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So erleben Frauen die Geburt: 4 Geburtsberichte

Geburtsberichte: So erleben Frauen die Geburt

Die meisten Frauen sehen der Geburt ihres Babys mit einem mulmigen Gefühl entgegen. Nach so langer Zeit baut sich einfach eine Anspannung auf. Die Ungewissheit tut ihr Übriges. Wie wird die Geburt werden? Wir haben drei Geburtsberichte von Leserinnen für dich gesammelt. Für sie alle war die Geburt ihres Kindes ein anstrengendes, aber schönes Erlebnis.

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1. Mein Körper schafft das!

Die ersten Wehen, die ich richtig intensiv spürte und veratmen musste, begannen etwa 15 Stunden, bevor unser Kleiner das Licht der Welt erblickte. Ich hatte ja schon oft von Frauen gehört, die teilweise 24 Stunden und länger „in den Wehen“ lagen. Jetzt verstehe ich, was gemeint ist. Denn tatsächlich sind diese ersten Wehenphasen ja noch nicht die Geburt. Zwischendurch hatte ich immer wieder Zeit, mich zu entspannen und Kraft zu sammeln. Was mich schon in dieser Zeit und dann im Verlauf der Geburt beeindruckt hat, war die Erkenntnis, dass mein Körper das allein macht. Das war nicht wie beim Sport, wo ich mich anstrengen muss, um einen Klimmzug zu schaffen. Mein Körper leitete mich vom ersten Moment der Wehen bis zur Geburt durch. Er wusste genau, wann er anspannen und entspannen musste. Intuitiv wusste ich auch, welche Position jetzt gerade für mich angenehm sein würde. Mal stützte ich mich auf einen Tisch auf, mal begab ich mich auf alle Viere oder ich setzte mich auf meinen Pezziball, den wir sogar mit ins Krankenhaus nahmen.

„Ich war wie in Trance“

In den letzten Stunden der Geburt, war ich so fokussiert, wie nie zuvor in meinem Leben. Es war ein ganz besonderer Zustand. Ich war ganz bei mir, meinem Körper und meinem Baby. Ich hatte mich zuvor viel mit Hypnobirthing und natürlicher Geburt beschäftigt. Und obwohl ich daraus keine spezifischen Handlungen für mich abgeleitet hatte, hat sich eine Sache fest in mir verankert: Die Geburt ist etwas ganz Natürliches und jede Frau ist geschaffen dafür, zu gebären. Die Kraft kommt ganz allein aus mir heraus. Alles andere: Krankenhäuser, Ärzte, CTGs sind nur Beiwerk.

„Mein Körper und mein Baby arbeiteten perfekt zusammen“

Und genauso war es dann auch. Ich konzentrierte mich auf mich und auf das Atmen und versuchte so wenig wie möglich vom Geschehen um mich herum an mich herankommen zu lassen. Mein Partner war eine großartige Hilfe. Er sprach mit Ärzten und Hebammen und sorgte dafür, dass ich so viel Ruhe wie möglich bekam. Gut, dass wir vorher alles so detailliert besprochen hatten. Die Presswehen kamen und pumpten eine Kraft und Energie in meinen Körper, die ich nicht kannte. Mein Körper und mein Baby arbeiteten perfekt zusammen, bis es endlich so weit war und mein Baby das Licht der Welt erblickte. Ich war total überwältigt.

Mein Tipp an alle werdenden Mamis: Lass deinen Partner die Geburt managen und konzentriere dich ganz auf dich.

2. Geburt im Geburtshaus

Hätte mich vor der Schwangerschaft jemand gefragt, wo Kinder geboren werden, hätte ich ganz klar gesagt: im Krankenhaus. Als meine kleine Mia dann unterwegs war, begann ich, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Mein Partner und ich besuchten einige Krankenhäuser, die alle einen guten Eindruck machten. Aber irgendwie wusste ich nicht, wofür ich mich entscheiden sollte. Sie waren auch alle sehr ähnlich. Als wir den Infoabend im Geburtshaus besuchten, war mir sofort klar: Dort möchte ich mein Baby zur Welt bringen. Die Atmosphäre war warm und die Hebammen sehr nah, zugänglich und irgendwie mütterlich. Meine Intuition hatte mich nicht getäuscht. Ich liebte jede meiner Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus, weil ich mich einfach so gut aufgehoben fühlte. Die Hebammen schafften es, eine Vorfreude in mir zu wecken und mich sehr positiv auf die Geburt einzustimmen.

„Aha, jetzt geht es also los“

Als die Wehen begannen, war ich ganz ruhig. Es war so ein „Aha, jetzt geht es also los“ Gefühl. Ich rief meine Hebamme an, die mich durch die nächsten Stunden leitete, weil es noch etwas früh war, um loszufahren. Im Geburtshaus war alles für mich vorbereitet, meine Hebamme wartete auf mich und schaffte es, mich immer wieder mit ihrer Ruhe zu erden.

Die Geburt an sich empfand ich nicht als schmerzhaft im klassischen Sinne, eher als anstrengend. Immer wieder gab es Phasen, die viel Kraft kosteten und dann auch sehr emotionale Phasen, in denen wir lachten und weinten. Meine Hebamme war unglaublich souverän, das gab mir große Sicherheit.

„Als ich Mia zum ersten Mal sah, wusste ich, ich hatte ein Wunder vollbracht.“

Mia kam ohne Komplikationen zur Welt. Tatsächlich hatte ich einen kleinen Dammriss, von dem ich aber kaum etwas bemerkte. Die Geburt ist so intensiv, dass das einfach untergeht. Als ich Mia zum ersten Mal sah, wusste ich, ich hatte ein Wunder vollbracht.

Mein Tipp an alle werdenden Mamis: Geh mit einem positiven Gefühl in die Geburt hinein. Beschäftige dich wirklich aktiv mit guten Gedanken. Die meisten Mütter haben nicht das Glück, eine Beleghebamme zu haben. Eine Doula kann dich durch die Geburt begleiten. Aber die Kraft kommt aus dir.

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3. Manchmal kommt eben alles anders

Als meine Tochter durch einen sekundären Kaiserschnitt zur Welt kam, war ich 39 Jahre alt. Davor war einiges passiert. Aber eins nach dem anderen.

Natürlich hatte ich auf natürlichem Wege gebären wollen, ganz klar! Eine andere Option gab es für mich nicht. Schließlich würde die Geburt von allein losgehen, wenn das Baby so weit war, das hatte ich verinnerlicht. Fit war ich – auch als Spätgebärende. Meine Schwester und ich kamen beide nach 42 Wochen zur Welt, also war es gefühlstechnisch kein Problem für mich, ebenfalls über den Termin zu gehen.

Bei ET + 7 riet man mir zur Einleitung. Wollte ich nicht, sondern abwarten. Bei ET + 10 legte sie mir der Arzt dringend ans Herz – aufgrund meines Alters und wegen der Größe des Kindes, das zu diesem Zeitpunkt schon auf 4 Kilo geschätzt wurde. Die Frauenärztin hatte 3.300 Gramm angenommen. Ich gab nach. Warum das gut war, folgt gleich.

Na gut, also doch eine Einleitung

Am frühen Morgen fuhren wir in die Klinik, um die erste Probetablette (ein Viertel) in Empfang zu nehmen. Ich schluckte sie, ging mit meinem Mann spazieren und kurz darauf setzten die Wehen ein. Unangenehm, brennend, aber wohl leider nicht stark genug. Mehr Einleitung wollte ich jedoch nicht. Rückblickend ganz schön stur, denn es folgten 20 Stunden Wehen, die den Muttermund zwar öffneten, aber leider nur auf 8 cm. Dann tat sich nichts mehr.

Ich war mittlerweile trotz PDA ausgelaugt. Meinem Baby im Bauch ging es gut, aber ich konnte nicht mehr. Als dann selbst die Hebamme vorsichtig von Kaiserschnitt sprach, war ich erleichtert. Denn es war auch mein Gedanke gewesen. Der OP wurde vorbereitet und ich hinüber bugsiert. Mein Mann durfte sich währenddessen hübsch steril verpacken.

Oh Mann, ein Kaiserschnitt

Da lag ich nun im hellen OP-Licht und war maßlos enttäuscht. Ich hatte mir doch alles ganz anders vorgestellt. Klar hatte ich Angst, von Selbsthypnose wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nichts. Eine Vollnarkose brauchte ich zum Glück nicht, denn die PDA konnte einfach „hochgespritzt“ werden. Eine gute Sache, denn so spürt man zwar nichts, sieht das Kind aber sofort.

Und so war es dann auch. Der Arzt werkelte (davon merkt man nichts), die Schwestern zuckelten am Bauchzwerg (das merkt man, es tut aber nicht weh) und plötzlich war sie da. Mit 4.430 Gramm und 55 Zentimetern ein echter Brocken, der wohl schlecht durch mein sehr schmales Becken gepasst hätte und nun auf meiner Brust zur Ruhe kam. Wegen der Medikamente war ich noch etwas durch den Wind, sodass mein Mann sie mir abnahm und auf seine Haut legte. Währenddessen wurde alles wieder zugemacht, was seine Zeit dauert. Danach kamen wir wieder zurück in den Kreißsaal und irgendwann ins Familienzimmer.

Mein Fazit zur Geburt

Eine Traumgeburt war es also nicht gerade, ich hatte schon noch etwas zu knabbern. Das lag jedoch auch an meiner Erwartungshaltung im Vorfeld. ABER mein Körper hat trotz aller Widrigkeiten Großes geschafft und das trotz Wehenschwäche, wie sich später herausstellte. Schuld war wohl die große Menge Fruchtwasser (vielleicht ein unerkannter Schwangerschaftsdiabetes?), die die Gebärmutter sehr stark gedehnt hatte. So sehr, dass die Muskelkraft nicht ausreichte.

Die Narbe sieht man übrigens heute kaum noch. Stillen konnte ich ganz normal. Meine wichtigste Erkenntnis ist wohl, dass man den Geburtsverlauf einfach so annehmen sollte, wie er eben ist. Innerlich dagegen anzukämpfen bringt nur Stress. Wenn ich noch einmal schwanger wäre, würde ich mir Schwangerschaftsmeditationen aneignen. Die bringen auch dann inneren Frieden, wenn alles anders kommt, als frau dachte.

Wer sich nach der Geburt traumatisiert fühlt oder erneut schwanger ist und alte Geburtserfahrungen noch nicht verarbeitet hat, sollte diese in Einzel- oder Gruppensitzungen durch eine erfahrene Psychologin oder in Nachbesprechungen mit einer Hebamme aufarbeiten, um dies nicht mit in die nächste Geburt mitzunehmen. Denn jedes Kind und jede Geburt ist anders.

4. Ganz normale Geburt

Es ist merkwürdig. Wenn ich Geburtsberichte höre und lese, sind das oft beängstigende Geschichten. Viele handeln von kurzfristigen Planänderungen und enttäuschten Erwartungen. Wenn ich Freundinnen von der Geburt meines Sohnes berichte und achselzuckend sage „Na ja, eine ganz normale Geburt eigentlich“, schauen sie mich ungläubig an. Tatsächlich, ja! Es gibt sie, die Geburt ohne Notkaiserschnitt, überfüllte Krankenhausflure und überlastete Hebammen. Wahrscheinlich gibt es sie sogar relativ oft, aber es sind eben nicht die Geschichten, die lange nachhallen.

Die Geburt meines Sohnes kündigte sich anfänglich durch Rückenschmerzen an. Die kamen krampfartig und in größeren Abständen. Mein Freund und ich rätselten. Sind das jetzt die Wehen? In den nächsten Stunden änderten sich die Qualität der Kontraktionen immer wieder. Vom Rücken krochen sie in den Unterbauch. Sie wurden stärker und intensiver, obwohl ich sie nicht wirklich als schmerzhaft wahrgenommen habe.

Alles lief nach Plan

Wir haben andauernd auf die Uhr geschaut, Tritte gezählt, Wehenpausen gemessen, Badewanne, Sitzbad… Kurz: Wir haben die ganze Partitur des Geburtsvorbereitungskurses durchgespielt. Als die Wehen dann regelmäßig in kurzen Abständen kamen, machten wir uns mit unserer Kliniktasche auf den Weg ins Krankenhaus. Wir checkten ein und es folgten eine Reihe von Untersuchungen, bevor wir endlich in den Kreißsaal durften. Der Kreißsaal war für uns erstmal ein Ort zum Verschnaufen. Es war, als hätten wir seit Beginn der Wehen auf diesen Moment hingearbeitet. Es war ja alles ein Warten auf den großen Moment. Als wir das erste Mal allein in dem Krankenhauszimmer waren, entspannten wir uns beide. Ich glaube, wir fühlten uns dort einfach in Sicherheit, gut aufgehoben. Die Ärztin, die später die Geburt leitete, war sehr einfühlsam und ruhig. Die nette Hebamme, die mich eingewiesen hatte, sah ich leider nicht wieder. Wir waren wohl kurz vor dem Schichtwechsel gekommen.

„Du schaffst das, du bist stark.“

Ich glaube, wir hatten großes Glück: Die Atmosphäre war ruhig und wir fühlten uns wirklich gut aufgehoben. Das freundliche Krankenhauspersonal hat sicher viel dazu beigetragen. Ich konnte meine Wehen in Ruhe veratmen. Mein Freund massierte mich, versorgte mich mit Säften, frischen Lappen und steckte mich mit seiner Zuversicht an. Sein „du schaffst das, du bist stark“ gab mir so viel Kraft in diesem Moment.

Die Wehen wurden stärker und meine Hebamme, die immer mal wieder nach mir geschaut hatte, holte jetzt eine zweite Hebamme zu Hilfe. Ich weiß gar nicht mehr genau, was die beiden machten, ich war völlig versunken in mich selbst. Die Wehen wurden immer stärker und geschahen jetzt einfach. Die Presswehen waren unglaublich und ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ich war überrascht, wie mein Körper trotz der Anstrengung und Müdigkeit so viel Kraft aufbringen konnte. Irgendwann kam dann das Köpfchen und dann ging alles ziemlich schnell. Plötzlich lag mein Kleiner einfach vor mir, ganz zerknautscht und immer noch mit mir verbunden durch die Nabelschnur. Als die Hebamme ihn mir auf den Bauch legte, fühlte es sich an, als wäre ich für diesen Moment geboren worden. Es war absolut natürlich und auch wunderschön. Ein ewiger Moment. Und dann war auch plötzlich alles wieder vorbei. Die Ärztin verarztete noch eine Wunde und plötzlich waren wir allein mit unserem Baby. Und wieder dieser Moment der Entspannung. Dieses Gefühl von angekommen sein.

Mein Tipp an alle werdenden Mamis: Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf im Voraus. Du kannst planen und dich vorbereiten. Aber wenn du zu festgefahren bist, erlebst du den Moment nicht, weil du immer deinem Plan hinterherrennst. Ich habe so viele Diskussionen miterlebt: PDA ja oder nein, Schmerzmittel, Kaiserschnitt oder natürliche Geburt… Das sind natürlich alles wichtige Diskussionen. Aber während der Geburt solltest du dich auf dich, dein Baby und deinen Partner konzentrieren. Alles andere lenkt nur ab.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 09.06.2022
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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