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Was beim Kaiserschnitt auf den werdenden Vater zukommt

Vater beim Kaiserschnitt
Vater zeigt seiner Partnerin das gerade per Kaiserschnitt entbundene Baby / Bild © Jordi Mora, Adobe Stock

Euer Baby wird per Kaiserschnitt das Licht der Welt erblicken? Du möchtest deine Partnerin dabei unterstützen, aber du bist unsicher, wie? Wir erklären dir, wie ein Kaiserschnitt abläuft, welche Aufgaben du übernehmen kannst und wie es nach der Geburt weitergeht. Außerdem haben wir Tipps, wie du deine Nervosität in den Griff bekommst.

Anmerkung: Wir sprechen im Titel und Text zwar von den „Vätern“, die Tipps gelten aber natürlich für alle Vertrauenspersonen, die die werdende Mutter in den OP begleiten.

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Was ist ein Kaiserschnitt?

Bei einem Kaiserschnitt wird der Säugling auf operativem Weg direkt aus der Gebärmutter der Schwangeren auf die Welt geholt. Es handelt sich um einen chirurgischen Eingriff, daher wird der Kaiserschnitt auch als Schnittentbindung bezeichnet. Der medizinische Fachausdruck lautet Sectio caesarea (kurz: Sectio).

Man unterscheidet zwischen einem primären und einem sekundären Kaiserschnitt. Ein primärer Kaiserschnitt erfolgt meist geplant und bevor die Geburt begonnen hat. Er kann aber auch eilig sein, falls ein medizinischer Notfall eintreten sollte. Um einen sekundären Kaiserschnitt handelt es sich, wenn die Geburt bereits in Gang ist. Die Gebärende hat einen Blasensprung oder muttermundswirksame Wehen, kann aber nicht natürlich entbinden (etwa aufgrund eines Geburtsstillstands). In der Regel erfolgt der Kaiserschnitt unter regionaler Betäubung. Die werdende Mutter ist bei Bewusstsein und kann die Geburt miterleben. Seltener ist eine Vollnarkose notwendig.

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Wie lange dauert eine Sectio?

Die Vorbereitung der werdenden Mutter nimmt rund 30 Minuten in Anspruch. So lange dauert es, bis die Spinal- oder Periduralanästhesie (PDA) wirkt und ein Blasenkatheter gelegt ist. Die Entbindung selbst erfolgt in wenigen Minuten. Schon nach kurzer Zeit kannst du dein Neugeborenes zum ersten Mal sehen. Dann folgt der letzte Teil der OP. Der Arzt vernäht die Wunde der Neu-Mama. Dieser Teil nimmt noch einmal circa 30 Minuten in Anspruch.

Alles in allem dauert ein Kaiserschnitt also rund eine Stunde. Die Vorbereitung des Eingriffs und die Wundversorgung nach der Entbindung erfordern die meiste Zeit.

Wann darfst du den OP-Saal betreten?

Während deine Partnerin für die OP fertig gemacht wird, erhältst du deine Kleidung und kannst dich in einem separaten Zimmer, meist ein Nebenraum des Operationssaals oder der Kreißsaal, umziehen. Du wirst einen OP-Kittel, einen Mundschutz und eine Kopfbedeckung tragen müssen. Sobald deine Partnerin vorbereitet und das OP-Team startklar ist, wirst du in den OP-Saal gerufen. Bevor du den OP betreten darfst, musst du noch deine Hände desinfizieren. Im Operationssaal wird man dir dann deinen Platz zuweisen.

Keine Sorge, falls du vor Aufregung alles vergisst, was du gerade gelesen hast: Man wird dir vor Ort alles noch einmal genau erklären. Erfahrene OP-Teams verstehen sich normalerweise hervorragend darauf, nervösen Vätern die Aufregung zu nehmen.

Wie solltest du dich während der OP verhalten?

Deine Aufgabe während des Kaiserschnitts besteht in erster Linie darin, deiner Partnerin Mut zu machen, ihre Hand zu halten und ihr Ruhepol zu sein. Übertreibe es aber nicht. Manche Frauen werden erst recht nervös, wenn man auf sie einredet. Andere mögen es gar nicht, wenn man sie betüdelt. Besprecht im Vorfeld, welche Unterstützung sich die werdende Mama konkret wünscht.

Während der OP wirst du am Kopfende deiner Partnerin sitzen. Du darfst nicht in das OP-Feld schauen und nicht im OP herumlaufen. Manchmal erhalten Väter vom Operationsteam kleine Aufgaben. Es kann sein, dass man dich beispielsweise mit dem Halten der Sauerstoffmaske betraut. Das ist aber von Klinik zu Klinik unterschiedlich.

Generell solltest du nichts anfassen, was man dir nicht explizit erlaubt oder in die Hand gibt. Schließlich ist der Operationssaal ein steriler Ort. Daher darfst du auch nichts mit in den OP nehmen – leider auch keine Kamera (nur wenige Kliniken machen hier eine Ausnahme). Ihr werdet den Moment, in dem ihr euren Schatz zum ersten Mal gesehen habt, auch ohne Foto nicht vergessen. Im Kreißsaal habt ihr nach der Geburt außerdem jede Menge Zeit für die ersten Bilder.

Keine Sorge, du kannst während der OP nichts falsch machen. Sei einfach für deine Partnerin da und leiste den Anweisungen des medizinischen Personals Folge. Und vor allem: Freue dich darauf, bald deine Tochter oder deinen Sohn im Arm halten zu können.

Gut zu wissen:

Beim Kaiserschnitt durchtrennen die Ärzte die Nabelschnur. In manchen Kliniken kann der Vater die Nabelschnur symbolisch noch einmal durchschneiden, nachdem das Baby entbunden und vom Kinderarzt untersucht wurde. Falls du das möchtest, frage nach, ob dies in eurer Entbindungsklinik möglich ist.

Was wirst du sehen, was nicht?

Wenn deine Partnerin die Peridural- oder Spinalanästhesie erhält, bist du nicht dabei. Du siehst also nicht, wie die regionale Betäubung gelegt wird. Erst, wenn die Narkose wirkt, wirst du in den OP gerufen. Dort wirst du zusammen mit dem zuständigen Narkosearzt am Kopfende der werdenden Mama Platz nehmen. Das OP-Team wird ein Tuch als Sicht- und Infektionsschutz im Bereich des Oberbauchs deiner Partnerin anbringen. Du wirst nicht sehen, wie der Arzt das Skalpell ansetzt. Vom eigentlichen Eingriff bekommst du nichts mit. Es sei denn, es handelt sich um eine Kaisergeburt. Eine Kaisergeburt ist eine abgewandelte Form des Kaiserschnitts.

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Was ist, wenn dir übel wird?

Sollte dir etwa vor Aufregung übel werden, informiere das OP-Team und verlasse notfalls den Saal. Wenn du umkippst, weil du Probleme mit dem Kreislauf bekommst, ist niemandem geholfen. Hab also keine Scheu, rechtzeitig zu sagen, wenn es dir nicht gut geht. Sei unbesorgt, das OP-Personal kennt solche Situationen. Zur Beruhigung: Hebammen, die in Geburtskliniken arbeiten, berichten, dass es nur sehr selten vorkommt, dass ein Vater tatsächlich ohnmächtig wird. 

Um einer möglichen Übelkeit vorzubeugen, solltest du präventiv darauf achten, dass du vor dem Kaiserschnitt ausreichend isst und vor allem trinkst, damit du nicht wegen Flüssigkeitsmangel umkippst.

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Wie geht es direkt nach der Geburt weiter?

Nach der Geburt wird ein Kinderarzt in Anwesenheit der Hebamme dein Baby untersuchen. Meist erfolgt die Untersuchung direkt im OP, manchmal in einem kleinen Nebenraum des OPs. Im Anschluss an diese Grundversorgung darf oft der Vater das Neugeborene halten. Während deine Partnerin von den Ärzten versorgt wird, kannst du bereits mit deinem Kind kuscheln.

Falls eure Hebamme oder ein Kinderarzt das Neugeborene für die Untersuchung mit in den Kreißsaal nimmt, wirst du ebenfalls bei der Erstversorgung des Kindes dabei sein. Anschließend kannst du es dir im Kreißsaal bequem machen und Haut an Haut mit deinem Baby kuscheln, während ihr gemeinsam auf das Eintreffen der frischgebackenen Mama wartet. Die als Bonding bezeichnete Kuschelzeit wirkt sich Studien zufolge positiv auf eure spätere Beziehung aus.

Vaater beim Bonding nach dem Kaiserschnitt. - Was beim Kaiserschnitt auf den werdenden Vater zukommt
Vater und Baby beim Bonding.

Nachdem deine Partnerin versorgt wurde, bleibt ihr etwa zwei Stunden zur Überwachung im Kreißsaal. Dort könnt ihr die erste Zeit als Familie gemeinsam genießen.

Und in den ersten Tagen nach der Entbindung…

In der Regel bleiben Frauen nach einem Kaiserschnitt weitere vier bis sieben Tage zusammen mit dem Kind im Krankenhaus. Die Sectio selbst ist aufgrund der Betäubung zwar schmerzfrei. Sobald die Narkose nachlässt, setzen jedoch Wundschmerzen an der Kaiserschnittnarbe ein. Deine Partnerin wird sich in den ersten Tagen nach der Schnittentbindung nur eingeschränkt bewegen können und sicher gern deine Unterstützung annehmen. Falls es in eurer Wunschklinik ein freies Familienzimmer gibt, könnt ihr die Tage im Krankenhaus gemeinsam verbringen. Die Kosten für das Familienzimmer müsst ihr allerdings selbst tragen. Solltet ihr kein Familienzimmer wünschen oder sollte keins verfügbar sein, kannst du deine Partnerin und dein Baby natürlich tagsüber besuchen.

Tipps gegen die Nervosität

Du blickst dem Tag der Kaiserschnitt-OP nervös entgegen? Hier ein paar Tipps zur Beruhigung:

  • Besuche einen Geburtsvorbereitungskurs für Väter. In einem solchen Kurs stehen die Fragen, Ängste und das Gefühlsleben der Männer im Mittelpunkt. Hier kannst du alle deine Sorgen loswerden und mit einer erfahrenen Hebamme darüber sprechen.
  • Tausche dich mit anderen Männern aus. Eine tolle Möglichkeit, mit anderen Vätern in Kontakt zu kommen, sind sogenannte Erzählcafés für Väter. Dort berichten frischgebackene Väter von ihren Erlebnissen während der Geburt und Bald-Papas von ihren Sorgen und Ängsten. Der Austausch kann helfen, Ängste zu lindern.
  • Probiere Entspannungstechniken aus. Autogenes Training, Atemübungen oder Hypnobirthing (gemeinsam mit deiner Partnerin) können zu mehr Ausgeglichenheit verhelfen. Das kommt dir auch bei einer Sectio zugute.
  • Bleibe stets optimistisch. Deine Partnerin ist in guten Händen. Jährlich kommen in eurer Wunschklinik unzählige Babys auf die Welt. Die Ärzte und Hebammen wissen, was sie tun.

Du möchtest nicht dabei sein?

Du befürchtest, mit der OP-Situation nicht klarzukommen? Dann sprich mit deiner Partnerin darüber. Bezieht auch eure Hebamme mit ein. Vielleicht kann sie dir deine Sorgen und Ängste nehmen. Wichtig ist, dass du das Thema frühzeitig ansprichst. Deine Partnerin sollte noch ausreichend Zeit haben, eine andere vertraute Person zu bitten, im OP an ihrer Seite zu sein.

Grundsätzlich gilt: Du musst nicht stark tun, wenn dir eigentlich mulmig zumute ist. Das „Dabeisein“ sollte nicht zur Pflicht werden. Aber: Überlege dir gut, ob du tatsächlich auf dieses einzigartige Erlebnis verzichten möchtest. Vielleicht wirst du es hinterher bereuen, wenn du die Geburt deines Kindes verpasst hast.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 22.03.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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