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Auf und ab: Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft

Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft
Von überglücklich zu wahnsinnig wütend und zurück - das sind typische Stimmungsschwankungen während der Schwangerschaft. / Bild © Kiattisak, Adobe Stock

Mal heiter und überglücklich, kurz darauf extrem gereizt oder tieftraurig – das Gefühlsleben einer Schwangeren fährt gern mal Achterbahn. Woher kommen die berühmt-berüchtigten Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft und kann man was gegen das ständige Auf und Ab tun? Außerdem: Wann überschreitet das Gefühlschaos die Grenze des Üblichen und sollte ernster genommen werden?

Gerade noch super happy und am Feixen mit der Freundin, wenige Momente später gereizt und voller aggressiver Energie, die sich schließlich in einer kleinen Heulorgie ergießt… so wie unserer Kollegin geht es tatsächlich vielen Schwangeren. Klar, nicht alle leiden unter derart extremen Stimmungshochs und -tiefs. Aber sich abwechselnde Phasen von Glückseligkeit und tiefer Verunsicherung kennen eigentlich fast alle schwangeren Frauen. Woher kommen diese Extreme im eigenen Fühlen?

Hormone sorgen für Stimmungsschwankungen

Natürlich, die üblichen Verdächtigen wieder! Hormone wirken nicht nur auf deinen Körper, sondern auch auf deine Gefühle. Und weil sie während der Schwangerschaft in einer besonderen Konstellation vorliegen, kann das auch deine Stimmung beeinflussen. Du reagierst dann etwa stärker als sonst auf emotionale Reize. Für dein Umfeld wirkst du bisweilen launisch und übersensibel. Kommt dir bekannt vor? We feel you!

Zu den wichtigsten Hormonen während der Schwangerschaft zählen Progesteron und Östrogen. Sie beide sorgen dafür, dass die Schwangerschaft erhalten bleibt und sich das Baby entwickeln kann.

  • Progesteron spielt schon eine wichtige Rolle bei der Einnistung. Es wird erst vom Gelbkörper, später von der Plazenta gebildet. In den ersten Schwangerschaftswochen steigt der Progesteronspiegel im Körper stark an und nimmt bis zum Ende der Schwangerschaft zu.  
  • Auch der Östrogenspiegel steigt von Beginn bis Ende der Schwangerschaft kontinuierlich an. Östrogene steuern das Wachstum von Gebärmutter und Brustdrüsen, machen das Bindegewebe weicher und steigern den Blutfluss.

Schwangerschaftshormone mit Nebenwirkungen

So wichtig ihre Funktionen für die Schwangerschaft sind, so starke Begleiterscheinungen können die erhöhten Hormonspiegel leider auch mit sich bringen. Man weiß beispielsweise, dass es bestimmte Wechselwirkungen zwischen Hormonen und Neurotransmittern gibt. Neurotransmitter sind die chemischen Botenstoffe, über die Hirn und Nerven miteinander kommunizieren. Betroffen ist davon unter anderem das Serotonin-System, also die Glückszentrale unseres Gehirns. Es reagiert durch den Einfluss bestimmter Hormone oder Hormon-Konstellationen anders als gewohnt. Das Ergebnis? Zustände extremer Freude und Leichtigkeit im Wechsel mit Niedergeschlagenheit und seelischer Schwere. 

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Ab wann treten Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft auf?

Schwangerschaftsbedingte Veränderungen im Gefühlsleben können von der Einnistung bis zur Geburt und darüber hinaus auftreten. Stimmungsschwankungen im 1. Trimester sind normalerweise am stärksten, da es in dieser Phase die größten hormonellen Umstellungen gibt. In der Frühschwangerschaft äußern sie sich beispielsweise durch Gereiztheit oder eine besondere Betrübtheit. Manchmal spüren die betroffenen Frauen auch eine diffuse Angst. In der Regel bessert sich der Gefühlszustand bis zum Ende des ersten Drittels.

Aber auch im 2. Trimester und 3. Trimester sind Stimmungsschwankungen möglich. Zwar normalisiert sich die Hormonlage nach den ersten 12 Wochen, das eine oder andere Stimmungshoch oder -tief kann sich trotzdem noch einstellen. Im letzten Drittel werden zudem weitere Hormone relevant (etwa Prolaktin und Oxytocin), die abermals für starke Gefühle sorgen können.

Wer ist betroffen?

Nicht jede Schwangere erlebt eine filmreife Launenhaftigkeit, die ihr Umfeld (und sie selbst) ratlos zurücklassen. Besonders anfällig für extreme Stimmungslagen sind aber Frauen, die schon vor der Schwangerschaft sensibler auf Hormonschwankungen reagiert haben. Häufig leiden sie auch am prämenstruellen Symptom (PMS), zeigen also im Verlauf eines normalen Zyklus auffällige körperliche und psychische Beschwerden an den Tagen vor den Tagen.

Zudem sind diejenigen Frauen häufiger von extremen Stimmungstiefs in der Schwangerschaft betroffen, die bereits vor der Schwangerschaft Probleme mit Angst, Depressionen oder Zwangsstörungen hatten. Sie sind besonders davon gefährdet, eine Schwangerschaftsdepression oder Wochenbettdepression zu entwickeln. Zählst du zu dieser Risikogruppe, beobachte dein Gefühlsleben genau und wende dich frühzeitig an deine Frauenärztin und Hebamme, wenn dir die Verstimmungen zu schaffen machen.

Die Auslöser

Klar, die Hormone bringen bei uns einiges durcheinander. Dazu kommen die körperlichen Beschwerden wie Übelkeit und Müdigkeit, die die Nerven strapazieren. Und als ob das nicht schon reicht, fahren natürlich auch noch die Gedanken Karussell. Wird die Schwangerschaft gut verlaufen? Wird das Kind gesund zur Welt kommen? Schaffe ich es, eine gute Mutter zu sein? Wie wird sich mein Körper verändern? Hält unsere Beziehung das aus? Werden wir das organisatorisch und finanziell gestemmt bekommen?

Selbst Frauen, die ein absolutes Wunschkind erwarten, stellen ihre Entscheidung und ihre Fähigkeiten als Mutter plötzlich infrage. Alles ganz normal! Jede Schwangere kennt diese Gedanken. Die allermeisten Bald-Mamas (und Papas!) schweben eben nicht nur auf Wolke 7, sondern haben Phasen, in denen die Zweifel und die Verunsicherung überwiegen. Denn natürlich wächst mit dem Baby im Bauch auch die Verantwortung und damit die Nervosität vor der neuen Lebenssituation.

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Was tun gegen Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft?

An der hormonellen Situation kannst du natürlich nichts ändern. Aber die Hoffnung hochhalten, dass es bald wieder besser wird. Dazu gibt es einige Tipps, die dir helfen können, starke Stimmungsschwankungen abzumildern und besser damit zurechtzukommen. 

Lass es raus!
Dir ist gerade einfach zum Heulen zumute? Dann lass die Tränen fließen. Weinen kann Stress und negative Gefühle abbauen. Mehr dazu erfährst du hier: Weinen in der Schwangerschaft

Darüber reden, vor allem mit dem Partner
In vielen Situationen hilft es, sich einfach mal alles von der Seele zu reden. Erste Anlaufstelle dafür sollte dein Partner oder deine Partnerin sein. Mit ihm oder ihr solltest du alles besprechen, was dich gerade beschäftigt oder belastet. Sicher kann er oder sie dich in vielen Dingen beruhigen. Bestimmt hast du auch gute Freundinnen, die das auch schon durchgemacht haben. Ansonsten ist deine Hebamme die beste Ansprechpartnerin für Sorgen und Zweifel während der Schwangerschaft.

Bewegung und Sport
Bewegung hilft dabei, den Kopf freizubekommen und das Gedankenchaos zu ordnen. Außerdem trägt Sport dazu bei, dass Glücksgefühle ausgeschüttet werden. In Phasen leichter Traurigkeit ist Sport die beste Medizin.

Ausgewogene Ernährung
Auch die Ernährung kann sich positiv auf dein Gefühlsleben auswirken. Bei der Behandlung von PMS kommen unter anderem Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Magnesium zum Einsatz, um die Stimmungslage zu bessern. Sprich aber auf jeden Fall mit deiner Gynäkologin, bevor du zu Nahrungsergänzungsmitteln oder (pflanzlichen) Medikamenten greifst.

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Massagen und Meditation
Wenn es in dir brodelt, kann Entspannung helfen, die Wogen zu glätten. Gönne dir beispielsweise Schwangerschaftsmassagen oder lasse dich von deinem Partner sanft massieren. Auch Meditationstechniken können dabei helfen, die Stimmungslage zu normalisieren und Stress abzubauen. Und nach einem entspannenden Yoga-Flow ist die Welt vielleicht schon wieder im Gleichgewicht.

Tipps für den Partner

Du benötigst jetzt gelegentlich ein dickes Fell. Wichtig ist, dass du die Launen deiner schwangeren Partnerin nicht persönlich nimmst. Ihre emotionalen Reaktionen sind weder bewusst provoziert, noch kann sie sich „mal zusammenreißen“. Sie ist ihren Gefühlen leider oft selbst ausgeliefert. 

Es hilft dagegen, Verständnis aufzubringen und zu versuchen, eine verlässliche emotionale Stütze für sie zu sein. Belasten sie Sorgen über die Zukunft mit Baby? Versichere ihr, dass ihr das zusammen schafft. Macht sie sich Gedanken über die finanzielle Situation? Suche nach Lösungen, informiere dich zum Beispiel über mögliche finanzielle Unterstützungen, die ihr in Anspruch nehmen könntet. Fühlt sie sich mit Alltag und Bürokratie überfordert? Versuche, ihr so viel wie möglich abzunehmen, falls du das nicht ohnehin tust. Sorgt sie sich um die Gesundheit des Kindes? Begleite sie zu den Vorsorgeuntersuchungen und sei für sie da. Zeige Interesse an der Schwangerschaft und dem Gefühlsleben deiner Partnerin und nimm deine Verantwortung als werdender Elternteil wahr. Ansonsten gilt: Zähne zusammenbeißen, es kommen auch wieder bessere Zeiten.

Noch ein Tipp: Mancher werdende Papa hat schon festgestellt, dass Hunger die emotionalen Ausbrüche verstärkt… zwischendurch einen Snack anbieten, kann also nicht verkehrt sein. 

Wenn Angst und Traurigkeit überwiegen

Bis zu einem gewissen Grad sind Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft also völlig normal. Manchmal überschreiten die emotionalen Hochs und Tiefs aber die Grenze des Üblichen. Anhaltende Phasen der Zweifel, Trauer, Wut und/oder Angst können ein erster Hinweis auf eine Schwangerschaftsdepression sein. Typische Symptome sind zum Beispiel auch ein Konzentrations- und Appetitverlust, negative Gedanken und Antriebslosigkeit.

Bitte geh achtsam mit dir um und höre auf deinen Körper. Spürst du, dass du dich nicht mehr „normal“ fühlst und die Situation immer belastender für dich wird, suche das Gespräch mit deiner Frauenärztin und/oder Hebamme. Eine Depression ist gut behandelbar, vor allem, wenn man ihr frühzeitig entgegensteuert. Mehr darüber erfährst du in unserem Artikel: 

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Hattest oder hast du auch starke Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft? Was hat dir dagegen geholfen? Teile deine Erfahrungen in unseren Kommentaren!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 16.03.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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