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Stillen im Liegen: Vorteile, Anleitung und hilfreiche Tipps

Stillen im Liegen - die Seitenlage
Das Stillen im Liegen in Seitenlage ist nachts besonders praktisch. / Bild © Mladen, Adobe Stock

Das Stillen im Liegen wird von Müttern als besonders entspannte Stillposition wahrgenommen. Wir erklären dir, welche Vorteile die Seiten- und Rückenlage bieten und weshalb beim Stillen im Liegen auch von „intuitivem Stillen“ die Rede ist. Außerdem stellen wir dir eine besondere Variante des Stillens in Rückenlage vor: zurückgelehntes Stillen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Stillen im Liegen kann in Seiten- und in Rückenlage erfolgen.
  • Für Neugeborene (aber auch für ältere Säuglinge) ist zurückgelehntes Stillen ideal.
  • Im Liegen stillen ermöglicht es dem Baby, intuitiv die Brustwarze zu finden und selbstständig anzudocken.
  • Liegende Stillpositionen haben viele Vorteile, unter anderem fördert der intensive Hautkontakt das Bonding und regt den Milchspendereflex an.

Wie funktioniert das Stillen im Liegen?

Stillen im Liegen wird auch als „intuitives Stillen“ oder „babygesteuertes Stillen“ bezeichnet. Bei liegenden Stillpositionen übernimmt das Baby die „Führung“. Es kann die Brustwarze (Mamille) selbstständig finden und eigenständig andocken. Der Säugling folgt seinem natürlichen Instinkt und seinen angeborenen Reflexen.

Für das Stillen im Liegen hast du zwei Möglichkeiten: Du kannst in Seitenlage oder in Rückenlage stillen. Für Neugeborene ist vor allem eine Variante des Stillens in Rückenlage ideal: zurückgelehntes Stillen. Wir stellen dir alle Möglichkeiten vor.

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Zurückgelehntes Stillen: ideal für Neugeborene

Als zurückgelehntes Stillen (auch: „Laid-Back Nursing“, „Laid-Back Breastfeedind“, „Biological Nurturing“) wird das Stillen in Rückenlage in einer halb liegenden, halb sitzenden Position bezeichnet – fast so, als würdest du eine bequeme Haltung auf der Couch einnehmen. Hebammen sprechen hier augenzwinkernd von einer „Netflix Position“.

Zurueckgelehntes Stillen 1 1 - Stillen im Liegen: Vorteile, Anleitung und hilfreiche Tipps

Das Stillen in zurückgelehnter Haltung wird bereits für Neugeborene empfohlen und kann unmittelbar nach der Geburt ausprobiert werden. Es kann auch bei Frühchen, geschwächten Babys und Säuglingen mit oralen Besonderheiten hilfreich sein. Für Mütter mit Zwillingen ist diese Stillposition eine gute Möglichkeit, beide Babys parallel zu stillen.

So geht zurückgelehntes Stillen:

  • Lege dich so hin, dass dein Oberkörper im Liegen leicht aufgerichtet ist. Schiebe dir Kissen unter deinen Kopf und den oberen Rücken, damit du bequem liegst. Die Rückenlehne sollte einen Winkel von etwa 45 Grad haben.
  • Lege dein Neugeborenes bäuchlings in Höhe deiner Brust auf deinen Bauch – entweder in Längs-, Quer- oder Schräglage.
  • Dein Baby nimmt von selbst eine froschähnliche Haltung ein. Seine Körperinnenseite (Unterarme, Brust, Bauch, Ober- und Unterschenkel) sind im direkten Kontakt mit dir. In dieser Position kann das Kind seine Reflexe optimal aktivieren.
  • Dein Säugling beginnt intuitiv mit dem sogenannten „Breast Crawl“. Er tastet sich Stück für Stück in Richtung Brustwarze vor. Die Pheromone deiner Brustwarzen stimulieren die angeborenen Such-, Andock- und Saugreflexe.

Gut zu wissen: Am Anfang sieht das Ganze etwas unbeholfen aus. Es kann durchaus 30 bis 45 Minuten dauern, bis das Neugeborene zum ersten Mal andockt.

Tipps für das zurückgelehnte Stillen:

  • In der ersten Zeit nach der Geburt ist es hilfreich, ein Kissen oder eine zusammengerollte Decke unter die Kniekehlen und Oberschenkel zu legen. Das entlastet die Bauchmuskulatur.
  • Bei Bedarf kannst du deinem Baby mit einer Hand unter den Füßen oder am Po Halt geben.
  • Wenn du einen Kaiserschnitt hattest, kannst du dein Baby beim zurückgelehnten Stillen seitlich über deine Schulter legen. So wird kein Druck auf deine Wunde ausgeübt.
  • Wenn ihr beim Stillen in zurückgelehnter Haltung geübter seid, kannst du in dieser Position auch die Wiegehaltung oder den Rückengriff (auch: Rückenhaltung, Football-Haltung) anwenden. Beide Haltungen gehören zu den beliebtesten Stillpositionen.
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Wichtig: Beim Stillen in zurückgelehnter Haltung liegt dein Baby bäuchlings auf dir. Die Bauchlage gilt als unsichere Schlafposition und im ersten Lebensjahr als Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod. Wenn du sehr müde bist und es dir schwerfällt, dich wach zuhalten, solltest du in Seitenlage stillen.

Stillen in Seitenlage: ideal für die Nacht

Beim Stillen in Seitenlage liegen Säugling und Mutter seitlich, Bauch an Bauch. Vor allem für das Einschlafstillen am Abend und in der Nacht ist diese Stillhaltung ideal. Wenn dein Kind im Familienbett schläft, kannst du bei nächtlichen Hungerattacken entspannt liegen bleiben, während dein Baby trinkt. Die Seitenlage eignet sich aber auch tagsüber. Wenn du müde und erschöpft bist, kannst du beim Stillen gemeinsam mit deinem Schatz ein Nickerchen machen.

Stillen im Liegen in Seiten - Stillen im Liegen: Vorteile, Anleitung und hilfreiche Tipps

Wichtig: Dein Baby wird sich von selbst auf den Rücken drehen, wenn es satt ist. Daher sollte es nicht am Sofa- oder Bettrand liegen. Zudem sollten keine Kissen oder Kuscheltiere in der Nähe sein, die deinem Baby ins Gesicht rutschen und die Atemwege versperren könnten. Die Schlafumgebung muss sicher sein.

So geht das seitliche Stillen im Liegen:

  • Lege dich seitlich hin. Stütze deinen Kopf mit deinem unteren Arm oder einem Kissen ab.
  • Lege dein Baby dicht neben dich. Ihr liegt Bauch an Bauch.
  • Ohr, Schulter und Hüfte deines Babys bilden eine Linie. Die Wirbelsäule deines Babys ist gerade ausgerichtet.
  • Die Nase deines Babys befindet sich in Höhe der Brustwarze deiner unteren Brust. So kann es den Geruch der Milch wahrnehmen und die Brustwarze leicht finden. Gleichzeitig muss es sein Köpfchen ein wenig in den Nacken strecken, um die Brust zu erreichen. Das ist wichtig, damit dein Baby den Mund weit öffnen kann.
  • Stütze dein Baby durch deinen oberen Arm am Rücken oder am Po ab. (Bei älteren Säuglingen ist das nicht nötig.)
  • Dein Baby kann selbstständig an der unteren Brust andocken.

Tipps für das Stillen in Seitenlage:

  • Lege dir ein Kissen hinter deinen Rücken und/oder zwischen deine Beine. Dann liegst du bequemer.
  • Falls dein Baby die Brust nicht allein fassen kann, kannst du mit der Hand deines oberen Arms helfen und die Brust „mundgerecht“ formen. Woran du erkennst, dass dein Baby die Brustwarze richtig im Mund hat, wird in diesem Video von Global Health Media sehr anschaulich erklärt.
  • Um die Brust zu wechseln, hast du zwei Möglichkeiten: 1. Bleibe liegen und lasse dich etwas nach vorn kippen. Stabilisiere dabei mit dem oberen Knie deine Position. Dein Baby kann nun die obere Brust fassen und trinken. 2. Spiegele die Position, indem du dich mit deinem Baby umdrehst. Lege dein Baby hierzu auf deinen Bauch, halte es fest und drehe dich über deinen Rücken auf die andere Seite.
  • Du kannst den Rücken deines Kindes mit einem Stillkissen oder einem zusammengerollten Handtuch stützen, während es trinkt. Diese sollten nach dem Stillen wieder entfernt werden, damit sich dein Baby zum Schlafen auf den Rücken drehen kann.
  • Du kannst dein Baby auch um 180 Grad gedreht an der Brust andocken lassen. Seine Füße zeigen dann zu deinem Kopf. Diese umgedrehte Seitenlage sorgt beispielsweise bei verhärteten Stellen im oberen Bereich der Brüste für Erleichterung.

Hautkontakt fördert die Bindung!

Idealerweise sollten beim Stillen im Liegen sowohl der Oberkörper der Mutter als auch der Oberkörper des Babys frei von Kleidung sein. Der Hautkontakt regt die Oxytocinausschüttung und damit den Milchspendereflex an.

Stillen in Rückenlage: tolle Option bei starkem Milchspendereflex

Das Stillen im Liegen in Rückenlage ist ideal, falls du einen starken Milchspendereflex und/oder einen Milchüberschuss hast. Die Milch fließt bei dieser Stillposition entgegen der Schwerkraft. Durch das „Bergauf-Stillen“ wird der Strahl etwas abgebremst. Dein Baby kann die Milch leichter trinken und verschluckt sich weniger.

Stillen im Liegen in Ruecken - Stillen im Liegen: Vorteile, Anleitung und hilfreiche Tipps

Für Neugeborene ist die volle Rückenlage allerdings weniger geeignet, da du dein Kind dabei nicht so gut im Blick hast wie beim zurückgelehnten Stillen. Bei älteren Säuglingen kann die volle Rückenlage jedoch eine gute Alternative zur Seitenlage sein.

So geht das Stillen in voller Rückenlage:

  • Lege dich flach auf deinen Rücken. Lediglich unter deinem Kopf platzierst du ein Kissen, damit du dein Kind beim Stillen etwas im Blick hast.
  • Lege dein Baby in Höhe deiner Brustwarze entweder seitlich oder gerade auf deinen Bauch. Es sollte die Brust gut erreichen können.
  • Dein Baby kann selbstständig und intuitiv andocken. Durch den Haut-zu-Haut-Kontakt und den Geruch der Muttermilch werden die angeborenen Stillreflexe ausgelöst.

Tipps für das Stillen in voller Rückenlage:

  • Lege deinen Arm um den Körper deines Babys, damit es nicht von dir herunterrollt. Du kannst deinen Arm hierbei zur Entlastung auf ein Kissen stützen.
  • Je nachdem, wie lange dein Kind trinkt, kann das flache Liegen unbequem werden. Winkle in diesem Fall deine Beine etwas an. Oder lege von Anfang an ein Kissen unter deine Kniekehlen und Oberschenkel.
  • Falls du den Eindruck hast, dass deine Brüste beim Stillen in voller Rückenlage nicht vollständig entleert werden, richte dich gegen Ende der Stillmahlzeit auf und stille im Sitzen zu Ende. Die Brust sollte möglichst vollständig entleert werden, um einem Milchstau vorzubeugen.

Wichtig: Auch beim Stillen in Rückenlage solltest du in den ersten Lebensmonaten deines Kindes nicht einschlafen. Dein Baby liegt bei dieser Stillposition bäuchlings auf dir. Säuglinge sollten in Rückenlage schlafen.

Muss das Baby beim Stillen im Liegen ein Bäuerchen machen?

Du musst dein Kind nicht extra wecken, wenn es beim Stillen eingeschlafen ist. Ein Bäuerchen ist kein Muss. Es sei denn, dein Baby spuckt häufig oder neigt zu Bauchschmerzen. Dann solltest du deine Hebamme um Rat fragen.

Stillen im Liegen: alle Vorteile auf einen Blick

Der wohl größte positive Aspekt: Der Säugling wird nicht „künstlich“ in eine Position gebracht. Er folgt seinen angeborenen Stillreflexen. Das Stillen im Liegen fördert demnach einen natürlichen Stillprozess. Weitere Vorteile vom Stillen im Liegen:

  • Das Stillen im Liegen ist für Mutter und Säugling gleichermaßen entspannend.
  • Der Haut-zu-Haut-Kontakt fördert das Bonding, die Oxytocinausschüttung und den Milchspendereflex.
  • Stillen im Liegen ist auch mit Geburtsverletzungen (etwa einem Dammriss) oder zum Stillen nach einem Kaiserschnitt ideal. Die Mutter muss das Gewicht des Säuglings nicht halten. Das entlastet die Narbe und gibt dem Körper Zeit, sich zu erholen.
  • Bei einem starken Milchspendereflex ist das Stillen im Liegen hilfreich, da das Kind entgegen der Schwerkraft saugt.
  • Die Schwerkraft hilft dem Baby dabei, die Brustwarze gut zu erfassen und in Position zu bleiben. Weiterhin unterstützt sie die Mund-, Kiefer- und Zungenbewegungen.
  • Anlegeprobleme werden durch das intuitive Stillen minimiert. Das Baby öffnet den Mund weit und erfasst mehr Brustgewebe.
  • In Studien wurde nachgewiesen, dass Stillen im Liegen das Risiko von wunden Brustwarzen senkt.
  • Weitere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass durch intuitives Stillen das ausschließliche Stillen erleichtert werden kann.
  • Intuitives Stillen soll bei Brustverweigerung und einem Stillstreik hilfreich sein.
  • Ältere und schwerere Babys müssen nicht hochgehoben und die gesamte Stillmahlzeit über gehalten werden. Dadurch lassen sich etwa Verspannungen in den Schultern oder dem Rücken vermeiden.

Weshalb intuitives Stillen im Klinikalltag oft zu kurz kommt

Die Klinikroutine bietet oft zu wenig Zeit, um Neugeborene selbstständig die Brustwarze finden zu lassen. Außerdem wird der Hautkontakt häufig zu früh unterbrochen, etwa aufgrund der U1 Untersuchung, die laut Kinder-Richtlinie direkt nach der Geburt stattfinden sollte (in den ersten 30 Minuten nach der Entbindung).

Dennoch wächst das Bewusstsein dafür, wie wichtig intensives Bonding und intuitives Stillen nach der Geburt sind. Immer mehr Kliniken gehen dazu über, die U1 erst nach dem ersten Anlegen durchzuführen – üblicherweise innerhalb der ersten beiden Lebensstunden.

Mehr Vertrauen in die natürlichen Instinkte

Hebammen wie Regine Gresens setzen sich dafür ein, auch im klinischen Umfeld das intuitive Stillen im Liegen zu fördern. In ihrem Essay „Macht unsere Anleitung das Stillen so schwierig“ schreibt sie:

Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass die gängige Praxis, Müttern schon in den ersten Tagen nach der Geburt die klassischen Stillpositionen beizubringen, dringend verändert werden sollte. Sie ist kontraproduktiv und für viele der verbreiteten Stillschwierigkeiten verantwortlich.

Regine Gresens (Hebamme, Still- und Laktationsberaterin IBCLC)

Frauen sollten stattdessen ihren eigenen Instinkten und den natürlichen Reflexen des Babys vertrauen.

Das Stillen im Liegen klappt nicht?

Zurückgelehntes Stillen kann auch bei Neugeborenen meist erfolgreich praktiziert werden. Beim Stillen in Seitenlage oder in voller Rückenlage gilt dies nicht immer. Auch, wenn das Stillen im Liegen eine ganz natürliche Variante des Stillens ist, kann es für ein Neugeborenes insbesondere beim Stillen in Seitenlage zunächst schwer sein, die Brustwarze zu fassen.

Wichtig ist, dass du dir und deinem Baby Zeit gibst. Eure Stillbeziehung muss sich einspielen. Mach dir keinen Stress, wenn das Stillen im Liegen anfangs nicht klappen sollte. Bleib dran. Es lohnt sich, es weiterzuprobieren.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Stillen im Liegen gemacht? Wir freuen uns über eure Kommentare.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 17.08.2023
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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