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Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt – geht das?

Frau hält nach der natürlichen Geburt nach Kaiserschnitt ihr Baby im Arm.
Eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt ist möglich. / Bild © Gorodenkoff, Adobe Stock

Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt? Oder kann man nach einem Kaiserschnitt natürlich entbinden? Wir erklären dir, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Spontangeburt nach einer Sectio möglich ist und welche Risiken eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt bergen kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt ist in den meisten Fällen möglich.
  • Etwa 60 bis 85 Prozent aller Frauen entbinden ihr Kind nach einer Sectio erfolgreich spontan.
  • Entscheidend ist, welche Gründe für die Schnittentbindung vorlagen und wie wahrscheinlich es ist, dass sich diese wiederholen.
  • Da nach einer Sectio das Risiko für eine Uterusruptur erhöht ist, sollte die Dicke der Gebärmutternaht vor der Entscheidung für oder gegen eine vaginale Geburt per Ultraschall kontrolliert werden.

Ist eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt möglich?

Du hast bereits per Kaiserschnitt entbunden und bist erneut schwanger? Am liebsten möchtest du dieses Mal spontan gebären? Dann haben wir eine gute Nachricht für dich: Ein Kaiserschnitt schließt eine natürliche Entbindung bei einer Folgeschwangerschaft nicht aus. In vielen Fällen ist ein vaginaler Geburtsversuch möglich. Etwa 60 bis 85 Prozent aller Frauen entbinden ihr Kind nach einem vorausgegangenen Kaiserschnitt erfolgreich spontan.

Wenn du nach einer Schnittentbindung eine natürliche Geburt anstrebst, solltest du dich umfassend beraten lassen. Denn: Die Entscheidung für oder gegen einen erneuten Kaiserschnitt ist stets individuell zu treffen und hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Was bedeutet die Abkürzung VBAC?

Vielleicht bist du im Zusammenhang mit einer natürlichen Geburt nach Kaiserschnitt schon auf die Abkürzung VBAC gestoßen. VBAC steht für „vaginal birth after cesarean“ – auf Deutsch: vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt.

Was sind die Voraussetzungen für eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt?

Ein Kaiserschnitt als solcher ist kein Argument gegen eine vaginale Geburt. Lagen dem Kaiserschnitt einmalige medizinische Indikationen zugrunde, die sich in der aktuellen Schwangerschaft nicht wiederholen, stehen die Chancen für eine VBAC gut. Weiterhin spricht nichts gegen eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Die letzte Geburt liegt mindestens ein Jahr zurück. Je länger die Sectio her ist, desto geringer ist das Risiko eines Gebärmutterrisses (dazu gleich mehr).
  • Die Gebärmutternarbe ist fest und gut ausgeheilt.
  • Das Kind ist normalgewichtig.
  • Das Kind liegt in der Schädellage (mit dem Kopf nach unten) oder in Beckenendlage (hier muss allerdings individuell abgewogen werden – dazu gleich mehr).
  • Die aktuelle Schwangerschaft verläuft komplikationsfrei.
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Medizinische Vorgeschichte entscheidend

Lass dich in deiner Frauenarztpraxis ausführlich beraten. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dir deine Möglichkeiten darlegen. Wenn du eine natürliche Geburt anstrebst, solltest du zusätzlich einen Beratungstermin in deiner Wunschgeburtsklinik vereinbaren. Dort werden die Ärzte unter Berücksichtigung deiner medizinischen Vorgeschichte abschließend abwägen, ob eine natürliche Geburt in deinem Fall möglich ist oder ob es Faktoren gibt, die dagegen sprechen. Hierzu wird man dir unter anderem folgende Fragen stellen:

  • Wie lange ist der Kaiserschnitt her?
  • Warum erfolgte bei der vorhergehenden Entbindung ein Kaiserschnitt?
  • Wie wurde der Kaiserschnitt durchgeführt (geplant oder ungeplant)?
  • Wie sieht die Kaiserschnittnarbe aus?
  • Wie verläuft die aktuelle Schwangerschaft?
  • Hast du bereits vaginal entbunden? (Wenn du bereits eine Spontangeburt hattest, erhöhen sich die Erfolgsaussichten darauf, dass es wieder klappt.)

Tipp: Kopie des Geburts- bzw. OP-Berichts anfordern

Falls du nicht alle Infos parat hast, kann es hilfreich sein, eine Kopie des Geburts- bzw. OP-Berichts anzufordern. In diesem Bericht sind die Gründe für den Kaiserschnitt und der Ablauf der Sectio genau dokumentiert. Wende dich hierzu an die Krankenhausverwaltung des Krankenhauses, in dem du entbunden hast. Falls du erneut in dieser Klinik entbinden möchtest, kann der Geburtsbericht natürlich direkt vom medizinischen Fachpersonal eingesehen werden.

Wann raten Ärzte zu einer erneuten Kaiserschnittentbindung?

Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt – diese Annahme ist längst überholt. Nichtsdestotrotz gibt es Risikofaktoren, die eine vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt erschweren können. Treffen diese Risikofaktoren in deinem Fall zu, kann es sein, dass dir die Ärzte und Ärztinnen eher zu einer erneuten Schnittentbindung (Re-Sectio) raten.

Relative Indikationen für eine Re-Sectio

  • Geburtsstillstand als Ursache des vorherigen Kaiserschnitts: Erfolgte der vorherige Kaiserschnitt aufgrund eines Geburtsstillstands, etwa weil der Kopf des Babys nicht durch das Becken der Mutter passte, könnte es bei einer erneuten Spontangeburt wieder zu diesem Missverhältnis kommen.
  • Erkrankungen: Aufgrund von Adipositas, Bluthochdruck und/oder Schwangerschaftsdiabetes wird oft zu einem Kaiserschnitt geraten.
  • Überdurchschnittlich großes und schweres Baby: Ist das Baby sehr groß und schwer (geschätztes Geburtsgewicht über 4.000 Gramm), wird oft ein Kaiserschnitt empfohlen.
  • Das Baby liegt in Beckenendlage (auch: Steißlage). Eine natürliche Geburt ist in diesem Fall zwar grundsätzlich möglich, allerdings sollte hier eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
  • Die Schwangere hat bereits mehrere Kaiserschnitte hinter sich. Nach zwei oder mehr Kaiserschnitten raten die meisten Ärzte und Ärztinnen zu einem erneuten Kaiserschnitt. Denn dadurch steigt unter der Geburt das Risiko für einen Gebärmutterriss.

Alle diese Indikationen sind relativ. Das bedeutet: Sie können eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt erschweren, machen eine Sectio aber nicht zwingend erforderlich. Du kannst in Absprache mit den behandelnden Ärzten und Ärztinnen selbst entscheiden, ob du trotz vorliegender Risikofaktoren einen vaginalen Geburtsversuch starten möchtest.

Geburtseinleitung als relative Indikation

Auch kurz vor der Geburt kann es sein, dass man dir trotz angestrebter vaginaler Entbindung zu einer Sectio rät – und zwar dann, wenn dein Baby auf sich warten lässt und eine Geburtseinleitung erforderlich wäre. Denn: Medikamente wie Angusta (Wirkstoff: Misoprostol) oder bestimmte Prostaglandine, die zur Geburtseinleitung eingesetzt werden, können zu einer Überstimulation der Gebärmutter führen. Dadurch erhöht sich das Risiko einer sogenannten Uterusruptur auf das zwei- bis dreifache (1 bis 1,5 Prozent). Eine Einleitung nach Kaiserschnitt erfolgt daher nur per gut dosierbarem Wehentropf und wenn eine klare medizinische Indikation vorliegt. Alternativ können mechanische Methoden sowie das Eröffnen der Fruchtblase versucht werden.

Schreckgespenst Uterusruptur – wie groß ist das Risiko?

Das größte Risiko bei einer natürlichen Geburt nach einem Kaiserschnitt ist die gefürchtete Uterusruptur (Riss der Gebärmutter). Bei einem Gebärmutterriss reißt die Gebärmutter durch die Wehenkraft an der Kaiserschnittnaht ein. Ein solcher Riss kann lebensbedrohlich sein. Zur Beruhigung: Das Risiko ist gering. Nur in etwa 0,2 bis 0,5 Prozent aller Fälle kommt es bei einer natürlichen Geburt nach Kaiserschnitt tatsächlich zu einer Uterusruptur. Tritt der Fall ein, kann ein Notkaiserschnitt nötig sein.

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Um das Risiko eines Uterusrisses zu minimieren, kann in der Schwangerschaft die Dicke der Gebärmutternaht per Ultraschall (Vaginal-Sonografie) eingeschätzt werden. Ist die Narbe in der Gebärmutter dick genug und handelt es sich um einen normalen Schwangerschaftsverlauf, spricht nichts gegen eine Spontangeburt. Bei Frauen, die im „Zustand nach Sectio“ erneut schwanger werden, wird zudem schon früh über den Ultraschall ermittelt, wo sich die Plazenta einnistet. Dabei muss darauf geachtet werden, ob die Plazenta tief, also vor dem Muttermund liegt oder ob die Plazenta in die Narbe hineinwächst.

Tipps zur Entscheidungsfindung

Lass dich in deiner Wunschentbindungsklinik umfassend zu deinen individuellen Chancen auf eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt beraten. Achte im Gespräch darauf, ob die Ärzte bereit sind alle Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen und eine natürliche Geburt grundsätzlich unterstützen oder ob sie von vornherein eher zu einem Kaiserschnitt tendieren. Hole dir ruhig auch eine Zweitmeinung ein. Manchmal beurteilen Kliniken die Chancen unterschiedlich. Wenn du natürlich entbinden möchtest und keine absoluten Indikationen die Sectio erforderlich machen (dazu gleich mehr), kann dein Wunsch nach einer Spontangeburt wahr werden.

Solltest du umgekehrt jedoch Angst vor der Geburt und Zweifel bezüglich der natürlichen Geburt nach deinem Kaiserschnitt haben, ist es ebenso dein gutes Recht, auch ohne zwingende medizinische Indikation einen Wunschkaiserschnitt in Erwägung zu ziehen. Entscheide so, wie es sich für dich gut und richtig anfühlt.

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Wann eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt nicht möglich ist

Leider gibt es auch medizinische Gründe, die eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt ausschließen und eine erneute Schnittentbindung zwingend erforderlich machen. Ärzte sprechen in diesem Fall von absoluten Indikationen für eine erneute Schnittentbindung.

Absolute Indikationen für eine Re-Sectio

  • Bei der Sectio erfolgte kein Querschnitt, sondern ein T-Schnitt oder Längsschnitt.
  • Es trat bereits einmal eine Uterusruptur (Gebärmutterriss) bzw. eine Narbenruptur (Riss der Kaiserschnittnarbe) auf.
  • Die Kaiserschnittnarbe und das umliegende Narbengewebe sind sehr dünn.
  • Anatomische Gegebenheiten haben die erste Geburt unmöglich gemacht und bestehen fort (etwa ein sehr kleines, enges Becken der Mutter).
  • Die Plazenta liegt vor dem Muttermund (Plazenta praevia), ist teilweise (Plazenta increta) oder komplett (Plazenta percreta) in die Gebärmutterwand hineingewachsen oder sie ist mit der Gebärmuttermuskulatur verwachsen (Plazenta accreta). Solche Fehlimplantationen der Plazenta nehmen mit der Zahl der Kaiserschnitte zu.

Fazit: Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt – du entscheidest!

Ein bereits erfolgter Kaiserschnitt ist nicht per se ein Ausschlusskriterium für eine natürliche Geburt. Sofern die Voraussetzungen gegeben sind und keine zwingenden medizinischen Indikationen für eine Sectio vorliegen, kannst du dein Kind per Spontangeburt zur Welt bringen. Sprich deinen Wunsch nach einer natürlichen Geburt frühzeitig an und lass dich über die Voraussetzungen und Risiken für eine vaginale Geburt nach einem Kaiserschnitt aufklären. Deine Frauenärztin oder dein Frauenarzt werden dich umfassend informieren und bei der Entscheidungsfindung behilflich sein.

FAQ: Häufige Fragen zum Thema natürliche Geburt nach Kaiserschnitt

Warum ein Jahr bis zu einer weiteren Schwangerschaft warten?

Ein Kaiserschnitt ist eine OP, durch die eine Narbe an der Gebärmutter entsteht. Diese Narbe braucht ausreichend Zeit zur Heilung. Andernfalls besteht das Risiko, dass die Narbe durch die mit dem Einsetzen der Wehen verbundenen Kontraktionen aufreißt. Je mehr Zeit zwischen der Sectio und der Folgeschwangerschaft vergeht, desto besser.

Ist nach einem Kaiserschnitt eine Geburt im Geburtshaus oder per Hausgeburt möglich?

Zwar ist eine Geburt im Geburtshaus oder zu Hause bei einem komplikationslosen Schwangerschaftsverlauf durchaus möglich, allerdings lehnen viele Geburtshäuser eine Betreuung nach einer Sectio ab. Ihr Argument: Eine natürliche Geburt nach Sectio sollte dort stattfinden, wo sowohl von geburtshilflicher als auch kinderärztlicher Seite ein sofortiges Handeln möglich ist. Falls deine Suche nach einem Geburtshaus oder einer Hebamme, die deinen Wunsch nach einer Hausgeburt verwirklicht, nicht von Erfolg gekrönt sein sollte, kann eine Begleit-Beleghebamme eine gute Alternative sein. Eine Begleit-Beleghebamme übernimmt die Betreuung vor, während und nach der Geburt. Um den Entbindungstermin herum ist sie rufbereit. Du entbindest dann zwar in einer Klinik, kannst dir jedoch sicher sein, dass du bei der Geburt von deiner Hebamme allumfassend betreut wirst – ganz wie in einem Geburtshaus oder zu Hause.

Mehr Infos findest du hier: Beleghebamme: Aufgaben, Vorteile, Kosten & Tipps für die Suche

Kann nach einem Kaiserschnitt eine Wassergeburt durchgeführt werden?

Sofern es sich um einen komplikationslosen Schwangerschaftsverlauf handelt und medizinisch alles in Ordnung ist, spricht nach einer Sectio nichts gegen eine Wassergeburt. Du solltest dein Vorhaben jedoch mit deiner Wunschklinik besprechen. Nicht alle Kliniken stimmen einer Wassergeburt nach einem Kaiserschnitt zu.

Planst du eine natürliche Geburt nach einem Kaiserschnitt? Oder hast du bereits eine Spontangeburt nach einer Sectio erlebt und möchtest anderen Frauen Mut machen? Wir freuen uns über eure Erfahrungsberichte und Kommentare!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 08.05.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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