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Listeriose in der Schwangerschaft: Selten, aber gefährlich!

Listeriose in der Schwangerschaft

Über verunreinigte Lebensmittel können wir uns mit Listerien infizieren. Einem gesunden Erwachsenen bereitet das meist wenig Probleme. Doch eine Listeriose in der Schwangerschaft kann sehr gefährlich für das Ungeborene werden. Mit ein paar Verhaltensregeln kannst du dich und dein Baby bestmöglich vor einer Infektion schützen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Über verunreinigte Lebensmittel kannst du dich mit Listerien infizieren.
  • Symptome einer Listeriose sind vor allem Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.
  • Die Bakterien können über die Nabelschnur auf den Fötus übergehen und schwerwiegende Folgen haben.
  • Um dich zu schützen, solltest du einige Ernährungsregeln beachten, zum Beispiel keine Produkte aus Rohmilch sowie rohes Fleisch und Fisch verzehren.

Was ist eine Listeriose?

Also Listeriose bezeichnet man eine Infektion mit Listerien (konkret: Listeria monocytogenes). Wir Menschen nehmen sie beispielsweise über verunreinigte Lebensmittel auf. Dazu später mehr. Anders als bei der Toxoplasmose gibt es gegenüber der Listeriose keine Immunität. Das heißt, auch nach einer überstandenen Erkrankung kann man sich immer wieder damit anstecken.

Laut Robert Koch Institut (RKI) werden jährlich zwischen 300 und 500 Listerien-Infektionen gemeldet. Der Anteil der infizierten Schwangeren schwankt dabei von 10 bis 26 Prozent der Gesamt-Fälle. Im Jahr 2016 beispielsweise wurde bei nur 22 Schwangeren eine Listeriose diagnostiziert.

Eine Listerien-Infektion ist – zum Glück – also wirklich selten. Allerdings kann sie bei Risikogruppen einen besonders schweren Verlauf nehmen. Und zu den Risikogruppen zählen leider auch Schwangere, genauer gesagt deren ungeborene Kinder sowie Neugeborene. 

Mögliche Komplikationen einer Listeriose in der Schwangerschaft

Schwangere sind wegen ihres geschwächten Immunsystems besonders anfällig für Lebensmittelinfektionen. Jedoch wird die Listeriose ihnen selbst kaum Probleme bereiten. Maximal entwickeln sie für einige Tage die oben genannten Symptome. Sie werden sich davon aber folgenlos erholen. 

Weitaus gefährlicher ist die Infektion für das ungeborene oder neugeborene Baby. Über die Nabelschnur können die Bakterien in jedem Trimester auf den Fötus übergehen und leider große Schäden anrichten. Es kann zum Beispiel zu vorzeitigen Wehen kommen, was je nach Schwangerschaftswoche das Risiko für eine Früh- und Totgeburt erhöht. 

Babys, die infiziert zur Welt kommen, leiden häufig unter Atemproblemen, einer Sepsis (Blutvergiftung) oder Hautläsionen. Steckt sich das Baby während oder kurz nach der Geburt an, ist es stark davon gefährdet, eine Meningitis (Hirnhautentzündung) zu bekommen.

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Listeriose: Symptome und Diagnose

Eine Infektion mit Listerien kann zu unspezifischen, grippeähnlichen Beschwerden führen, wie Fieber, Muskelschmerzen, Halsentzündungen, Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall. Oft verläuft die Erkrankung aber auch symptomlos. Bei Verdacht auf eine Listerien-Infektion oder bei unklarer Ursache für deine Beschwerden kann eine Blut- oder Stuhluntersuchung beim Arzt für Klarheit sorgen.

Eine Infektion beim Neugeborenen wird per Blut-, Urin- oder Stuhltest, einem Nasen- und Rachenabstrich oder einer Hirnwasserpunktion festgestellt.

Therapie der Listeriose

Eine Listerien-Infektion wird mit Antibiotika behandelt. Vor allem Amoxicillin oder Ampicillin kommen zum Einsatz. Je früher die Therapie mit dem Antibiotikum beginnt, desto besser stehen die Chancen, eine Übertragung der Bakterien über die Nabelschnur zu verhindern.

Auch infizierte Neugeborene erhalten eine entsprechende Antibiotika-Therapie.

Listeriose vermeiden: Achte auf deine Ernährung!

Listerien sind stäbchenförmige Bakterien, die an ihre Umwelt geringe Ansprüche stellen. Deshalb können sie sich leicht vermehren und überleben relativ große Temperaturspannen. Um sich vor der versehentlichen Aufnahme der Erreger zu schützen, solltest du dringend einige Ernährungsregeln während der Schwangerschaft beachten.

Leider kann man eine Listerien-Besiedlung weder am Aussehen noch am Geruch oder Geschmack erkennen. Zur Vorbeugung solltest du deshalb einige Lebensmittel vorsorglich ganz von deinem Speiseplan streichen. Übrigens nicht nur zum Schutz vor Listerien, sondern auch vor Salmonellen und Toxoplasmose. Welche das sind, hat das Bundeszentrum für Ernährung übersichtlich zusammengestellt (zum PDF-Download). Dazu gehören:

Rohes Fleisch

Rohe Fleisch- und Wurstwaren bieten ideale Bedingungen für Listerien. Sie stellen daher eine besonders große Gefahr dar. Während der Schwangerschaft solltest du deshalb verzichten auf:

  • Rohes, nicht durchgegartes Fleisch und Geflügel (z.B. Steaks rare oder medium, Mett, Tatar, Carpaccio)
  • Rohwürste (z.B. Salami, Teewurst, Mettwurst)
  • Rohe Pökelfleischerzeugnisse (z.B. Rohschinken, Räucherspeck, Lachsschinken, Nussschinken, Rauchschinken)

Fleisch und Geflügel sollte immer gut durchgegart sein und mindestens 2 Minuten lang über 70 Grad erhitzt werden. Konservierte Wurstwaren im Glas oder in der Dose wurden erhitzt und können sorgenfrei verzehrt werden.

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Rohe Milchprodukte und Käse

Erzeugnisse aus Rohmilch werden bei der Herstellung nicht oder nur wenig erhitzt. Um Listerien sicher abzutöten, muss die Milch jedoch auf mindestens 70 Grad erhitzt werden („pasteurisiert“ oder „wärmebehandelt“). Das trifft nicht zu bei:

  • Rohmilchprodukten (müssen in Deutschland eindeutig als solche gekennzeichnet sein)
  • halbfestem Käse mit Blauschimmel (z.B. Gorgonzola)
  • Käsesorten mit rot-gelber Rinde (z.B. Handkäse, Harzer, Limburger, Tilsiter)
  • eingelegtem Käse oder Frischkäse aus offenen Gefäßen
  • vorgefertigtem Reibekäse

Feste Käsesorten darfst du mit Genuss schlemmen. Es wird aber empfohlen, die Rinde abzuschneiden. Auch Frischkäse, Feta, Ricotta, Mozzarella und Co., industriell und luftdicht verpackt, dürfen gern gegessen werden. Allerdings können sich bei langer Lagerung ebenfalls Listerien darin vermehren. Deshalb solltest du sie schnell aufbrauchen und nicht länger als 3 Tage luftdicht verschlossen im Kühlschrank aufbewahren.

Lebensmittelhersteller sind per EU-Gesetz dazu verpflichtet, ihre Produkte regelmäßig stichprobenartig auf Listeria monocytogenes zu untersuchen. Deshalb kommt es gelegentlich zu großen Rückruf-Aktionen.

Roher Fisch und Meerestiere

Auch roher Fisch ist häufig mit Listerien verunreinigt. Auf folgende Speisen solltest du deshalb bis mindestens nach der Geburt verzichten:

  • Roher Fisch und rohe Meerestiere (z.B. Sushi, Sashimi, Austern)
  • geräucherte oder gebeizte Fischerzeugnisse (z.B. Räucherlachs, Stremellachs, geräucherte Forelle, Graved Lachs)
  • Fischerzeugnisse, die gekühlt werden müssen (z.B. Matjes, Heringsstipp, Sahnehering). Ausnahme: saure Fischmarinaden, solange sie industriell und luftdicht verschlossen waren und alle Fischteile vollständig mit Flüssigkeit bedeckt sind, dazu gehören Bismarckheringe, Rollmöpse und Heringsröllchen

Fisch in der Schwangerschaft ist jedoch gesund und du musst nicht ganz darauf verzichten. Achte aber darauf, dass du geeignete Fischsorten wählst und diese gut durchgegart sind.

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Soßen, Feinkost und Antipasti

Auch wenn es schwerfällt: Feinkost-Spezialitäten und Antipasti aus offenen Gefäßen im Supermarkt oder Restaurant solltest du meiden. Durch die Lagerung können sie ebenfalls mit Keimen verunreinigt sein. 

Frische Mayonnaise, die bei der Herstellung nicht erhitzt wurde, stellt wegen des rohen Eis ebenfalls ein Gefahrenpotenzial dar, vor allem aber für Salmonellen. Industriell hergestellte Mayo wird jedoch erhitzt und ist kein Problem.

Backwaren

Fertig belegte Sandwiches vom Bäcker sind praktisch und lecker, sollten aber ebenfalls gemieden werden. Du weißt selten, wie lange die Brötchen schon in der Auslage liegen – je länger, desto größer die Gefahr von Keimen. Gleiches gilt für ungekühltes Gebäck mit nicht durchgebackenen Füllungen wie Sahne, Pudding oder Cremes. Solche Backwaren solltest du nur essen, wenn du dir sicher bist, dass sie frisch hergestellt und ausreichend gekühlt wurden.

Kräuter, Blattsalate, Obst und Gemüse

Ein wichtiger Bestandteil deines Speiseplans, auch in der Schwangerschaft. Vorsicht gilt aber bei:

  • ungewaschenem Obst, Gemüse, Salaten und Kräutern
  • vorgefertigten Salaten (z.B. Schnitt- und Mischsalate aus der Kühltheke)
  • rohen Sprossen und Keimlingen
  • vorgeschnittenen Melonen, die nicht ausreichend gekühlt wurden
  • frisch gepressten Frucht- oder Gemüsesäften und Smoothies an Saftständen

Weitere Tipps für deine Sicherheit

Neben den risikobehafteten Lebensmitteln solltest du auch weitere Infektionsquellen kennen. Denn auch „sichere“ Lebensmittel können mit Keimen belastet sein, wenn sie nicht ordentlich gelagert werden. Als Schwangere solltest du deshalb auf Folgendes achten:

  • angebrochene Lebensmittel oder Speisereste luftdicht verpackt im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von 2 bis 3 Tagen aufbrauchen
  • die Kühlkette möglichst einhalten (Tiefgekühltes beispielsweise in Thermotüten transportieren)
  • rohes Gemüse getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahren (im Gemüsefach des Kühlschranks), damit anhaftende Erde diese nicht verschmutzt
  • die Kühlschranktemperatur auf maximal 7 °C einstellen
  • vor der Essenszubereitung unbedingt die Hände waschen (auch die Fingernägel sauber halten)
  • auf eine gute Küchenhygiene achten (das heißt unter anderem, unterschiedliche Schneidbretter benutzen für Fleisch und Gemüse, Rohes und Gegartes)
  • Obst, Gemüse und Salate vor dem Verzehr gründlich abwaschen
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Fazit zur Listeriose in der Schwangerschaft

Unsere Meinung: Die Warnung vor Listeriose in der Schwangerschaft ist keine Panikmache. Schwangere sollten die Gefahren einer Listerien-Infektion kennen und sie bestmöglich vermeiden. Gleichzeitig brauchst du aber nicht in Angst verfallen, wenn du versehentlich ein risikobehaftetes Lebensmittel gegessen hast. Dafür sind Listeriosen zum Glück zu selten. Das sollte dich jedoch nicht fahrlässig werden lassen. Schließlich trägst du nun Verantwortung für zwei und möchtest deinem Baby ganz bestimmt den besten Start ins Leben ermöglichen. Und dazu gehört auch, vermeidbaren Risiken aus dem Weg zu gehen.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 26.06.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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