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Baby schreit beim Stillen: Warum es weint und Tipps

Baby schreit beim Stillen, ruhig bleiben und Ursachenforschung betreiben!
Das Baby schreit beim Stillen, keine schöne Situation! Bild © Miljan Živković, Adobe Stock

Ganz klar, Stillen ist die natürlichste Sache der Welt. Aber was tun, wenn dein Baby beim Stillen schreit? Unsere Hebamme Emely kennt mögliche Gründe für das Weinen an der Brust und weiß Rat.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gehe bitte zum Arzt, wenn das Baby akut krank scheint oder nicht zunimmt.
  • Wenn dein Baby beim Stillen schreit, gilt ansonsten: ruhig bleiben und notfalls Rat suchen. Hebammen und Stillberaterinnen können euch unterstützen.
  • Manchmal ist es nur eine Phase, oft gibt es jedoch eine Ursache.
  • Mögliche Gründe hängen vom Alter ab.
  • Ursachen eingrenzen: Was kann es sein und was nicht? Dann erst handeln.

Warum schreit mein Baby beim Stillen?

Dein Kleines ist hungrig, liegt in deinem Arm und könnte jetzt loslegen. Stattdessen schreit dein Baby beim Stillen und wirkt unzufrieden. Was hat es nur? Unsere Hebamme meint dazu:

„Wichtig ist, erst einmal Ruhe zu bewahren, auch wenn man gerade nicht versteht, was los ist. Es gibt verschiedene Ansätze, wie man dem Schreien auf den Grund gehen kann.“

Hebamme Emely Hoppe

Dein Baby spürt deine Stimmung ganz genau. Je mehr du entspannst, desto ruhiger wird es. Im nächsten Schritt kannst du dein Kleines in eine besonders abgeschirmte Umgebung bringen. Oft reicht das schon, aber nicht immer.

Für das Weinen an der Brust gibt es viele mögliche Gründe. Welcher es bei euch sein könnte, hängt vor allem vom Alter deines Kindes ab. Jetzt heißt es Ursachenforschung betreiben und erst dann handeln:

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Mögliche Gründe für das Weinen beim Stillen 

Nach Alter gegliedert findest du in der Tabelle mögliche Ursachen, warum dein Baby beim Stillen schreit. Darunter erklären wir sie einzeln, beschreiben, wie du sie erkennst/ausschließt und geben Tipps.

Möglicher Schreigrunderste Tage1. bis 3. Monatab 4. Monat
verkürztes Zungenbändchenx
ungünstige Stillpositionx
Blockade/Verspannung im Nackenbereichxx
Anpassungsschwierigkeitenxx
wenig Milchxx
Saugverwirrungxx
starker Milchspendereflexx
spät einsetzender Milchspendereflexx
noch nicht hungrigxx
überreizt / zu müdexx
Wachstumsschubxx
Bauchwehxx
Brustschimpfphase/Stillstreikxx
Infekt/Unwohlseinxx
Zahnungsschmerzen x

Erklärung der Ursachen des Schreiens + Tipps

Verkürztes Zungenbändchen

Ein verkürztes Zungenbändchen würde sich gleich nach der Geburt zeigen. Denn wenn die kleine Sehne unter der Zunge sehr kurz ist, können Babys die Brustwarze nicht richtig fassen. Das ist frustrierend. Zum Glück lässt es sich innerhalb weniger Sekunden beim HNO, Zahnarzt oder Kinderchirurgen beheben. Stillerfahrene Hebammen sind geschult, darauf zu achten. Sie erkennen auch, falls es nicht am Zungenbändchen, sondern an der Form der Brust oder der Brustwarze liegen sollte. Auch hier gibt es Tricks, sprich es einfach an. 

Ungünstige Stillposition

Nicht jede Stillposition passt für jedes Baby und jede Brust. Korrektes Andocken ist jedoch wichtig, damit das Baby effektiv trinken kann. Die wichtigsten Stillpositionen findest du hier. Lass gern Hebamme oder Stillberaterin nachschauen, ob dein Kind die Brust richtig fasst. Das schützt auch vor wunden Brustwarzen.

Anpassungsschwierigkeiten

In den ersten 3 Monaten müssen sich viele Babys an ihre Umwelt erst anpassen. Dabei können sie die vielen Reize ganz schön (über)fordern. Das kann zu Unruhe und Schreiattacken führen, die vor allem am frühen Abend auftreten. Hier hilft nur ruhig bleiben, Reize reduzieren und Nähe geben, bis es durchgestanden ist. In Schreiambulanzen finden Eltern Rat, wenn die Babys sehr oft und lange schreien.

Verspannung oder Blockade im Nackenbereich

Verspannungen im Nackenbereich können zu Stillschwierigkeiten führen. Bei Babys, die mit Hilfsmitteln wie Kaiserschnitt, Kristeller-Handgriff, Zange oder Saugglocke zur Welt kamen, treten sie häufiger auf – oft weinen die Babys dann nicht nur beim Stillen, viele haben eine Lieblingsseite. Ob solche Schmerzen der Grund sind, kannst du durch Umlagern feststellen: Schreit es immer in einer bestimmten Position? Eine osteopathische Behandlung durch spezialisierte Osteopathen kann hier helfen. Wenn du magst, höre unseren Podcast zu Osteopathie bei Babys.

(Noch) wenig Milch

Stillschwierigkeiten am Anfang oder zu große Stillabstände können die Milchbildung beeinträchtigen. Aber nur wenige Frauen bilden wirklich zu wenig Milch. Das Baby würde dann nach dem Stillen schreien, weil es noch Hunger hat und zu wenig zunehmen. Wie du die Milchmenge steigerst, findest du hier. Achte auch darauf, selbst genug zu essen und zu trinken, damit dein Körper Reserven für die Milchbildung hat.

Übermüdung oder Überreizung

Wenn müde Babys über den Punkt sind, kann sie selbst Trinken überfordern. Dein Baby würde dann vor allem abends beim Stillen schreien. Nachts klappt es dann problemlos und es holt alles nach – notfalls im Stundenrhythmus. Versuche dein Kleines in einen ruhigen, abgedunkelten Raum zu bringen, bis es entweder eingeschlafen ist oder sich beruhigt hat. Danach wird das Stillen für euch beide entspannter. Zukünftig könntest du versuchen, Besuche auf maximal 1 bis 2 Stunden einzuschränken (die werden abends verarbeitet) oder dich bei Müdigkeitszeichen wie glasigen Augen, und einem leeren/abgewandten Blick mit dem Baby zurückzuziehen.

Saugverwirrung

Wenn Babys am Anfang unterschiedliche Saugmuster kennenlernen, weil sie sowohl an der Brust als auch an Flasche trinken, kann es passieren, dass sie nicht richtig an der Brust saugen oder diese schlichtweg verweigern. Dann spricht man von Saugverwirrung. Sie haben dann schlichtweg vergessen, wie sie die Brustwarze richtig greifen sollen. Kommt die Milch dann nicht so schnell wie aus der Flasche, sind sie frustriert. Selbst ein zu früh gegebener Schnuller, aber vor allem ein holpriger Stillstart oder ein Aufenthalt in der Neonatologie können dazu führen. Eine Saugverwirrung zu beheben, geht nur mit viel Geduld.

Sehr starker Milchspendereflex

Manche Stillmütter haben einen so starken Milchspendereflex, dass die Milch nur so sprudelt und ihre Babys mit dem Schlucken nicht hinterherkommen. Das ist anstrengend und kann zu Schreien beim Stillen führen. Was hilft: Brust vorher etwas ausstreichen und eine zurückgelehnte Stillposition einnehmen.

Spät einsetzender Milchspendereflex

Und es gibt Mütter, deren Milch erst später zu fließen beginnt. Das Baby weint dann, weil es wegen des Hungers ungeduldig wird. Hier helfen Maßnahmen wie Brust anwärmen, Brustmassage und viel Körperkontakt im Vorfeld, damit die Milch fließt. 

Noch nicht hungrig

So manches beim Stillen weinende Baby ist einfach noch nicht bereit zum Trinken. Vielleicht hast du Unruhe oder Unmut mit Hungerzeichen verwechselt? Ein eindeutiges Anzeichen für Hunger wäre, wenn das Baby mit Kopfwenden und offenem Mund nach der Milchquelle sucht. Satte Babys drehen den Kopf weg. Probiere es mit Haut auf Haut Kontakt und lasse dein Baby selbst andocken, wenn es so weit ist.

Bauchschmerzen

Sobald sich die Darmflora bei Babys aufzubauen beginnt oder wenn ihr mit der Beikosteinführung startet, kann es vermehrt zu Bauchweh kommen. Symptome sind ruckartiges Anziehen der Beinchen und plötzliches Verkrampfen beim Stillen. Trinken regt die Verdauung an und kann die Schmerzen kurzzeitig verstärken. Bauchmassagen, Pups-Gymnastik (Video) oder der Fliegergriff können hier schnell helfen. Und mit einem Bäuerchen zwischendurch kann geschluckte Luft aus dem Magen entweichen, bevor sie dein Kind unruhig macht. Sollte dein Baby nach bestimmten Nahrungsmitteln Bauchweh bekommen, lass es beim Arzt gegebenenfalls auf Unverträglichkeiten oder Allergien untersuchen.

Brustschimpfphase/Stillstreik

Wenn Babys über Wochen immer wieder die Brust anschreien und in einen regelrechten Stillstreik treten, kann die „Brustschimpfphase“ dahinterstecken. Sie tritt in der Regel um den 3./4. Lebensmonat herum auf und geht vorbei. Hintergrund ist ein Entwicklungssprung, der Babys kognitiv sehr fordert – dadurch überreizen sie leichter als sonst, überstrecken sich beim Stillen und wirken insgesamt unzufrieden. Leider stillen manche Mütter aus Verzweiflung ab, weil sie denken, nicht genug Milch zu haben. In dieser Phase hilft nur Durchhalten und in einer besonders ruhigen Umgebung zu stillen. Nachts klappt es meist ohne Probleme und das Baby holt alles nach.

Wachstumsschub

Apropos Phase, so mancher Entwicklungssprung kann Babys derart aus der Bahn werfen, dass sie nicht wie gewohnt stillen wollen. Bei den meisten Schüben helfen vor allem Körperkontakt, Zuversicht und eine reizärmere Umgebung, bis sich alles normalisiert hat.

Zahnungsschmerzen 

Wenn Babys zahnen, sind sie oft sehr unruhig an der Brust, weil das Stillen unangenehm für sie sein kann. Andere Babys wiederum beruhigen sich gut an der Brust. Trotzdem kann es vorübergehend zu einem kleinen Stillstreik kommen. Dass sich schon junge Babys mit Zahnungsschmerzen plagen, ist denkbar, aber selten. Meist beginnen die ersten Zähnchen kurz vor dem Beikostalter im Kiefer zu wachsen, also um den 6. Monat herum. Ein durchbrechender Zahn geht oft mit einseitig geröteten Wangen, Sabbern, Fingerkauen und einem wunden Po einher. Ist es bei deinem Kind der Fall, lass dich in der Kinderarztpraxis oder Apotheke beraten. Gekühlte Beißringe können Linderung bringen, ebenso babytaugliche Zahnungsgels. Schmerzmittel sollten Babys bei Zahnschmerzen nur im Notfall und nur nach ärztlicher Beratung bekommen. 

Infekte

Es gibt diverse Infekte, die Babys vom Trinken abhalten können. Oft reicht schon eine verstopfte Nase, durch die das Luftholen schwerfällt. Sie lässt sich mit Muttermilch, Salznasentropfen oder Nasensauger behandeln. Auch Unwohlsein kann zur Brustverweigerung führen. Achte auf weitere Symptome wie Fieber, Durchfall, besondere Unruhe oder Schläfrigkeit und werde notfalls beim Arzt vorstellig.

Manchmal sind auch Mundsoor (Candida-Pilz) oder Mundfäule (Herpes-Virus) schuld. Sie verursachen teils starke Schmerzen und gehören ebenfalls in ärztliche Betreuung. 

Wer kann helfen, wenn das Baby öfter an der Brust weint?

Abgesehen von Notfallen zögere nicht, bei Stillschwierigkeiten deine Hebamme zu kontaktieren. Selbst wenn sie euch regulär nicht mehr besuchen kommt, bei Still- oder Ernährungsproblemen sind 8 Kontakte oder Besuche in der Regel von den Kassen abgedeckt.

Hast du keine Hebamme oder kennt sie sich beim Thema Stillen nicht aus, kannst du in eine Hebammen-Gemeinschaftspraxis gehen, eine private Stillberaterin oder eine Stillgruppe suchen. Auch Familienhebammen stehen als Teil des Frühe Hilfen-Programms zur Verfügung. Einen Antrag braucht es dafür nicht. 

Was tun, wenn sich das Baby nicht beruhigen lässt?

Wenn Babys beim Stillen schreien und sich so gar nicht beruhigen wollen, werden viele Eltern verständlicherweise unruhig bis hin zu panisch. Leider kann sich deine Stimmung wiederum auf den Gemütszustand des Kindes auswirken. Umso wichtiger ist es, sich erst einmal selbst zu beruhigen. 

Leichter gesagt als getan? Versuche es mit atmen: 4 Sekunden lang tief einatmen und 7 Sekunden lang aus, das Ganze 5 Mal. Dazu die Schultern bewusst entspannen, alles zusammen senkt den Blutdruck blitzschnell. Manchen hilft auch irgendetwas im Raum zu zählen, damit sie wieder klar denken und das Baby beschwichtigen können. 

Reicht das nicht aus, probiere es mit Trage/Tragetuch oder laufe eine Runde mit dem Kinderwagen um den Block. Wenn dein Baby unbedingt etwas zu trinken braucht, ist eine Flasche mit abgepumpter Milch oder Pre-Nahrung die Alternative. Sie sollte nur nicht sofort zum Einsatz kommen.

Wirkt dein noch junges Baby krank oder nimmt nicht beziehungsweise zu wenig zu, gehe am besten gleich in die Arztpraxis. Anhaltendes schrilles Schreien, Apathie oder Fieber ab 38 Grad sind vor allem bei Neugeborenen Alarmzeichen, die du notfalls in der Rettungsstelle abklären lassen solltest.

Fazit

Wenn ein Baby beim Stillen schreit, ist die Ursache nicht immer leicht zu erkennen. Denn die Gründe sind höchst individuell. Mit unserer Tabelle kannst du deinem Baby hoffentlich schnell helfen. Zusammen mit der tatkräftigen Unterstützung von Hebamme oder Ärztin gehört dann auch dieses Problem bestimmt bald der Vergangenheit an.

Haben wir dir bei deinem Stillproblem helfen können? Oder fehlt etwas? So oder so, hinterlasse uns gern einen Kommentar!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 26.06.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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