Plazenta wird oftmals auch mit einem erhöhten Risiko für vorzeitige Wehen und/oder eine Frühgeburt in Verbindung gebracht. Wissenschaftlich belegt ist ein solcher Zusammenhang jedoch nicht. Auch wenn eine Plazentaverkalkung vorliegt, heißt das nicht, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht.
Wie wird eine verkalkte Plazenta behandelt?
Tritt die Verkalkung ungewöhnlich früh auf, wird man in deiner Frauenarztpraxis untersuchen, ob möglicherweise eine Grunderkrankung hinter dem beschleunigten Alterungsprozess des Mutterkuchens steckt. Denn wie bereits erwähnt, sind häufig Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck Auslöser für die Plazentaverkalkung. Ist dies der Fall, sollte die jeweilige Erkrankung natürlich behandelt werden. Die Blutdruck- oder Blutzuckerwerte sollten regelmäßig kontrolliert und richtig eingestellt werden.
Engmaschige Ultraschall-Kontrollen
Darüber hinaus wird die Entwicklung und das Wachstum deines Babys engmaschig überwacht. Das bedeutet für dich, dass fortan regelmäßig Ultraschalluntersuchungen anstehen. Im Rahmen dieser Kontrollen überprüft deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe, ob dein Baby ausreichend versorgt wird und normal wächst. Solange die Versorgung deines Babys gewährleistet ist, muss nichts unternommen werden. Bei einer stärkeren Verkalkung wird dir dein Frauenarzt eventuell körperliche Schonung und Bettruhe empfehlen.
Stellt deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt nach der 37. SSW eine Mangelversorgung oder eine Wachstumsstörung fest, wird man dir womöglich zu einer Geburtseinleitung raten. Ein Kaiserschnitt ist bei einer verkalkten Plazenta normalerweise nicht notwendig.
Bitte mach dir keine Sorgen: Es kommt nur selten tatsächlich zu einer Mangelversorgung oder Wachstumsstörungen. Solange die Werte in Ordnung sind, reift dein Baby auch bei einer verkalkten Plazenta vollkommen normal heran.
Kann man einer vorzeitigen Verkalkung der Plazenta vorbeugen?
Da die Plazenta einem biologischen Alterungsprozess unterliegt und dieser Prozess noch dazu von der genetischen Veranlagung jeder Schwangeren abhängt, hast du keinen Einfluss darauf. Du kannst jedoch einen wesentlichen Risikofaktor für eine vorzeitige Verkalkung ausschließen, indem du auf das Rauchen verzichtest. Rauchen kann zu einer Minderdurchblutung und einer Fehlfunktion der Plazenta führen. Es gilt nicht „nur“ in Sachen Plazentaverkalkung als Risikofaktor. Es kann weitere, schwerwiegende Folgen für die Gesundheit eines Kindes haben und sollte generell tabu sein.
Als weitere Ursachen für eine verkalkte Plazenta werden Stress oder die Einnahme von Magnesium diskutiert. Wissenschaftliche Belege gibt es nicht. Versuche dennoch, Stress zu reduzieren und besprich mit deiner Ärztin, inwiefern in deinem Fall die Einnahme eines Magnesium-Präparates angeraten ist oder nicht.
Ansonsten solltest du deine Vorsorgetermine und Untersuchungen in der Schwangerschaft wahrnehmen, damit eine mögliche Verkalkung frühzeitig erkannt wird.
Fazit: Eine verkalkte Plazenta ist in der Regel unbedenklich
Die Diagnose „verkalkte Plazenta“ kann im ersten Moment beunruhigen. In den allermeisten Fällen besteht jedoch kein Grund zur Besorgnis. Die Plazenta unterliegt einem natürlichen Reifeprozess, Verkalkungen sind vollkommen normal. Sollte die Verkalkung tatsächlich früher einsetzen und/oder schneller voranschreiten als üblich, wird man dich und dein Baby engmaschig überwachen und sicherstellen, dass dein Kind jederzeit wohlauf ist.
Habt ihr weitere Fragen zum Thema „verkalkte Plazenta“? Wir freuen uns über eure Kommentare und/oder Erfahrungsberichte.
Quellen
- Deutsches Medizin Forum: Plazentaverkalkung 34. SSW
https://www.medizin-forum.de/phpbb/viewtopic.php?t=99018 (abgerufen am 19.03.2024) - Dr-Gumpert.de: Verkalkte Plazenta
https://www.dr-gumpert.de/html/verkalkte_plazenta.html (abgerufen am 19.03.2024) - K. Diedrich, W. Holzgreve, W. Jonat: Ultraschallsonographische Zustandsdiagnostik – Plazentabeurteilung. In: Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer-Lehrbuch, 2. Auflage, Kapitel 14.7.6, S. 408