Bei dir wurde eine Plazenta praevia festgestellt? Dann sitzt deine Plazenta zu nah am oder sogar über dem Muttermund. Blutungen sind ein typisches Symptom dafür. Oft ist die Fehllage der Plazenta aber nur ein vorübergehendes Problem. Alles, was du über die Arten, Symptome, Risiken und die Behandlung der Plazenta praevia wissen musst, erfährst du hier.
Das Wichtigste in Kürze
- „Plazenta praevia“ beschreibt eine Fehllage der Plazenta: Sie liegt im unteren Bereich der Gebärmutter und dabei zu nah am Muttermund. Manchmal verdeckt sie ihn sogar.
- Meistens wandert die Plazenta im Verlauf der Schwangerschaft nach oben. Eine Plazenta praevia zum Geburtstermin ist eher selten.
- Häufiges Symptom sind schmerzlose Blutungen.
- Zu den Risiken gehören starker Blutverlust und eine Frühgeburt.
- Schonung, Bettruhe oder ein stationärer Aufenthalt in der Klinik können die Symptome und Risiken minimieren.
- Bei einer Plazenta praevia im letzten Drittel der Schwangerschaft musst du dich auf einen Kaiserschnitt einstellen.
Plazenta praevia: was ist das?
Von einer Plazenta praevia (auch: Placenta praevia) spricht man, wenn die Plazenta nicht wie üblich im oberen, sondern im unteren Bereich der Gebärmutter sitzt. Dabei kann es vorkommen, dass sie den inneren Muttermund teilweise oder vollständig verdeckt. Man unterscheidet in 4 Formen:
- Placenta praevia totalis: Die Plazenta bedeckt den Muttermund vollständig.
- Placenta praevia partialis: Die Plazenta bedeckt den Muttermund teilweise.
- Placenta praevia marginalis: Der Rand der Plazenta reicht bis an den Muttermund heran.
- Tiefsitzende Plazenta: Der Rand der Plazenta liegt sehr nahe (< 5 cm) am Muttermund.
Was bedeutet das für die Schwangerschaft?
Sei zunächst unbesorgt. Eine falsch sitzende Plazenta muss nicht zwangsläufig ernste Auswirkungen auf deine Schwangerschaft haben. Sie ist in der Frühschwangerschaft relativ häufig zu beobachten. Meist löst sich das Problem im weiteren Verlauf von allein. Wenn die Gebärmutter wächst, wandert oft auch die Plazenta weiter nach oben. Ansonsten hängen die möglichen Folgen davon ab, wie stark die Plazenta den Gebärmutterhals verdeckt und welche Symptome du hast.
Auf jeden Fall wird deine Schwangerschaft mit der Diagnose Plazenta praevia engmaschiger überwacht. Die Risiken sind dank der heutigen guten medizinischen Versorgung aber zum Glück als „gering“ einzustufen.
Typisches Symptom: Blutungen
Das typische Symptom für eine Plazenta praevia zeigt sich meist erst in der 2. Schwangerschaftshälfte in Form von plötzlich auftretenden, schmerzlosen Blutungen. Sie können schwach sein und einer Schmierblutung gleichen oder stärker ausfallen.
In einem Drittel der Fälle treten Blutungen vor der 30. SSW auf. Bei einem weiteren Drittel erst zwischen der 30. SSW und 36. SSW. Und das letzte Drittel aller Schwangeren mit einer Plazenta praevia hat bis zum Geburtstermin gar keine Blutungen.
Weitere Symptome, die auf eine Plazenta praevia hindeuten könnten:
- ungünstige Kindslage (wie Schräg- oder Querlage)
- Kind wächst nicht wie erwartet (Wachstumsretardierung)
- Vorzeitiger Blasensprung
Diagnose
Wie wird eine Plazenta praevia überhaupt festgestellt? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
Ohne Symptome:
Nicht selten bemerken betroffene Schwangere zunächst einmal gar nichts von der Fehllage ihrer Plazenta. Sie wird dann erst bei der Routineuntersuchung in der 21. SSW oder 22. SSW festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt hat die Diagnose Plazenta praevia jedoch noch keine besondere Relevanz. Vor allem, wenn es bisher keine Symptome gab. In über 90 Prozent der Fälle verändert sich die Lage der Plazenta noch einmal bis zur Geburt. Am Entbindungstag liegt schätzungsweise nur noch bei einer von 200 bis 250 Geburten eine Plazenta praevia vor.
Dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin wird dich über die möglichen Risiken aufklären. Zudem wirst du ab sofort zu engmaschiger überwacht.
Mit Symptomen:
Bei Blutungen in der Schwangerschaft solltest du auf jeden Fall deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin aufsuchen. Mittels Ultraschalluntersuchung der Bauchdecke und eines vaginalen Ultraschalls kann er oder sie die Lage des Mutterkuchens beurteilen und andere Ursachen (wie eine Plazentaablösung) ausschließen. Es folgen weitere Untersuchungen, um festzustellen, dass mit der Plazenta und deinem Baby alles in Ordnung ist.
Je nach Wohlbefinden des Kindes, der Blutungsstärke und Schwangerschaftswoche wird dann entschieden, wie es weitergeht.
Risiken und mögliche Komplikationen
Zu den Risiken einer Plazenta praevia zählen:
- Verwachsungen der Plazenta mit der Gebärmutterwand, die das Lösen des Mutterkuchens nach der Geburt erschweren
- verringertes Wachstum des Kindes bei mehrfachen Blutungen
- Frühgeburt
- massiver Blutverlust, die zu einem Kreislaufschock der Mutter oder Sauerstoffmangel beim Kind führen können
- Wiederholungsrisiko bei weiteren Schwangerschaften: 4 bis 8 Prozent
Bevor du in Panik verfällst: Das alles sind mögliche Risiken der Plazenta-Fehllage, jedoch keine unmittelbaren Folgen davon. Wenn du regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehst und das befolgst, was der Arzt oder die Ärztin dir empfiehlt, werden du und dein Baby die Schwangerschaft ganz sicher problemlos überstehen.
Allerdings: Eine spontane vaginale Entbindung ist bei Vorliegen einer Plazenta praevia nur selten möglich. Sitzt der Mutterkuchen kritisch nahe oder über dem Geburtskanal, wirst du dich auf einen Kaiserschnitt einstellen müssen.
Geburt mit Plazenta praevia: Wann ist ein Kaiserschnitt nötig?
Die allermeisten Schwangerschaften mit einer Plazenta praevia werden per Kaiserschnitt beendet. Das Risiko für gefährliche Komplikationen wäre bei einer vaginalen Entbindung einfach zu hoch. Der gesunden Entwicklung des Kindes zuliebe versucht man aber immer, es so lang wie möglich im Bauch der Mutter zu lassen. Geht es ihm und dir gut, hast du keine oder nur schwache Blutungen und keine Wehen, kann mit dem Kaiserschnitt bis zur 37. SSW gewartet werden.
Anders sieht es aus, wenn es schon vor der 37. SSW Komplikationen gibt. Dazu zählen starke, anhaltende Blutungen, kritische Vitalwerte oder Anzeichen für eine drohende Unterversorgung des Kindes. Auch eine vorzeitige Plazentaablösung würde eine sofortige Beendigung der Schwangerschaft per Not-Kaiserschnitt erfordern.
In Ausnahmefällen und nur unter sehr günstigen Voraussetzungen kann auch eine spontane Geburt angestrebt werden. Das wäre aber nur bei einer Plazenta praevia marginalis oder einer tiefsitzenden Plazenta möglich.
Behandlung: Schonung, Beschäftigungsverbot, Krankenhaus
Was tun bei einer Plazenta praevia? Leider kannst du selbst gar nichts dafür tun, dass sich deine Plazenta günstiger positioniert. Da heißt es: abwarten und Daumen drücken. Der Arzt oder die Ärztin wird dir raten, für den Rest der Schwangerschaft auf Geschlechtsverkehr zu verzichten und achtsam mit dir umzugehen. Körperliche Anstrengungen solltest du vermeiden. Je nach Schwere der Symptome erhältst du vielleicht auch ein Beschäftigungsverbot.
Bei Blutungen suchst du bitte umgehend deinen Frauenarzt oder deine Frauenärztin auf. Wie es dann weitergeht, hängt von der Stärke und dem Ausmaß der Blutungen ab. Die Therapie reicht von einer vorübergehenden Schonung, bis hin zur Bettruhe oder einem stationären Klinikaufenthalt (bei starken, anhaltenden Blutungen). Ziel ist es immer, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Kommt es weit vor dem Geburtstermin zu Komplikationen, die eine baldige Beendigung der Schwangerschaft anzeigen, wird dein Kind ein Medikament zur Lungenreife bekommen. So wäre es unter den gegebenen Umständen bestmöglich auf eine vorzeitige Geburt vorbereitet.
Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?
Bei starken Blutungen wirst du für einige Tage ins Krankenhaus müssen. Wann und wie lange du unter professioneller Beobachtung und Behandlung bleiben muss, kann niemand vorhersagen. Das kommt immer auf deine ganz persönliche Situation an. Hören die Blutungen auf und sind alle Werte stabil, darfst du die Klinik sicher bald wieder verlassen. Bei erneuten Blutungen wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass du den Rest der Schwangerschaft in der Klinik verbringen musst.
Kopf hoch! Die Zeit im Krankenhaus kann sehr lang und frustrierend sein, das verstehen wir. Aber versuche optimistisch zu bleiben und den Experten und deinem Körper zu vertrauen.
Ursachen für eine Plazenta praevia: warum ich?
Die Frage stellen sich alle Betroffenen. Leider werden die Ärzte und Ärztinnen dir darauf keine Antwort liefern können. Denn die Ursachen der Plazenta praevia sind bis heute unklar. Es gibt aber einige Risikofaktoren, die eine Fehllage der Plazenta begünstigen könnten:
- Anomalien der Gebärmutter (zum Beispiel verminderte Durchblutung, Myome, Vernarbungen durch vorherige Operationen)
- Vorherige Ausschabungen
- Vorherige Entzündungen der Gebärmutter
- Vorherige Kaiserschnitte
- Höheres Alter der Mutter, die bereits mehrfache Geburten hatte
- Mehrlingsschwangerschaft
- Rauchen
Hast du noch Fragen zur Plazenta praevia? Dann schreib uns gern in den Kommentaren!
Quellen
- J. Baltzer et al (Hrsg.): Praxis der Gynäkologie und Geburtshilfe. Das komplette Praxiswissen in einem Band. Erschienen bei Georg Thieme Verlag, 1. Auflage 2004.
- J. Büchel, O. Lapaire: Vaginale Blutung in der Schwangerschaft. Mögliche Ursachen und Management. Erschienen in: Gynäkologie 2/2013. https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2013/02/vaginale_Blutung.pdf (abgerufen am 17.06.2022)
- A. T. Dulay: Placenta praevia. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-frauen/schwangerschaftskomplikationen/placenta-praevia (abgerufen am 17.06.2022)
- AMBOSS: Placenta praevia. https://www.amboss.com/de/wissen/placenta-praevia/ (abgerufen am 17.06.2022)
- F. Rainer, A. Nolden: Das große Buch zur Schwangerschaft. Umfassender Rat zu jeder Woche. Erschienen bei Gräfer und Unzer Verlag, 4. Auflage 2020.
- Bilder: 488110903 antoniodiaz / 1677677557 Betty Ray / Shutterstock.com